Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
Glück, Gottesfurcht zu lehren.
Diese ganze vermaledeite Angelegenheit machte ihn nervös. Er zog sich aus und ging nackt durchs Schlafzimmer, um eine ausgiebige, heiße Dusche zu nehmen. Marshall hatte viele Kontakte, und das Haus, in dem er sich zurzeit aufhielt, gehörte dem Freund eines Freundes, der zu diversen »Auswärtsspielen« aufbrach, wann immer es ihm in Vegas zu heiß wurde. Es traf sich gut, dass er gerade wieder einmal unterwegs war und sein Domizil folglich leer stand. Also hatte Marshall dem Hausburschen ein paar Dollars in die Hand gedrückt, um sich Zutritt zu verschaffen und sich darauf eingestellt, diesen Schlamassel hier auszusitzen.
Das Haus war nicht ohne, jedenfalls als Übergangsunterkunft, doch er langweilte sich. Er hatte jede Menge Zeit, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob King Bobby ihn aufstöbern und ihm die Beine brechen würde – oder noch mehr. Marshall wusste, er konnte problemlos so lange untertauchen, wie es nötig war, ohne gefunden zu werden. Nicht so sicher war allerdings, ob Amber auf Dauer dichthalten und nichts über seine betrügerischen Machenschaften ausplaudern würde, falls es King Bobby gelingen sollte, sie vor ihm ausfindig zu machen.
Während sich die Duschkabine mit Wasserdampf füllte, dachte Marshall über Amber nach. Er hatte kein allzu schlechtes Gewissen, dass Amber vermutlich das meiste Fett abbekommen würde. King Bobby war ein Südstaaten-Gentleman. Er würde sich nicht an einer Frau vergreifen, sondern sie höchstens ein bisschen piesacken, bis sie ihm verraten hatte, wo Marshall steckte. Da Amber jedoch nicht wusste, wo er sich aufhielt, konnte sie ihn auch nicht ans Messer liefern.
Aber sie konnte Boyd anvertrauen, dass Marshall ein Gauner par excellence war und damit seinen Verdacht bestätigen, dass man ihn in jener Nacht übers Ohr gehauen hatte. Dann säße er ganz schön in der Tinte, denn wenn es um ihn ging, kannte King Bobby bestimmt keine Skrupel. Er würde seine Gorillas auf ihn ansetzen, und die würden kurzen Prozess mit ihm machen.
Marshall hätte Amber auf ihrem Handy anrufen und sie warnen können, aber sie war ohnehin schon wütend auf ihn. Sie würde ihm nicht glauben, und vor allem würde sie ihm todsicher nie verraten, wo sie sich aufhielt.
Also würde er es bleiben lassen.
Vorerst jedenfalls.
Dummerweise konnte er auch nicht aktiv nach ihr suchen, dafür hatte sie zu viele Kontakte. Wenn er anfing, nachzuforschen, würde er zwangsläufig Verdacht erregen. Oder King Bobby in die Arme laufen, der dasselbe Ziel verfolgte.
Aber Marshall war nicht dumm. Es gab einen viel einfacheren Weg, seine wunderhübsche Amber zu finden. Er würde einfach King Bobby die ganze Arbeit überlassen. Der Mann war ihr bereits dicht auf den Fersen. Marshall musste lediglich den King im Auge behalten, ohne selbst gesehen zu werden. Der Texaner würde ihn direkt zu Amber führen.
Und dann würde Marshall wie aus dem Nichts auftauchen, sie daran erinnern, dass sie etwas ganz Besonderes verband, und dass ihre Partnerschaft nach wie vor äußerst lukrativ sein konnte. Bis dahin würde sie sich mit ihrem Mann, diesem Polizisten, bestimmt zu Tode langweilen und wäre bereit, zurückzukommen. Zu Marshall.
Und wenn nicht, würde sie bestimmt bald einsehen, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte, dafür würde er schon sorgen.
Mike ging Amber nicht aus dem Weg. Überhaupt nicht. Es hatte nichts zu bedeuten, dass er sich heute Abend freiwillig gemeldet hatte, um die Schicht eines Kollegen zu übernehmen, obwohl er genauso gut zu seiner Frau nach Hause hätte fahren können.
Als er gegen Mitternacht heimkam, schlief Amber bereits tief und fest, sodass er keine Gelegenheit mehr hatte, mit ihr über ihre heutige Stippvisite auf der Wache zu reden, ob er es nun vorgehabt hatte oder nicht. Stattdessen ging er ins Bad und staunte nicht schlecht, wie schnell sie sich in seiner Wohnung häuslich eingerichtet hatte.
Auf seinen Ablagen stand nun allerlei Frauenkram – Cremes, Shampoos, Haarspülungen und eine Auswahl diverser anderer Pflegeprodukte, mit denen er nichts anzufangen wusste.
Er ergriff ein Fläschchen, öffnete es und schnüffelte daran, inhalierte einen unbekannten, weiblichen Duft. Einen erregenden Duft.
Als Einzelkind hatte er nie seinen Platz mit jemandem teilen müssen. Im Grunde hätte es ihn also stören müssen, dass Amber überall ihre Sachen verteilt hatte. Aber
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