Spiel ohne Regeln (German Edition)
auf. »Yuri. Komm!«, blaffte Marina.
»Später«, sagte er rau, die Augen weiterhin auf Sveti fixiert. »Schließ diese verfluchte Tür!«
»Jetzt!« In Marinas Stimme schwang ein eiserner Befehlston mit. »Du musst dieses dämliche amerikanische Weibsstück zurück zum Hotel bringen. Die nutzlose Schlampe bricht gerade zusammen. Ich hab keine Lust, ihr dabei zuzuschauen. Geh von dem Mädchen weg!«
»Sie kann warten«, grunzte Yuri. »Mach die Tür zu!«
»Nein! Fass sie nicht an! Kauf dir draußen eine, wenn du es nötig hast, du Schwein. Fahr zu dieser Fernfahrerkaschemme an der Autobahn!«
»Warum denn nicht?«, fragte Yuri bockig. »Welchen Unterschied macht es schon? Sie werden es nicht erfahren. Was interessiert es dich?«
»Du könntest ihr eine Krankheit verpassen«, zischte Marina. »Erinnerst du dich nicht, was mit der anderen passiert ist?«
Yuri wischte sich mit dem Handrücken über die geifernden, nassen Lippen. Sveti konnte seinen faulen Atem bis zu der Stelle riechen, wo sie auf dem Boden lag. »Ich habe keine Krankheiten«, behauptete er mürrisch.
»Darauf würde ich nicht mein Leben verwetten, du Lustmolch«, fauchte Marina. »Sie würden uns beide töten. Idiot! Geh von dem Mädchen weg! Sofort.«
Yuri grunzte etwas Vulgäres, bevor er zurücktrat, ohne Sveti aus den Augen zu lassen. Marina schob ihn aus der Tür und starrte finster auf das Mädchen, das in eine hockende Position hochgerutscht war und die Arme um die Knie schlang. Die Frau griff sich das T-Shirt vom Untersuchungstisch und schleuderte es Sveti fest ins Gesicht.
Durch die unerwartete Attacke riss sie den Kopf nach hinten, sodass er schmerzhaft gegen die weiß gestrichene Steinwand knallte. Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen.
»Hör auf zu flennen!« Marina ging in die Knie und brachte ihr Gesicht nah vor Svetis. »Und hör auf, ihn mit deinen mageren kleinen Titten zu verlocken, du dumme Kröte! Sonst gibt es Ärger. Haben wir uns verstanden?«
»Aber ich versuche nicht … ich habe nicht … «
Rums! Ein harter Schlag mit dem Handrücken traf sein Ziel. Svetis Kopf krachte wieder gegen die Wand. »Haben wir uns verstanden?«
Ja. Svetis Mund formte das Wort, aber kein Laut drang heraus.
Marina warf ihr ein zweites Mal das T-Shirt ins Gesicht, dann stemmte sie die schwere, kompakte Masse ihres Körpers auf die Füße. »Halt dich daran! Und jetzt schaff mir dieses heulende Balg aus den Augen! Ich habe seinen Anblick so satt.«
Sie stapfte hinaus, schlug die Verbindungstür zu und verriegelte sie.
Sveti zog das zerfledderte T-Shirt über ihren zitternden Körper und fragte sich, wie es möglich war, jemanden so sehr zu hassen und ihm trotzdem dankbar zu sein. Sie versuchte aufzustehen, aber das Bein, in das Yuri sie getreten hatte, knickte unter ihr weg. Schließlich gab sie es auf und krabbelte auf allen vieren zu Rachel, um das kleine Mädchen auf ihren Schoß zu ziehen.
Eng aneinandergekuschelt verharrten sie eine lange Weile, bis niemand mehr zu sagen vermochte, wer eigentlich wen tröstete.
Das Flattern eines Schattens über ihrem Gesicht riss Becca aus dem Dämmerschlaf, der sie übermannt hatte. Es war der große schwarze Geländewagen. Adrenalin schoss durch ihre Adern. Ein Mercedes, registrierte sie jetzt. Zu spät, um einen Blick auf das Kennzeichen zu erhaschen. Das Fahrzeug befand sich bereits vor ihrem und hielt nun am Hintereingang des Hotels.
Dann brauste der Wagen wieder weg, als wäre er froh, Diana los zu sein. Sie blieb zurück, presste eine weiße Schachtel an ihre Brust und schaute ihm nach, in ihrem Gesicht ein benommener, verlorener Ausdruck. Ihre Augen wirkten riesengroß, ihr Make-up war verwischt, der typische Waschbäreffekt nach vergossenen Tränen. Becca war mit diesem speziellen Modestatement neuerdings mehr als vertraut.
Unbarmherzig erstickte sie jeden Anflug von Mitleid mit der Frau im Keim. Heb es dir für jemanden auf, der es verdient, ermahnte sie sich selbst. Wenn Diana mit dieser Giftschlange Mathes unter einer Decke steckte, der seinerseits mit diesem Monster Zhoglo zusammenarbeitete, dann führte sie nichts Gutes im Schilde, und damit basta!
Auf dem Weg zum Hintereingang stolperte Diana über ihre eigenen Füße. Es schien sie zu verwirren, dass die Tür nun verschlossen war, denn sie starrte sie mehrere Sekunden an, bevor sie ihre Schlüsselkarte aus der Tasche fischte.
Becca kaute nervös an ihren Fingernägeln und dachte nach. An diesem Punkt war es
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