Spiel mit mir (German Edition)
half ihr anschließend dabei, sich für den Wochenendkurs von Clarice Halliwell anzumelden.
Zu Emmas Glück war das Zubereiten von Burgern und Fritten in der Tat keine Wissenschaft, und sie hatte ihren Arbeitsbereich schnell unter Kontrolle. Alles lief also bestens. Nur Alan schlich sich immer wieder in ihre Gedanken und setzte ihr zu. Es war schwer, ihn zu vergessen. Ihr Herz hatte sehr an ihm gehangen, und sie verteufelte sich dafür, dass sie sein wahres Ich überhaupt entlarvt hatte. Vielleicht wäre es doch einfacher gewesen, wenn sie in ihrer Traumwelt gefangen geblieben wäre. So aber hatte sie erkennen müssen, dass Alan ihr nicht guttat. Immer wieder war er ins »Fever« gekommen, um sie zurückzugewinnen, und jedes Mal war er dabei unverschämter geworden, bis Emma nur noch eine Möglichkeit gesehen hatte. Die Kündigung.
Der Kurs, von dem Cat auch die darauffolgenden Tage derart schwärmte, dass man fast meinen konnte, sie wäre die PR-Agentin von Clarice Halliwell, fand in den Räumen einer Highschool statt, die für die Teilnehmer am Wochenende extra die Pforten öffnete. Insgesamt acht junge Schauspieltalente waren gekommen, um sich fortzubilden oder erste Erfahrungen zu sammeln. Alles attraktive Frauen, deren auffälliges Äußeres Emma ein wenig einschüchterte. Sie waren sehr schlank, gut proportioniert und, wie Emma feststellen musste, ziemlich talentiert. Die meisten von ihnen kannte Cat noch aus dem letzten Jahr. Sie waren ebenso begeistert von Clarice Halliwell wie ihre Mitbewohnerin, man konnte fast meinen, sie seien ihre Fans. Das machte Emma sehr neugierig auf die Kursleiterin, doch als diese schließlich den Raum betrat, traute sie ihren Augen nicht. Clarice Halliwell war einen Kopf kleiner als die Mädchen, trug einen seltsamen glitzernden Poncho und war über und über mit klimpernden Ketten behängt.
»Glücksbringer«, flüsterte Cat ihr zu, als sie Emmas Blick bemerkte.
Mrs. Halliwell straffte den Rücken, reckte sich und zog schließlich die Schuhe und ihre Socken aus. »Macht euch frei, Mädchen. Befreit euch von allen Zwängen. Fühlt euch wohl.«
Einige Kursteilnehmerinnen folgten ihrem Beispiel, zogen sogar die Shirts aus, so dass sie nur im BH dastanden.
»Sie ist einfach toll«, schwärmte Cat erneut. Emma war sich noch nicht sicher, was sie von alldem halten sollte.
Schon die erste Übung war viel schwieriger, als sie es erwartet hatte. Spontanes Darstellen von Gemütszuständen. Danach schickte Mrs. Halliwell ihre Schülerinnen auf eine Traumreise, die den Mädchen helfen sollte, empathischer zu werden und zugleich die Phantasie stärker anzuregen, was laut Mrs. Halliwell erforderlich war, um sich in eine Rolle einzufinden. Außerdem sei es eine gute Übung, sich seiner selbst bewusst zu werden, was letztlich auch Auswirkungen auf die Präsenz hätte.
Im Schneidersitz saßen die Kursteilnehmerinnen im Halbkreis. Neben ihr hatte Cat Platz genommen, und während Emma ihre Augen schloss und sich ganz auf sich selbst konzentrierte, hörte sie Cats gleichmäßigen Atem, der fast an eine Melodie erinnerte. Auch der süße Geruch ihrer Sitznachbarin stieg ihr in die Nase. Er hatte etwas Blumiges, ja gar Einzigartiges an sich. Jedenfalls hatte Emma nie zuvor einen solch süßen, intensiven Geruch wahrgenommen. Sie würde Cat später fragen, welches Parfüm sie benutzte. Es gefiel ihr.
Zufällig streifte Cats nackter Fuß – nun hatten sich auch die restlichen Teilnehmerinnen Schuhe und Socken ausgezogen – versehentlich ihren Oberschenkel. Es fühlte sich fast wie ein Streicheln an. Aber im Gegensatz zu Emma, die erschrocken zuckte, weil die Berührung sie aus ihrer Entspannung riss, schien Cat das Malheur gar nicht zu bemerken.
»So, Mädchen, jetzt zeige ich euch ein paar Atem- und Sprechtechniken. Vergesst nie, die Stimme ist eins eurer wichtigsten Instrumente. Sie lässt euch glänzen. Macht sie interessant. Jeder Satz, jedes Wort soll das Publikum in den Bann ziehen. Macht den Leuten klar, dass ihr etwas zu sagen habt! Unsere Stimme ist es, die Emotionen transportiert, die unsere Mimik unterstützt und unserem Charakter Leben einhaucht. Darum geht es heute. Die Kraft kommt aus dem Bauch, er ist eure Stütze.« Sie zeigte einige Atemübungen, die die Kursteilnehmer nachahmten. Es waren teilweise sehr amüsante Übungen, von denen eine stark an das Hecheln eines Hundes erinnerte. Die Mädchen mussten den Bauch anspannen, sich leicht vorbeugen und stoßweise atmen,
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