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Spiel mit dem Tod (German Edition)

Spiel mit dem Tod (German Edition)

Titel: Spiel mit dem Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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demjenigen nicht passte, der uns die DVD sandte», gab Nadine zu bedenken.
    «Meiner Meinung nach hat das dieser Rost nicht selber gemacht. Der sieht mir nicht einmal danach aus, als ob er überhaupt eine Kamera bedienen könnte. Eher die Person hinter der Videocam.»
    «Oder gemeinsam», ergänzte Ferrari.
    «Wollt ihr euch die anderen DVDs samt Todessprung nochmals zu Gemüte führen, Francesco?»
    «Ja gern. Vielleicht fällt uns etwas auf, das wir bisher übersehen haben. Eine Kleinigkeit. Eine Geste, eine Formulierung oder eine Bewegung. Irgendein Detail.»
    Ferrari und Nadine sahen sich innerhalb der nächsten Stunde nochmals alle Aufnahmen an. Zum Schluss den Todessprung.
    «Diese Grieder ist noch recht mutig!», bewunderte Noldi die Fernsehfrau.
    «Wie kommst du darauf?»
    Nadines Stimme klang spitz. Oje, Noldi, du bewegst dich auf dünnem Eis. Vor seinem geistigen Auge sah Ferrari, wie er ganz langsam, aber sicher einbrach.
    «Sie war ganz nahe an ihm dran. Wenn du das Standbild betrachtest, siehst du es. Es haben nur Zentimeter gefehlt.»
    «Tatsächlich. Aber sie hat ihn nicht zu fassen gekriegt.»
    «Ist auch gut so.»
    «Wieso?»
    «Glaubst du wirklich, sie hätte ihn zurückreissen können? Die wäre voll mit ihm in den Abgrund gesaust. Die spinnt, dass sie es überhaupt versucht hat.»
    «Vielen Dank, Noldi. Wie siehts mit deinem nächsten Sprachaufenthalt aus?»
    Ferrari hätte sich für diese Bemerkung ohrfeigen können. Wieder einmal war seine Zunge schneller gewesen als sein Verstand. In den nächsten zehn Minuten mussten sie sich eine Abhandlung über die Toscana, deren Weingüter, historisch interessanten Gebäude und Sprache anhören, ohne dass Ferrari auch nur das Geringste davon begriff. Als Noldi einmal kräftig Luft holte, nutzte er die Gunst der Stunde. Der Kommissär bedankte sich und zerrte Nadine, die förmlich an Noldis Lippen hing, in Richtung Ausgang. Mit knapper Not entging er so weiteren linguistischen Ausführungen.
    «Sehen wir uns heute Abend, Nadine?»
    «Ich rufe dich an. Tschüss Noldi!»

22. Kapitel
    Es gab eine Anzahl von Ungereimtheiten und offenen Fragen, die Ferrari immer mehr stutzig machten. Zuerst einmal diese letzte Aufzeichnung, bei der offensichtlich etwas gelöscht worden war. Eine Sequenz fehlte. Warum? Und von wem gelöscht? Vom Mörder? Oder doch von Rost selbst? Wer war die unbekannte Person, die Denise Grieder laufend mit DVDs belieferte und über sämtliche Schritte von Hans Rost Bescheid gewusst hatte? Wenn es gelang, diese zu finden, war der Fall praktisch gelöst. Nur sie konnte Licht ins Dunkel bringen. Es war anzunehmen, dass dieselbe Person auch die Aufnahmen gemacht und Hans Rost bis zum Abschluss begleitet hatte. Ein ebenfalls ungelöstes Rätsel waren die zwei Millionen, die Rost in den letzten eineinhalb Jahren gescheffelt hatte. Woher stammte dieser enorme Betrag? Vielleicht doch ein Lottogewinn? Oder war Hans Rost womöglich ein Erpresser? Den letzten Gedanken verwarf der Kommissär sofort wieder. Vollkommen geheimnisvoll schliesslich war der Todessprung. Aus Stalders Aufnahmen ging klar hervor, dass er sich über das Geländer gestürzt hatte. Dazu passte auch die Ankündigung des Selbstmordes beim Sender TV1. Die Sendeleitung nahm solche Anrufe immer auf Band auf. Wie die Untersuchung ergeben hatte, war es ohne Zweifel die Stimme von Hans Rost gewesen. Ausserdem wurde die Szene von den beiden Augenzeugen vor Ort übereinstimmend bestätigt. Bei aller Quotengeilheit nahm Ferrari Denise Grieder nicht ab, dass der Sturz spurlos an ihr vorbeigegangen war. Die Bemerkung von Arnold Blumer, dass Denise Grieder versucht habe, Rost festzuhalten, auf die Gefahr hin, selber runterzustürzen, und danach in einen Weinkrampf ausgebrochen war, sprach Bände.
    Ein verdammt kniffliger Fall, resümierte Ferrari. Oder habe ich mich verrannt? Aus einem Selbstmord einen Mordfall kreiert? Was sprach überhaupt für meine Theorie? Er dachte lange darüber nach. Eigentlich nur die paar Ungereimtheiten und unbeantworteten Fragen. Wirkliche Verdachtsmomente, die auch nur annähernd für eine Mordtheorie sprachen, gab es keine. Von stichhaltigen Beweisen konnte schon gar keine Rede sein. Wäre er Staatsanwalt und würden ihm die Akten so vorgelegt, hätte er objektiv für einen klassischen Selbstmord plädiert. Nach einer weiteren halben Stunde gestand er sich ein, dass er einem Phantom nachrannte. Er schloss symbolisch die Akte und zog einen Schlussstrich unter den Fall

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