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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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war ein Match zwischen der Ukraine und einem Team aus einem Land mit dunkelhaarigen Menschen. Italien oder vielleicht Spanien. Das dunkelhaarige Team führte. Das Zimmer stank nach Rauch, ungewaschenen Männerfüßen und Fast-Food-Fett.
    Yuri führte eine selbst gedrehte Zigarette an seine Lippen und zog daran, bis die Spitze knisterte und glühte, dann blies er Sveti eine süßliche Qualmwolke ins Gesicht. Sie musste husten. Tabak und Haschisch. Aleksandra hatte ihr erklärt, was das für ein Geruch war. Wie so vieles andere.
    »Gefällt Euch Euer neues Zimmer, Majestät?«, frotzelte Yuri. »Seid Ihr froh, von dem stinkenden Schiff runter zu sein? Bestimmt wollt Ihr mir Eure Dankbarkeit erweisen, hm?«
    »Halt die Klappe, du degenerierter Idiot!«, blaffte Marina ihn von der Couch an, auf der sie lümmelte. »Was willst du, Mädchen?«
    Marina war eine muskulöse, pferdegesichtige Frau mit eng stehenden eisblauen Augen. Ihr gebleichtes Haar war inruppige Stufen geschnitten und hing trocken und leblos wie totes Stroh herab. Sie war hart und kalt, trotzdem hatte Sveti viel lieber mit ihr zu tun als mit Yuri. Marina hielt Yuri unter Kontrolle.
    »Es ist wegen Rachel.« Sveti bemühte sich, laut genug zu sprechen, um den plärrenden Fernseher zu übertönen. »Sie hat wieder eine Ohrenentzündung. Hast du noch Tropfen? Sie weint schon seit Stunden.«
    Sveti schwankte im Stehen, dann bekam sie sich wieder in den Griff. Sie hatte in den sechs oder sieben Tagen, seit sie die stickigen Kabinen des Schiffs verlassen hatten, so gut wie nicht geschlafen. Schaukelnd und schwankend hatten sie eine höllische, vermutlich wochenlange Unendlichkeit der Übelkeit, des Erbrechens, des jammernden Elends durchlitten. Zeit hatte auf dem Schiff keine Bedeutung gehabt. Zeit hatte auch in diesem Betonbunker keine Bedeutung. Aber wenigstens schaukelte und schwankte er nicht.
    »Diese wehleidige Göre heult ständig wegen irgendwas«, knurrte Yuri. »Ich werde runterkommen und ihr einen echten Grund zum Heulen geben, okay?«
    Sveti hielt den Blick auf Marinas blassblaue Augen gerichtet. »Sie ist sehr heiß«, sagte sie. »Sie hat hohes Fieber. Sie könnte sterben.« Sie machte eine Pause. »Wie Aleksandra.«
    Ein stechender Schmerz überraschte sie, als Yuri ihr mit den Knöcheln ins Gesicht schlug. Sveti prallte gegen den mit Müll übersäten Tisch, aber als sie aufsah, war Marina aufgestanden und kramte grummelnd in ihrem Stapel Schachteln herum.
    Sveti seufzte erleichtert. Aleksandra zu erwähnen, war riskant gewesen. Sie hatte Auseinandersetzungen belauscht. Jemand war wütend wegen Aleksandra. Jemand, den die Wachen fürchteten. Demnach lag es nicht im Interesse der Wachen, die Kinder sterben zu lassen. Das verwunderte sie, trotzdem war es ein kleiner Trost.
    Marina zog ein Glasfläschchen hervor und warf es durch das Zimmer. Zu hoch. Sveti sprang in die Luft, um es zu fangen. Es prallte von ihren Fingerspitzen ab und landete auf dem grauen Synthetikteppich. Zum Glück zerbrach es nicht.
    Sie versuchte, nicht zu weinen, als sie sich hinkniete, um es aufzuheben. Wenn sie weinte, würde alles nur noch schlimmer werden. Sie zwang ihre brennenden Augen, sich auf die Flasche zu fokussieren. Amoxicillin. Ja. Das würde helfen. Sie wollte sich gerade auf die Füße hochrappeln, als ein schwerer Stiefel in ihrem Kreuz sie brutal nach unten drückte. Sie drehte den Kopf herum und blickte in Yuris blutunterlaufene Augen.
    »Sag diesen Namen nie wieder!«, befahl er. »Wir wollen diesen Namen nicht mehr hören. Sonst verschwindest du auch. Dann wirst du ganz genau wissen, was mit ihr passiert ist. Willst du es wissen, Eisprinzessin? Willst du?«
    Sie war starr vor Angst. Genüsslich lächelnd sah er zu ihr runter. Etwas Hässliches und Schreckliches breitete sich in ihm aus, wurde groß und stark. Es griff nach ihr wie klebrige Tentakel, bis sie sich schmutzig und beschämt fühlte tief in ihrem Inneren, wo sie am verletzlichsten war.
    Sie krampfte die Finger um das glatte Glas der Flasche und verrenkte sich den Hals, bis sie Marina wieder sehen konnte. »Ich muss zu Rachel«, platzte sie mit hoher Stimme heraus. »Ich muss ihr die Medizin geben. Bitte.«
    Marina drückte ihre Zigarette aus. »Lass sie gehen, du Schwein!«
    Yuris Lachen war ätzend. »Du magst es, die Eisprinzessin die ganze Arbeit für dich machen zu lassen, was? Sie haben eine Frau für diesen Job ausgesucht, weil du mütterlich sein solltest. Marina, die die kleinen Engel
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