Spiel ohne Regeln (German Edition)
Hustend schnappte sie nach Luft.
Zhoglo lehnte sich zu ihr und drückte ihr ein Glas Wein in die zitternden Hände. »Ganz ruhig, meine Liebe! Kannst du es an den Mund führen?«
Ihre Hände wurden durch die schwere Kette zurückgehalten, die mittels des straffen, um ihren Körper gezurrten Klebebands an ihre Brust fixiert war.
Zhoglo schnalzte bestürzt mit der Zunge. »Lass mich dir helfen.« Er hob das Glas an ihre Lippen. Der Wein lief über ihr Kinn, ihren Oberkörper, und sie würgte und hustete.
Er wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Möchtest du gern etwas über das Schicksal deiner Geschwister erfahren?«
Mit verkrampften Lungen und tränenden Augen starrte Becca ihn an. Er sprach in einem Ton, als würde er ihr gerade eine Serviette anbieten.
»Meine Pläne haben sich geändert«, sagte er vertraulich. »Mein natürlicher Instinkt, wirtschaftlich zu handeln, hat obsiegt. Der Schlamassel auf der Insel hat mich viel Geld gekostet, und diese Ausfälle müssen wieder hereingeholt werden. Da ich dich nun hier habe, um mit dir zu spielen, kann ich deinen Bruder und deine Schwester benutzen, um die Kosten zu decken.«
»Die Kosten … welche Kosten? Wovon sprechen Sie?«
Er fläzte sich in seinen Liegestuhl und hielt eine Zigarette hoch. Kristoff stürzte herbei, um sie anzuzünden. Zhoglo kreuzte die Beine, dann trank er aus dem Glas, das er für Becca eingeschenkt hatte. »Mathes ist Transplantationschirurg. Er hat mir vor ein paar Jahren dieses neue Herz eingepflanzt. Möchtest du die Narbe sehen?« Er begann sein Hemd zu öffnen.
Becca schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte sie, einer Ohnmacht nahe. »Bitte! Es ist schon gut.«
Achselzuckend knöpfte er das Hemd wieder zu. »Dieser Erfahrung verdanke ich die Grundidee. Strafe ist in dieser verkommenen Welt unerlässlich, Verschwendung hingegen nicht. Jedenfalls habe ich diesen Chirurgen für unser gemeinsames Projekt gewinnen können … nun, in dieser so auf Umweltschutz bedachten Welt könnte man es sogar als Recycling bezeichnen.«
»Wovon um Gottes willen reden Sie?«
»Nimm zum Beispiel deine Geschwister«, fuhr er fort. »Sollten sie sich als gesund erweisen, werden ihre Spenderorgane bei den Preisen, die unser guter Doktor festgelegt hat, zusammen einen Wert von fünfzig Millionen Dollar aufwärts haben. Abzüglich der Auslagen natürlich, die beträchtlich sind, aber dennoch. Denk nur über die Möglichkeiten nach!«
»Organe?« Beccas Herz begann zu rasen. Ihr wurde noch übler. »Oh mein Gott!«
»Tatsächlich wurde die allererste Ernte für heute Nacht anberaumt«, bestätigte er munter. »Ich freue mich schon darauf.«
»Diese kleinen Kinder«, wisperte sie. »Sie bringen diese kleinen Kinder um.«
»Nicht schlecht.« Seine Brauen schossen nach oben. »Du hast also Fortschritte bei deinen Ermittlungen gemacht.« Er schlug sich aufs Knie. »Cleveres Mädchen. Du warst fleißig, hm?«
Fleißig war nicht das treffende Wort. Die fleißige Becca. »Ich habe mein Bestes gegeben«, flüsterte sie.
»Ich habe Josh und Carrie für den Moment in unserem Ersatzteillager untergebracht, bis die Tests zur Brauchbarkeit ihrer Organe abgeschlossen sind. Sie sehen beide gesund aus, aber man kann nie wissen. Ich habe deinen Bruder beobachtet, wie er es sechsunddreißig Stunden am Stück mit einer Prostituierten trieb. Ich muss gestehen, dass mich allein das Zusehen an den Rand der Erschöpfung brachte. Dementsprechend müssen wir ihn natürlich auf HIV und dergleichen untersuchen.«
»Nein«, wimmerte sie. »Nicht Joshie. Das können Sie nicht tun.«
»Ich kann, und ich werde. Aber tatsächlich ist es das älteste Mädchen, das heute abgeerntet werden soll«, ergänzte er. »Wie alt ist sie? Zwölf? Dreizehn? Ich erinnere mich nicht. Jedenfalls fast kein Kind mehr. Ihr Vater hat mich vor einigen Monaten zutiefst gekränkt. Ich habe sie aufgespart, damit sie seine Schuld begleicht, sobald dieser Plan ausgereift wäre. Heute Nacht wird diese Schuld in voller Höhe abgetragen.«
Becca schüttelte hilflos den Kopf. »Nein«, wisperte sie. »Nein.«
»Drei Operationsteams stehen bereit, um ihr alles zu entnehmen, was sie zu bieten hat«, fuhr Zhoglo ungerührt fort. »Herz, Leber, Nieren, Lunge, Augen – nichts wird verschwendet.«
Tränen strömten über Beccas Gesicht. »Sveti?«
Zhoglos Augen weiteten sich. »Ach, dann weißt du von ihr? Hat er sich darum in meine Organisation eingeschleust?« Er fing an zu lachen. »Wie gut, dass
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