Spiel mit dem Tod (German Edition)
Rost. Schluss, aus und vorbei.
Ferrari erhob sich langsam. Er wollte Nadine seine eben gewonnene Erkenntnis und den schweren Herzens gefassten Entschluss mitteilen, als sie plötzlich in sein Büro stürmte.
«Francesco, wir müssen zu Denise Grieder. Es ist eine neue DVD aufgetaucht. Kommst du?»
Nadine wartete keine Antwort ab, sondern schob den unverständlich murmelnden Kommissär ungeduldig zum Ausgang. Einzelne Worte wie Schlussstrich, Phantom und verrannt glaubte Nadine zu hören. Ein komischer Kauz war ihr Chef, sie konnte sich nur wiederholen.
«Ah, es geht Ihnen besser, Francesco. Möchten Sie einen Tee? Hallo, Frau Kupfer.»
«Danke, ein Kaffee wäre mir lieber.»
«Für Sie auch?»
Nadine nickte nur und half wie beim letzten Mal. Beinahe ein eingespieltes Team. Aber Freundinnen werden die beiden wohl nie, dachte Ferrari und nahm sich vor, nur noch diese eine Aufzeichnung anzusehen, um seinen ruhelosen Geist zu beruhigen. Danach war Schluss, sofern sich keine Verdachtsmomente auftaten. Ein für alle Mal.
«Die Botschaften häufen sich!», frohlockte Denise Grieder und zeigte auf den noch verschlossenen Versandschuber.
«Wenn diese Aufnahmen keine weiteren Erkenntnisse bringen, stelle ich meine Untersuchungen ein.»
«Jetzt mal ganz ehrlich, Francesco. Was glaubten Sie, herauszufinden?»
«Ich war von Anfang an überzeugt, dass Hans Rost ermordet wurde. Reine Intuition. Aber offensichtlich habe ich mich geirrt.»
«Tja, dann kann mich wohl nur noch diese DVD retten. Vielleicht offenbart sie uns den wahren Mörder.»
«Wieso rettet Sie das, Denise?»
«Weil auch ich von Anfang an mit einer Mordstory spekuliert habe. Ein Selbstmörderporträt mit Todessprung bringt hohe Einschaltquoten. Sicher. Aber ein Mord, der als Selbstmord getarnt wurde, bringt den Durchbruch. Diese Sensationsgeschichte könnten wir weltweit verkaufen und unwahrscheinlich viel Geld verdienen.»
«Was heisst das in Franken?»
«Das ist schwer zu sagen. Allein für die deutschsprachigen Rechte kassieren wir mehrere Millionen. Weltweit multipliziert, sprechen wir von Lizenzeinnahmen von über hundert Millionen. Mein Sekretär hängt seit dieser Woche an der Strippe und klärt ab, wer interessiert ist. Wir haben bereits Vorverträge über zehn Millionen abgeschlossen.»
«Das ist unglaublich!»
«Aber wahr, Francesco. Nichts zieht so, wie das Elend des anderen.»
«Und Sie kassieren für eine Sendung hundert Millionen?», fragte der erstaunte Kommissär.
«Wir machen eine mehrteilige TV-Show daraus. Wenn wir das Material ein wenig strecken, gibt es genug her. Hundert Millionen ist das absolute Minimum. Ich schätze, dass wir in Europa rund fünfzig bis sechzig Millionen einnehmen. Vielleicht schon die hundert Millionen knacken. Und dann gehts weiter nach Übersee.»
«Und was ist mit Christina Rost?»
Sie blickte ihn irritiert an.
«Wie meinen Sie das?»
«Bekommen Sie keine Gewissensbisse?»
«Ach, jetzt verstehe ich, worauf Sie hinaus wollen. Ehrlich gesagt, nein. Bringen wir die Story nicht, macht es ein anderer. Da muss sie durch. Wir werden ihr eine grosszügige Abfindung bezahlen.»
«Nach dem Motto, mit Geld kann man alles kaufen», setzte Nadine nach.
«Oh, wieder einmal ein Votum des weiblichen Moralapostels! Sie treffen den Nagel auf den Kopf, meine Liebe. Geld öffnet sämtliche Türen und macht dich zum Herrscher der Welt. Über mir thront nur ein Gott, die Einschaltquote.»
«Sie sind eine schreckliche Frau.»
«Danke für das Kompliment, Frau Kupfer. Aus Ihrem Mund gefällt mir das besonders gut. Allerdings glaube ich nicht, dass Sie beide käuflich sind. Keine Regel ohne Ausnahme.»
«Das betrachte ich jetzt als Kompliment, Denise.»
«Sie sind ein eigenartiger Mensch, Francesco. Ein Mensch mit Prinzipien, vom Aussterben bedroht.»
«Dürfen Sie das überhaupt?»
«Was?»
«Ist es juristisch zulässig, dass Sie Hans Rost der Öffentlichkeit vorführen? Was geschieht, wenn Christina Rost gerichtlich gegen Sie vorgeht?»
«Das lasse ich getrost auf mich zukommen. Prozesse sind teuer.»
«Christina Rost verfügt über zwei Millionen.»
«Sie wollen mich nur verunsichern, Francesco. Ich werde mit ihr eine Vereinbarung treffen. Zudem ist unsere Rechtsabteilung der Ansicht, dass Christina Rost keine rechtlichen Schritte gegen einen Dokumentarbericht ergreifen kann. Wir sind auf korrekte Art und Weise an alle Unterlagen gekommen. Die DVDs wurden uns zugeschickt. Und der Zufall war beim Sprung in
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