Spiel ohne Regeln (German Edition)
noch mal leise zu dem Mädchen auf dem Tisch, dann packte er die Frau, die der Tür am nächsten war, am Ellbogen und zerrte sie nach draußen auf den Flur. Sie wehrte sich, doch er stieß sie ungerührt vor sich her. »Wo ist Mathes?«
»Ich bin nur die Kardiotechnikerin! Ich bin nur für die Bypassmaschine zuständig! Ich habe noch nie jemandem Schaden zugefügt! Ich schwöre es!« Die Frau hatte einen osteuropäischen Akzent.
»Halt die Klappe, und bring mich zu Mathes!«, knurrte er.
Sie redete immer weiter … auf Estnisch? Ja, es war Estnisch. Es war schwer zu bestimmen, weil sie so schnell sprach und ihre Stimme tränenerstickt klang. Sie erzählte von ihrem Jungen und der Drohung, was Zhoglo ihm antäte, sollte sie nicht mitspielen. Nick hatte jetzt keine Zeit für diesen Mist, egal wie mitleiderregend das alles war.
Estnisch war nicht seine beste Sprache, aber er konnte in ihr drohen.
Er rammte die Frau gegen die Wand und zielte mit der Waffe auf ihr Bein. »Führ mich zu Mathes!«, befahl er in ihrer Muttersprache. »Andernfalls werde ich mit dem Knie beginnen.«
Sie jammerte und schluchzte, aber als er sie losließ, verfiel sie in einen unsicheren, torkelnden Laufschritt. Nick und Seth folgten ihr.
Sie mussten nicht weit laufen. Ein weiterer OP -Saal voller Ärzte war direkt daneben. Nick hielt auf ihn zu, doch die Frau schüttelte vehement den Kopf, nahm seinen Arm und zog ihn weiter. »Nein, nein. Das ist auch ein Empfänger. Alles Empfänger. Mathes ist nicht dort, er ist … er ist hier .«
Eine weitere Doppeltür. Noch ein OP -Saal. Die Frau stolperte, fiel auf die Knie und zeigte zu den Glastüren. »Dort«, wimmerte sie. »Er ist da drinnen. Bitte, tun Sie mir nicht weh!«
Nick ließ sie, wo sie war, und stürmte durch die Tür. Ein anderer Operationstisch, eine andere Traube grün maskierter Geister, die sich über den hell erleuchteten Tisch beugten. Das Licht reflektierte sich in einem Skalpell, und – Allmächtiger! – jemand hielt eine chirurgische Säge in der Hand …
»Verpisst euch sofort von dem Tisch!«, brüllte er.
Das Klappern von Instrumenten, laute Rufe und panische Schreie ertönten, als die Ärzte von dem Tisch zurückwichen. Mit der Waffe im Anschlag trat Nick näher.
Sveti. Bewusstlos, ihre schmale weiße Brust schutzlos im grellen Licht dem Messer ausgeliefert. Jede Rippe trat deutlich hervor. Der Mann, der das Skalpell über sie hielt, hatte sich nicht bewegt. Die Augen ungläubig aufgerissen, starrte er Nick an.
»Ich sagte: Tritt zurück , Arschloch!«, fauchte er.
In dem Raum war nichts zu hören außer dem Sirren und Brummen der Maschinen, dem stetigen Piepton von Svetis Herz auf dem Monitor. Es schlug noch, war noch in ihrer Brust. Cool und grimmig trat Seth an seine Seite.
»Welches Stück Scheiße hier ist Richard Mathes?«, fragte er.
Die anderen traten noch einen Schritt weiter vom OP -Tisch zurück, sodass der Mann mit dem Skalpell nun allein dort stand. Der Mann, der auf Nicks erste beide Warnungen nicht reagiert hatte. Der Mann, der noch immer die Stellung behauptete.
Der arrogante Wichser zog fluchend seine Maske ab, in seinem attraktiven Gesicht ein Ausdruck selbstgerechter Entrüstung. »Wer zur Hölle sind Sie? Und wie können Sie es wagen, einfach hier hereinzuplatzen? Wir führen gerade eine extrem heikle, lebensrettende Operation durch, und Sie haben … «
»Halten Sie den Mund, Sie verlogener Schlächter!«, unterbrach Nick seine Tirade. »Ich weiß genau, was Sie hier tun. Treten Sie zurück! Sofort. Sonst puste ich Ihnen den Schädel weg.«
Das Licht reflektierte blitzend in dem Skalpell, als Mathes langsam die Hände hob, sein Mund zu einer Fratze ohnmächtiger Wut verzerrt.
Nick empfand den beinahe überwältigenden Drang, sich auf den Mann zu stürzen und ihn mit bloßen Händen zu töten. Er blinzelte Tränen des Zorns weg. Svetis Gesicht war so weiß, so ausgezehrt. Unter einem Auge prangte ein frischer Bluterguss, unter dem anderen ein etwas älterer grüngelber Fleck. Was hatten sie ihr angetan?
»Welches von euch kranken Schweinen ist für die Narkose zuständig?«, fragte er barsch.
Bis auf eine rundliche Frau mit eng stehenden Augen schreckten alle zurück und machten sich noch kleiner. Er zeigte auf sie. »Sie?«
Sie zuckte die Achseln. Ihre Augen blickten stumpf und leblos über ihre Maske.
»Wie lange wird sie noch schlafen?«, fragte er.
»Zehn Minuten. Es sei denn, ich gebe ihr mehr«, antwortete sie
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