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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Die Älteste und die Jüngste. Die anderen waren mit ihren Urinbehältern in Händen schon bei ihr gewesen. Marina hatte die Behälter heute Morgen ausgeteilt, und Sveti war die unappetitliche Aufgabe zugefallen, das Pinkeln der kleineren Kinder zu beaufsichtigen. Ihre einzige Hose war mit jedermanns Urin bespritzt worden, allerdings konnte sie ohnehin fast nicht noch schmutziger oder übel riechender werden.
    Außerdem hatte Marina Sveti Plastikbeutel mit Klebestreifen gegeben, um sie in Rachels Windel zu legen und auf diese Weise den Urin des Babys aufzufangen, aber Rachel hatte den ganzen Tag daran herumgezupft. Keiner der Beutel war mehr als ein bisschen feucht, dafür waren ihre Windeln klatschnass.
    Sie hatten versucht, Sveti als Erste zur Ärztin reinzuschicken, aber Rachel hatte sich laut brüllend so fest an sie geklammert, bis Yuri sie zurückgestoßen und sich stattdessen Sasha geschnappt hatte. Rachel wurde mit jedem Tag anhänglicher. Sveti konnte inzwischen nicht mal mehr ohne sie aufs Klo gehen. Vom vielen Herumtragen des Babys tat ihr schon der Rücken weh.
    Sasha, der vor einer Viertelstunde zurückgekommen war, machte eine verstohlene Grimasse in ihre Richtung und verdrehte die Augen, dabei gestikulierte er, als würde er sich eine Spritze in den Ellbogen stechen.
    Blutabnahme. Wieder. Sveti wollte weinen. Die Kleinen würden kreischen, und sie war diejenige, bei der alle immer Trost suchten. Es ängstigte sie zu Tode und löste Schuldgefühle bei ihr aus. Konnten sie denn nicht verstehen, dass sie genauso hilflos, verzweifelt und machtlos war wie die anderen Kinder?
    Aber das taten sie nicht. Sie klammerten sich an sie, als könnte Sveti sie irgendwie beschützen, und sie brachte es nicht über sich, ihnen die kalte Schulter zu zeigen und sie wegzuschubsen.
    Sie wünschte, ihr würde etwas einfallen, um sie alle zu retten und für jedes Kind Eltern zu finden. Eltern wie ihre. Wundervolle Eltern.
    Gott, wie sehr sie sich nach ihrer Mutter sehnte!
    Yuri kam heraus, mit Mikhail unter dem Arm. Der Junge war bewusstlos, und sein Kopf baumelte herab. »Stinkender kleiner Scheißer. Er ist ohnmächtig geworden«, grunzte Yuri und warf den Jungen auf die erstbeste Pritsche. Mikhail zitterte und stöhnte.
    »Sie ist die Nächste.« Er deutete auf Rachel, die am Daumen lutschte, die Augen riesig in ihrem winzigen Gesicht.
    Er griff nach ihr und versuchte, sie von Svetis Schoß zu ziehen, aber Rachel krallte sich an Svetis T-Shirt und einem Büschel ihrer Haare fest, dabei stieß sie einen solch gellenden, schrillen Schrei aus, dass Yuri zusammenfuhr und mit der Hand ausholte. Sveti beugte sich vor, um Rachels Körper mit ihrem eigenen zu schützen, und der Schlag traf sie an der Schläfe. Eine Sekunde lang konnte sie nicht mal mehr das ohrenbetäubende Kreischen des Babys hören.
    Als sich ihre Sicht und ihr Gehör wieder aufklarten, merkte sie erst, dass Yuri sie anbrüllte.
    »… dass sich das Balg beruhigt, dann nimm es mit dir rein! Dieses Miststück von einer Ärztin kann sich euch beide gleichzeitig vorknöpfen. Was juckt es mich?«
    Sveti verbrachte fieberhafte Minuten damit, Rachel zu beschwichtigen, zu trösten und sie zu wiegen, bevor die Schreie des kleinen Mädchens zu abgehackten Schluchzern verebbten. Ihr heißer, dünner kleiner Körper bebte in Svetis Armen. Sie zitterten alle beide. Rachels Gebrüll setzte ihr entsetzlich zu. Sveti hatte sich an vieles gewöhnt, aber die Verzweiflung des Kleinkindes durchdrang ihre Abgestumpftheit und ging ihr an die Nieren. Vermutlich, weil sie selbst genauso empfand.
    Die amerikanische Ärztin sah überhaupt nicht wie eine Ärztin aus. Sveti war für einen Moment geblendet. Die Frau war der erste schöne Anblick seit Monaten. Sie sah aus wie ein Zeitschriftenmodel oder wie ein Hollywoodstar, mit ihrer perfekten hellen Haut, den geschminkten Augen und dem glänzenden dunklen Haar, das wippte wie Haare in einer Fernsehwerbung.
    Allerdings lächelte sie nicht wie in einer Fernsehwerbung. Sie sah ängstlich und angespannt aus. Sveti war geübt darin, die Gefühlszustände der Menschen um sich herum einzuschätzen. Wenn man vorgewarnt war, konnte das einem eine Ohrfeige oder einen Tritt ans Schienbein, der einen blauen Fleck von der Größe einer Untertasse hinterließ, ersparen.
    Doch die amerikanische Ärztin wirkte weder gewalttätig noch grausam. Sie schwitzte, und es war Angstschweiß. Sveti konnte ihn riechen, als die Frau Rachel untersuchte. Herz,

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