Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
eifrig interessiert gewesen, Mikes Ehefrau näher kennenzulernen.
Sie war zugegebenermaßen gekränkt gewesen, dass er ihre Beziehung offenbar als sein schmutziges kleines Geheimnis betrachtete. Doch das stolze Funkeln in seinen Augen, als man ihn zu seiner Gattin beglückwünscht hatte, war eine kleine Entschädigung dafür gewesen. Sobald sie das Begehren in seinen Augen gesehen hatte, das nur ihr allein galt, war ihre Enttäuschung wie weggewischt gewesen. Und als er sie geküsst hatte, wusste sie, dass sie die richtige Strategie verfolgte. Jetzt musste sie nur noch ihn überzeugen.
Eine Beziehung erforderte nun einmal unermüdlichen Einsatz. Und Amber war bereit, alles zu geben. Mike würde es genauso gehen, wenn er erst einmal begriffen hatte, dass sie ihn nie wieder hintergehen würde, da war sie sich sicher.
Sie hatte gerade die Reste eingefroren und ihr Geschirr weggeräumt, als ihr Handy klingelte.
»Hallo?«
»Amber, hier ist Sydney vom Crown Chandler Hotel.«
Prompt wurde Amber flau im Magen. »Ach, hi. Was gibt’s?«
»Schlechte Nachrichten, leider. Einer unserer neuen Angestellten wurde von ein paar Texanern bestochen, die sich sehr für dich interessiert haben. Sie mussten ihm nur ein paar Scheine unter die Nase halten, und schon hat der Knabe deine Personalakte rausgerückt. Ich bin mir nicht sicher, auf welche Informationen sie aus waren, aber sie hatten lange genug Zeit, um alles gründlich durchzulesen. Tut mir echt leid«, berichtete Sydney. »Wir haben den Grünschnabel gefeuert, weil er vertrauliche Informationen herausgegeben hat, aber damit lässt sich der Schaden natürlich auch nicht rückgängig machen.«
Amber schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Du kannst nichts dafür. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir Bescheid gesagt hast.« Zumindest hatte sie jetzt Klarheit. »Wir bleiben in Kontakt.«
»Bye.«
Amber legte auf. Damit hatte King Bobby jetzt ihren vollen Namen, wenn nicht noch mehr. Allerdings konnte er sie nur aufspüren, wenn er wusste, dass sie mittlerweile verheiratet war.
Dazu müsste er wiederum nur bei der Stadtverwaltung nachfragen, wo ihre Heiratsurkunde bei den Akten lag. Sobald er Mikes Namen und Adresse hatte, war sie geliefert.
Sie biss sich auf die Unterlippe. Morgen früh würde sie als Allererstes herausfinden müssen, ob kürzlich jemand bei der Stadtverwaltung Informationen über eine Amber Rose angefordert hatte.
Im schlimmsten Fall würde sie Mike reinen Wein einschenken müssen. Sie schüttelte frustriert den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Nun hatte sie gerade die ersten Fortschritte gemacht, was Mike anging. Aber wenn er dahinterkam, was sie ihm bislang alles verschwiegen hatte, würde er ihr nie wieder vertrauen. Dann war der Zug endgültig abgefahren. Und die Aussicht, bei diesem außergewöhnlichen Mann womöglich keine weitere Chance mehr zu bekommen, machte ihr mehr Angst als alles andere.
Sie durfte nicht zulassen, dass das geschah. Sie riss sich am Riemen und nahm die telefonische Fahndung nach ihrem Ex-Partner wieder auf, allerdings ohne Erfolg. Wenn es darum geht, sich in Luft aufzulösen, kann es der liebe Marshall durchaus mit David Copperfield aufnehmen, dachte sie angewidert.
Für heute hatte sie getan, was sie konnte. Sie beschloss, sich nun ihrem Schwiegervater zu widmen, statt sich weiter Sorgen zu machen. Sie hatte versprochen, Edward anzurufen, also suchte sie in Mikes Telefonbuch nach einer Nummer, unter der sie ihn erreichen konnte.
Sie würde sich versichern, dass Mikes Vater wohlauf war, und dann würde sie warten, bis ihr Gatte nach Hause kam und einen sehr glücklichen Mann aus ihm machen, bevor ihre Welt am nächsten Morgen in sich zusammenstürzen würde.
Das hatte ja nicht lange gedauert. Amber suchte ihn bereits. Marshall warf sein Prepaid-Billighandy auf das Bett. Seinen Informanten zufolge hatte Amber in ausnahmslos jedem seiner Stammlokale angerufen. Marshall hätte sich bestimmt darüber gefreut, wenn ihm seine Informanten nicht erzählt hätten, dass außer ihr auch dieser texanische Windbeutel King Bobby Boyd auf der Suche nach ihm war und eine Menge Fragen stellte.
Der Gedanke trieb Marshall den kalten Schweiß auf die Stirn. Er versteckte sich nicht ohne Grund. King Bobby hatte genügend mächtige, gefährliche Handlanger, um selbst einem Mann wie ihm, der nie an eine höhere Macht geglaubt hatte außer an sein eigenes
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