Spiel mit dem Tod (German Edition)
ihm einen Kuss.
«Schon vorbei. Mich regt nur auf, dass du nie zu deinen Fehlern stehen kannst. Der unfehlbare Kommissär Ferrari!»
«Das stimmt gar nicht.»
«Doch! Aber lassen wir es dabei bewenden. Wie geht es mit deinem Fall voran?»
«Der eigenartigste Fall, den ich jemals untersucht habe. Jetzt ist sogar eine DVD mit Rosts Selbstmordankündigung aufgetaucht.»
Monika setzte sich, trank Schluck für Schluck ihren Tee und hörte Ferrari aufmerksam zu.
«Wie kommt ein Zollinspektor an eine solch grosse Summe? Oder verheimlichst du mir etwas? Verdienst du Millionen und ich weiss nichts davon?»
«Schön wärs. Das kann ich mir eben überhaupt nicht erklären. Wenn es ein einmaliger Betrag wäre, dann würde ich auf einen Lottogewinn oder eine Erbschaft tippen. Aber vier Tranchen à 500 000 Franken …»
«Schönes Einkommen!»
«Zumindest kein normales Gehalt für einen Beamten. Ich weiss, wovon ich spreche.»
«Vielleicht zahlte er den Lottogewinn in Tranchen ein.»
«Das glaube ich nicht. Die Buchungen wurden von einem Freund vorgenommen. Es wäre also auch nicht aufgefallen, wenn er einmalig zwei Millionen einbezahlt hätte.»
«Frag doch diesen Freund.»
«Der trampt irgendwo auf dem fünften Kontinent herum.»
«Wenn ich richtig zwischen den Zeilen leise, steht für dich fest, dass er ermordet wurde. Oder?»
«Ich bin mir nicht sicher. Auf jeden Fall will ich dem Toten sein Geheimnis entlocken.»
«Auf die Gefahr hin, dass sehr viel Dreck an die Oberfläche kommt?»
«Monika, ich will Gewissheit haben. Wenn ich das Puzzle zusammenbringe, dann kann ich es noch immer diskret zur Seite legen. Der Tote provoziert mich einfach mit seiner Geheimniskrämerei. Ganz abgesehen von meinem diffusen Gefühl. Glaub mir, etwas stimmt hier nicht.»
Ferrari goss sich einen Kaffee nach und tauchte ab. In seinen Fall. Seine Gedanken kreisten und kreisten. Zwischendurch murmelte er einzelne Worte vor sich hin. Ein Zeichen dafür, dass er in der nächsten halben Stunde unerreichbar war. Monika strich ihm liebevoll über den Kopf und liess ihn allein. Sie kannte ihren Francesco gut. Manchmal war es ihr fast unheimlich, wie gut.
Nadine hatte inzwischen Auskünfte über den zukünftigen Schwiegersohn von Hans Rost eingeholt. Bei seinen Kunden war er äusserst beliebt. Der Kumpeltyp, der gern mal nach Feierabend eine Runde spendiert, ohne gleich als Angeber verschrien zu sein. Sein Ruf beim Betreibungsamt zeugte von einer anderen Geschichte. Der zuständige Beamte scherzte, dass sie für Hansruedi Pfirter demnächst einen eigenen Sachbearbeiter einstellen müssten. Im Augenblick liefen dreiundvierzig Zahlungsbefehle, zwölf davon würden demnächst gerichtlich vollstreckt. Pfirters Schulden betrugen noch immer 200 000 Franken. Nebst dem Darlehen, das ihm Hans Rost gegeben hatte.
«Ein schönes Früchtchen, dieser Pfirter», schloss Nadine ihren Bericht ab.
«Ein Salamitaktiker! Gibt immer nur so viel zu, wie man ihm beweisen kann. Die 400 000, die ich ihm auf den Kopf zugesagt habe. Aber sonst angeblich keine Schulden.»
Ferrari war mit Nadines Arbeit zufrieden. Sehr sogar. Wie hatte er bloss ohne sie auskommen können. Diese Zeit schien weit zurückzuliegen. Fast war ihm so, als hätte es sie nie gegeben. Das muss in einem anderen Leben gewesen sein. Definitiv.
«Der Herr Schwiegersohn in spe sitzt tief in der Tinte. Geld ist immer ein Motiv für einen Mord.»
«Er hat ja bekommen, was er wollte, Nadine.»
«Offensichtlich nur ein Teil. Und er ist der Einzige, der von der Versicherung wusste. Sicher wäre es ihm nach seiner Heirat sogar gelungen, die Summe für sich zu kassieren. Er hätte Edith seine Schulden ganz einfach gebeichtet und den Betrag von ihr erhalten.»
Am Nachmittag tauchte die zweite DVD auf. Wiederum bei der Poststelle Basel 2 aufgegeben. Dieses Mal per Express. Nadine liess den Kartonschuber samt DVD abholen und erfolglos nach Fingerabdrücken untersuchen. Wie beim letzten Mal kamen die Untersuchungsergebnisse in Form eines voll gestylten Noldis geradezu in Windeseile.
«Und, was meint Merkur?», spottete Ferrari.
«Merkur?»
«Der geflügelte und aufgemotzte Götterbote aus dem Untergrund des Polizeilabors.»
«Nur die Fingerabdrücke von Rost. Und Merkur bemüht sich echt um mich.»
Was nun wirklich nicht zu übersehen war. Nadines Nachforschungen beim Schalterpersonal in der Post Basel 2 ergaben auch keine neuen Anhaltspunkte. Es konnte sich niemand an eine Person erinnern, die
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