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Spiel mit mir (German Edition)

Spiel mit mir (German Edition)

Titel: Spiel mit mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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unterhalb ihrer Brust zusammen. Es roch nach Schweiß. Wieder verschwanden einige Mädchen. Schließlich wurden die Letzten nur noch nacheinander durchgewinkt, und es schien, als hätten die Veranstalter selbst keine Lust mehr, sich jede Teilnehmerin anzusehen. Aber Aufgeben war nicht drin.
    Endlich war sie an der Reihe. Emma betrat den kleinen Raum, bemerkte die Kameras und bekam plötzlich kaum noch einen Ton heraus. Sie stotterte, verhaspelte sich, vergaß ihren Text und schaffte es nicht einmal, etwas fehlerfrei aus einem Skript vorzutragen, kurzum, es war ihr schlimmstes Casting, seit sie nach L. A. gekommen war. Dafür hatte sie also die ganze Zeit gewartet, um sich mächtig zu blamieren. Sie steckte nicht in ihrem Charakter drin, konnte sich nicht fallen lassen, sich nicht in die Figur hineindenken. Das merkte sie selbst, und das merkte das dreiköpfige Team, das bei ihren kläglichen Versuchen nicht einmal eine Miene verzog. Man bedankte sich bei ihr und schickte sie mit den Worten nach Hause, dass man sich bei ihr melden würde, was nach dieser Glanzleistung ohnehin nicht geschehen würde, so viel Realitätssinn besaß sie noch.
    Dass sie es zumindest versucht hatte, tröstete sie nur wenig. Allmählich brauchte sie einen Erfolg, um überhaupt die Kraft zum Weitermachen aufzubringen.
    In dem riesigen Raum, in dem sie zuvor gewartet hatte, saßen nur noch die beiden letzten Mädchen, die nach ihr eingetrudelt waren. Emma wünschte ihnen viel Glück und schlenderte gedankenversunken durch den langen Gang ins Hauptgebäude, als sie plötzlich einen hochgewachsenen Mann vor sich bemerkte, der ihr äußerst vertraut erschien. Die breiten Schultern, die kurzen schwarzen Haare, der edle Anzug, die herrische Gestik.
    »Ich könnte etwas für dich tun«, hörte sie ihn sagen. Emma machte einen kleinen Bogen und entdeckte nun auch das zierliche Mädchen, das eingeschüchtert vor ihm stand. Sie mochte in ihrem Alter sein, wirkte allerdings noch viel zerbrechlicher als sie.
    »Aber nichts ist umsonst auf der Welt.«
    »Ich … ich …«
    »Mr. Rhett!« Emma kam näher. Der Mann drehte sich kurz zu ihr um, würdigte sie dann aber keines Blickes. Es war nicht sicher, ob er sie überhaupt erkannt hatte.
    »Überleg es dir«, sagte er zu dem hübschen Mädchen. Sie hatte blonde Locken und volle Lippen. Genau sein Typ. Wut kochte in Emma hoch. Wut über seine billige Masche und die Hoffnungen, die er ihr zuerst gemacht hatte, um sie dann brutal zu zerstören.
    Emma konnte nicht an sich halten, und all ihr aufgestauter Zorn machte sich nun Luft. Entschlossen ging sie auf die beiden zu, stellte sich vor Mr. Rhett und blickte das Mädchen eindringlich an. »Lass dir nichts von dem einreden. Der will dich nur rumkriegen.«
    Die Kinnlade der Kleinen klappte herunter, doch sie schien sofort zu verstehen. Sie schnaubte verächtlich und ging. Emma war zufrieden. Genau diese Reaktion hatte sie sich erhofft.
    »Bravo, kleine Emma.« Mr. Rhett klatschte in die Hände.
    Er hatte sie also doch erkannt und sich sogar ihren Namen gemerkt.
    Seine schmierige Visage, der zuckende Mundwinkel, alles an ihm ließ sie schaudern. Damals hatte sie ihn attraktiv gefunden. Weiß Gott, warum. Wahrscheinlich, weil sie da noch nicht geahnt hatte, was für ein Schmierenkomödiant er war. Emma verspürte nicht das geringste Bedürfnis, sich weiter mit ihm auseinanderzusetzen. Ihr reichte die Genugtuung, dass sie ihm eine Gelegenheit vermasselt hatte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie kühl und ging weiter den Flur hinunter.
    »Warte doch mal«, rief er ihr hinterher. »Das war großes Kino eben. Ich bin beeindruckt. Wenn du nur dieselbe Energie beim Schauspielen entwickeln würdest. Dann würde es auch vielleicht mal mit einer Rolle klappen.«
    Wütend biss sie sich auf die Unterlippe. So fest, bis ein kleiner Tropfen Blut hervorquoll. Sie hatte Talent, war ein Rohdiamant, dem nur der richtige Schliff fehlte. Doch mit seinen Worten traf er sie an ihrer empfindlichsten Stelle.
    »Ich weiß, du hast natürlich allen Grund, wütend auf mich zu sein«, erklärte er, nachdem er sie eingeholt hatte. »Lass mich erklären, wieso ich mich gegen dich entscheiden musste. Genauer gesagt, kam die Entscheidung ja gar nicht von mir, sondern von höherer Stelle. Dort hatte man eine andere Favoritin.«
    Emma wollte das alles eigentlich gar nicht hören. »Vielleicht kann ich es ja wiedergutmachen?«
    Sie lachte laut auf. Er musste sie wirklich für ausgesprochen dumm

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