Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
schlecht.
Es sei denn, die Information, die sie ihm bis jetzt vorenthalten hatte, trieb einen noch größeren Keil zwischen sie.
Amber war ein riesiger Fan der Fernsehserie Law and Order und sah zu, dass sie möglichst keine Folge verpasste. Zum Glück wurde immer auf dem einen oder anderen Sender eine Wiederholung gezeigt. Als Mike an diesem Tag von der Arbeit nach Hause kam, hatte sie es sich gerade im Pyjama auf der Couch gemütlich gemacht und versuchte, sich soweit in den aktuellen Kriminalfall zu vertiefen, dass sie ihre eigenen Probleme eine Weile ausblenden konnte.
Mit den von Bartstoppeln überzogenen Wangen, die ihn unglaublich männlich wirken ließen, fand sie ihren Gatten am Ende eines langen Arbeitstages so richtig zum Anbeißen. Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, begehrte sie ihn mehr denn je.
Da er gesagt hatte, er hätte unterwegs zu Abend gegessen, nahm sie an, dass er nur schnell unter die Dusche und dann schnurstracks ins Bett gehen würde. Dort würde sie sich dann dem anstehenden ernsten Gespräch mit ihm stellen.
Stattdessen ließ er sich neben sie auf die Couch plumpsen. »Was schaust du dir an?«, wollte er wissen.
Überrascht beschloss sie, seine Stimmung mit einer einfachen Unterhaltung auszutesten. » Law and Order . Magst du die Serie?«
Er neigte den Kopf zur Seite. »Wenn ich kurz verdränge, dass ich Polizist bin, finde ich sie ziemlich gut. Worum geht es diesmal?« Er deutete auf den großen Bildschirm.
»Die Blondine und ihr Freund hatten eine Betrügerei am Laufen, und als sich ernsthafte Probleme angebahnt haben, hat der Kerl sie sitzenlassen und sich aus dem Staub gemacht, und jetzt muss sie es allein ausbaden.« Ambers Stimme war zusehends leiser geworden. Die geschilderten Ereignisse erinnerten sie unwillkürlich an ihre eigene Misere und Marshall.
Mike machte es sich neben ihr bequem, doch Amber konnte der Handlung nun nicht mehr richtig folgen.
Sie musste ihm alles gestehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis King Bobby sie aufgespürt hatte. Doch das war beileibe nicht ihre größte Sorge. Nein, der Fortbestand ihrer Ehe war ihr ein weit größeres Anliegen. Sie musste reinen Tisch machen. Mike hatte wiederholt auf Antworten gedrängt, doch sie hatte ja unbedingt noch etwas Zeit mit ihm verbringen wollen, ehe sie die Bombe platzen ließ. Das war zweifellos die falsche Taktik gewesen.
»Oh, bitte, das ist ja total an den Haaren herbeigezogen«, schnaubte Mike und deutete auf den Fernseher.
Amber hatte keine Ahnung, worauf er sich bezog.
»Siehst du, deshalb kann ich diese ganzen Polizeiserien einfach nicht ernst nehmen. Es ist zum Verzweifeln, wie verkürzt und vereinfacht alles dargestellt wird.«
Sie zwang sich, ihn anzusehen. »Sind dir aus dem Leben gegriffene Dramen lieber?«, fragte sie.
»Das weißt du doch. Warum?« Ihr ernster Tonfall war ihm offenbar nicht entgangen.
Sie winkelte ein Bein an und holte tief Luft. »Weil ich dir ein aus dem Leben gegriffenes Drama bieten kann.« Sie wappnete sich für seine Reaktion.
Mike hob eine Augenbraue. »Aus deinem Leben gegriffen? «, hakte er überrascht nach. Wahrscheinlich konnte er gar nicht fassen, dass sie endlich bereit war, ihm reinen Wein einzuschenken.
Sie konnte es selbst kaum glauben. »Es ist jemand auf der Suche nach mir«, sagte sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte und ihn wieder enttäuschte.
»Marshall und sein Freund«, stellte Mike fest. Seine Stimme triefte vor Verachtung.
Sie zuckte zusammen, denn die Realität war offensichtlich viel schlimmer als alles, was er sich ausgemalt hatte. »Der auch, aber es gibt da noch jemanden. Erinnerst du dich an das Pokerspiel, von dem ich dir erzählt habe?«
Er stierte sie an. »Meinst du das Pokerspiel mit meinem Geld, das du gestohlen hast?«
Sie zwang sich, seinem Blick nicht auszuweichen, denn das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Sie musste zu ihren Missetaten stehen, wenn sie wollte, dass er an sie glaubte. Sie musste ihm beweisen, dass sie nicht die falsche Schlange war, für die er sie hielt.
Als ob das jetzt noch möglich gewesen wäre. Nach seinem argwöhnischen Tonfall zu urteilen, war sie für ihn nicht mehr als irgendeine x-beliebige Verdächtige, die er befragte.
»Richtig.« Sie schluckte schwer. »Marshall war sich sicher, dass er mit seiner Methode gewinnen würde, und das hat er auch. Aber wie es aussieht, war der Mann,
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