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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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ins Bett bringt und ihnen ein Schlaflied vorsingt. Dazu taugst du nicht. Du taugst zu nichts, wozu andere Frauen taugen. Also wozu bist du gut? Wertlose Schlampe.«
    »Halt’s Maul, Yuri! Du bist bekifft.« Marina hustete eine Rauchwolke aus. »Lass sie gehen, bevor ich dir sämtliche Zähne ausschlage!«
    Er tat es. Sveti flüchtete den Korridor entlang, der zu dem fensterlosen, unbelüfteten Zimmer führte, in dem die Kinder eingesperrt waren.
    Der Lärm hatte nachgelassen. Rachels Schreie hatten sich zu einem leisen Wimmern abgeschwächt. Auch Stephan und Mikhail hatten ihre Energie verbraucht. Sveti war dankbar für die relative Stille.
    Sasha hielt seine kostbare Stiftlampe für sie in die Höhe. Die Batterien waren fast leer, aber sie spendete noch einen kleinen Rest wässriges, gelbliches Licht, in dessen Schein Sveti eine Dosis abmaß, von der sie hoffte, dass es die richtige für eine Zweijährige war.
    Würgend und hustend spuckte Rachel die Hälfte der Medizin auf das Laken. Sveti stöhnte frustriert, und als sie schließlich kapitulierte, musste sie sich beherrschen, das Kind nicht zu schlagen. Sie kauerte sich neben den kleinen, heißen Ball von Rachels zitterndem Körper und starrte mit brennenden Augen in die undurchdringliche Finsternis. Dabei hatte sie Mühe, sich auf der schmalen Pritsche zu halten.
    Mikhail jammerte und strampelte im Schlaf. Bald würde er schreiend aus seinen Albträumen erwachen. Er nässte seine Liege und seine Kleidung mit solch monotoner Regelmäßigkeit ein, dass die ganze Welt, inklusive Sveti selbst, nach Pisse zu stinken schien. Mikhail musste etwa fünf sein, soweit sie das einschätzen konnte. Genau wie Stephan. Dimitri war zehn, Sasha elf.
    Von all den Kindern waren nur Sasha und Aleksandra von Anfang an zusammen mit ihr in dieser großen, modrigen Wohnung in Kiew gewesen. Aber Sasha war inzwischen keine gute Gesellschaft mehr. Er hatte vor ein paar Monaten aufgehört zu sprechen. Die Kleinen waren später gekommen, nachdem sie Aleksandra weggebracht hatten. Keiner konnte richtig sprechen. Mikhail und Dimitri machten den Anschein, als könnten sie geistig zurückgeblieben sein. Es war schwer zu sagen. Sie fühlte sich selbst wie benommen, nach dem Schiff, nach Tagen in einem Loch ohne Luft, ohne Fenster. Tag und Nacht wurden künstlich erzeugt. Entweder brannten die fluoreszierenden Lampen und sirrten so laut wie wild gewordene Insekten, oder die Kinder wurden in erstickender Dunkelheit gelassen.
    Kein Schlaf heute Nacht. Sveti schlief nie, wenn Yuri da war. Sie erschauderte vor Entsetzen. Seine Anwesenheit rief ihr alles ins Gedächtnis, was Aleksandra ihr vor ihrem Verschwinden erzählt hatte.
    Alles, was Sveti viel lieber nicht gewusst hätte.
    Auch Aleksandra war ihren Eltern als Vergeltungsmaßnahme weggenommen worden, genau wie Sasha und Sveti, nur hatte man sie Monate früher gekidnappt. Sie war zwei Jahre älter als Sveti, abgeklärt und zynisch und sehr, sehr krank.
    Aleksandra hatte Sveti gewarnt, nachdem sie gesehen hatte, wie Yuri das jüngere Mädchen angegafft hatte, denn sie selbst war zu unerfahren, um es zu erkennen.
    Glühend und zitternd vor Fieber hatte sie Sveti eines Abends vor dem Schlafengehen mit dem Ellbogen angestupst.
    »Yuri mag dich«, flüsterte sie zwischen zwei Hustenanfällen heiser. »Nimm dich lieber in Acht!«
    »Du bist verrückt!«, wisperte Sveti zurück. »Er hasst mich! Er schlägt mich ständig!«
    Aleksandra stieß ein keuchendes Lachen aus. »Er mag dich!«, beharrte sie. »Du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Nein, Sveti, eine behütet aufgewachsene Zwölfjährige, wusste es nicht. Also weihte Aleksandra sie akribisch in jedes grauenvolle Detail ein und erzählte ihr alles, was Yuri ihr mit seinem Ding antun und was er von ihr erwarten würde.
    »Es ist besser, vorbereitet zu sein«, sagte Aleksandra. »Weil es nur eine Frage der Zeit ist. Er wird dich kriegen. Sie kriegen einen immer.«
    Sveti war völlig entsetzt, aber Aleksandra zufolge sollte sie sich besser an den Gedanken gewöhnen, nachdem sie am Ende vermutlich sowieso alle verkauft würden. Dafür. Für diese furchtbare Sache, die Yuri tun wollte.
    »Aber wir sind doch Kinder!«, protestierte sie.
    Aleksandra starrte sie mit offenem Mund an und fing dann an zu lachen. Doch dann ging ihr Lachen in ein Schluchzen über, und sie rollte sich fröstelnd und mit schweißnassem Haar in ihrem Bett zusammen.
    Danach hatte Sveti eine Woche nicht geschlafen.
    Kurz darauf
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