Spiel mit dem Tod (German Edition)
keine Rücksicht auf deren finanzielle Verhältnisse nehmen. Sie sollen bei Banken Darlehen aufnehmen. Ich muss das Geld zurückhaben, erst dann finde ich meine Ruhe.»
Erneut begann die Aufzeichnung zu flimmern. Denise Grieder spulte es langsam bis zum Ende durch.
«Das ist alles. Es ist nichts mehr drauf.»
«Eigenartig. Weshalb kam es zu dieser kurzen Unterbrechung?», überlegte Nadine laut.
«Keine Ahnung. Ich frage mich, ob wir vielleicht auf den anderen DVDs etwas übersehen haben.»
«Wie meinen Sie das, Denise?»
«Wer garantiert uns, dass er auf den anderen nicht auch noch weitererzählte?»
«Ich. Da ist nichts drauf. Ich habe alle bis zum Schluss angeschaut.»
«Sehr gut, Nadine. Können wir die DVD haben, Denise?»
«Selbstverständlich. Ich lasse nur noch eine Kopie machen. Man weiss ja nie, ob Sie es ehrlich mit mir meinen», ergänzte sie lächelnd. «Der Tod seines Freundes hat ihn sehr mitgenommen und scheint ihn auch nach dieser langen Zeit noch zu beschäftigen.»
«Sogar so sehr, dass er darüber nachdachte, sein Vorhaben aufzugeben», ergänzte Ferrari.
«Trotzdem ist er gesprungen. Erst noch von einem Gebäude, das nichts hergibt.»
«Was soll das nun wieder!»
Nadine kochte vor Wut.
«Also ich würde bei einer Selbstmordinszenierung eher das Bankgebäude für Internationalen Zahlungsausgleich wählen!», erklärte Denise Grieder.
«Weshalb?»
«Es ist architektonisch schöner und gibt mehr her. Ganz abgesehen davon, dass es zentraler liegt. Sozusagen publikumswirksamer.»
«Können Sie nie Ihre Mediengeilheit, Ihre Quotenverbissenheit vergessen?»
«Damit bin ich gross geworden. Das können Sie nicht verstehen als Tochter aus gutem Hause.»
Ferrari konnte Nadine eben noch davon abhalten, Denise Grieder an die Gurgel zu springen.
«Mir wurden weder Geld, Macht noch Beziehungen in die Wiege gelegt. Mir wurde nichts geschenkt. Im Gegenteil, ich musste für alles kämpfen und hart arbeiten. In der BIZ bewegen sich übrigens auch die besseren Typen.»
«Aha! Und woher stammt dieses profunde Wissen?»
«Durch unsere Reportagen. In der BIZ gehen Leute aus der ganzen Welt ein und aus. Wir produzierten eine sechsteilige Serie fürs Schweizer Fernsehen. Titel der Serie: Mensch und Gebäude. Es ging darum, architektonisch interessante Bauten und die darin arbeitenden Menschen vorzustellen. In Basel waren dies nebst der BIZ das Zollgebäude beim Bahnhof SBB, die Lonza, das Stellwerk und noch zwei oder drei andere.»
«Lassen Sie mich raten. Anselm Stalder produzierte die Serie, oder?»
«Sicher, Francesco. Anselm ist mein bester Mann. Ich schätze seine Arbeit. Er ist ein grossartiger Journalist und hat den richtigen Riecher. Ich mache ihn demnächst zum Partner, denn er ist mindestens zur Hälfte am Erfolg von Magnum beteiligt. Und zwar noch bevor ihn die Konkurrenz abwirbt.»
«Diese Reportagen, können Sie uns mehr darüber erzählen?»
«Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen eine Aufzeichnung mit. Das Schweizer Fernsehen strahlte die Sendung jeweils am Montagabend aus. Anselm liess sich zuerst die Gebäude vom Architekten oder einer internen Fachperson erklären. Das Kamerateam filmte alles. Im Anschluss wurden die Angestellten vorgestellt. So erhielten die Zuschauer ein sehr persönliches Bild der jeweiligen Firma. Die Dokumentarserie war recht erfolgreich.»
«Das Zollgebäude wurde also sozusagen vom Keller bis zum Dach von Anselm Stalder gefilmt, richtig?»
«Ja. Anselm kennt die einzelnen Gebäude ziemlich gut. Zurück zur Frage, weshalb die BIZ mehr hergeben soll. Von den sechs Reportagen, nein sieben waren es, BIZ, Lonza, Zoll, Stellwerk, Flughafengebäude, Messeturm und … ah ja, der Fernsehturm auf der Chrischona, fielen zwei beim SF1 durch. Nämlich Chrischona und Zoll. Die wurden nicht gesendet.»
«Das ist höchst interessant. Denise, ich glaube, Sie haben uns wieder einmal ein grosses Stück weitergeholfen.»
«Gern geschehen, Francesco. Ich weiss zwar nicht wie, aber wenn Sie es sagen.»
«Wo ist eigentlich Anselm Stalder?», fragte Nadine unverhofft.
«Unterwegs, um die Statements von Rosts Freunden abzudrehen. Wenn alle so sind, wie dieser Werner, dann wird das Ganze einfach genial. Er hat sogar vor der laufenden Kamera geweint. Absolut super, der Mann. Unsere Abmachung gilt doch noch?»
«Welche Abmachung?»
«Es geht nichts an andere TV-Stationen raus. Wir produzieren den Selbstmord exklusiv. Und wenn es Mord gewesen ist, dann wirds der absolute
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