Spiel ohne Regeln (German Edition)
an ihrem Bauch, das über den Bund hing, mit etwas Lockerem kaschieren. Die blaue Tunika war das Einzige, das infrage gekommen war. Der tiefe Ausschnitt war ein bisschen aufreizend, aber sie nahm an, dass Mr Big letzte Nacht sowieso schon alles gesehen hatte, also war es egal.
Doch diese Männer starrten sie an, als wäre sie auch jetzt wieder splitterfasernackt.
Der fette Mann kam näher. Sie zuckte zurück und öffnete den Mund, um zu sagen: Entschuldigen Sie, meine Herren, wie ich sehe, ist dies ein sehr schlechter Zeitpunkt, darum entschuldigen Sie bitte die Störung, ich werde jetzt einfach gehen, einverstanden? Auf Wiedersehen!
Ihre Lippen bewegten sich. Ein papierdünnes Quieken drang heraus. Kein echtes Wort, nicht einmal ein halbes.
Der fette Mann, der auf sie zutrat, trug keine Waffe. Er war kleiner, schwerer und älter als die anderen, aber als seine grauen Augen sie fixierten, schreckte Becca unwillkürlich zurück. Sein Mund formte ein hinterhältiges Lächeln.
Sie starrte zurück wie ein flauschiges kleines Kaninchen, das von einer Schlange hypnotisiert wurde.
Seine Augen sahen seltsam aus. Sie waren undurchdringlich, wie die getönten Scheiben eines Autos. Er legte eine feuchte, schwere Hand auf ihre Schulter, schob sie unter ihr Haar und packte sie im Genick. Seine langen Nägel gruben sich in ihr Fleisch.
Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Er sagte etwas Unverständliches in fragendem Ton, hob dabei ihr Kinn an. Sie fühlte sich schrecklich verletzbar mit ihrer entblößten Kehle, fast fürchtete sie, er könnte sie beißen. Sie schnappte nach Luft und versuchte zu sprechen. Versuchte es wieder. »Was tun Sie da?«
»Du bist Amerikanerin?«
Äh, was sonst? Sie nickte, so gut das mit ihrem überstreckten Hals ging.
Mr Big meldete sich zu Wort. »Ich habe ihm nur gerade erklärt, dass du die Köchin bist, die ich für ihn engagiert habe.«
Ihr Blick zuckte zu ihm. Mr Bigs Miene war ausdruckslos, aber sie bemerkte das dringliche Flackern in seinen Augen. Sie versuchte wieder zu nicken.
»Ja«, bestätigte sie erstickt. »Die Köchin. Ja. Natürlich. Ich koche sehr gut.«
»Tatsächlich?«, gurrte der Fettsack, bevor er mit dem Zeigefinger nach ihrem Kehlkopf tastete und zudrückte. Er legte die Finger an ihren flatternden Puls. »Wie ist dein Name, meine Liebe?«
»Becca«, flüsterte sie.
»Becca«, wiederholte er. »Und was genau kochst du?«
Ihre Kehle schmerzte unter dem Druck seiner Finger. In ihren Ohren rauschte es so laut, dass sie ihre eigene Stimme kaum hören konnte, sondern nur dröhnende Echos, während schwarze Flecken vor ihren Augen tanzten. Sie würde jeden Moment kotzen oder das Bewusstsein verlieren.
»Crêpes à l’orange«, sagte sie und pickte damit wahllos eins der Rezepte in ihrem Kopf heraus. Ihr bevorzugtes spätes Frühstück, wenn sie gerade mal nicht Kalorien zählte. »Oder falls Sie etwas Pikantes einer Süßspeise vorziehen, ein Soufflé, veredelt mit einer cremigen Mischung aus vier italienischen Käsesorten. Dazu Sauerteigbrot, gegrillter Schinken und ein erfrischender Cocktail aus Fruchtnektar und Prosecco.«
Die Brauen des silberhaarigen Mannes zuckten überrascht nach oben.
»Mir läuft das Wasser im Mund zusammen«, sagte er. »Ich werde beides nehmen.«
»Wie … wie Sie möchten«, stotterte sie. »Kein Problem.«
»Aber sieh dich nur an!« Er drehte sie zu sich herum und strich mit dem Finger über den tiefen Ausschnitt ihrer Bluse. »Erklär mir das! Dieses Oberteil, die Haare, dieser Busen, so wunderbar in Szene gesetzt … « Seine Hand schloss sich um eine Brust und drückte zu, bis Becca vor Schmerz keuchte. »Du bist nicht zum Kochen gekleidet. Ich denke, dass du hier bist, um … zu ficken.«
»Wir wussten nicht, dass Sie schon heute Morgen eintreffen«, wandte Mr Big ein. »Sie hatte keine Ahnung, dass … «
»Halt den Mund!« Der Mann verstärkte den Druck auf Beccas Brust. »Ich bin es leid, dir zuzuhören wie einem kläffenden Hund. Wie ist dein Name, Hund?«
Mr Bigs Augen wirkten wie die eines gefangenen Raubtiers. »Solokov.«
»Wenn du das nächste Mal ungefragt sprichst, Solokov, lasse ich dich mit einem Knüppel bewusstlos schlagen«, versprach Silberhaar. Sein nach Lakritz riechender Atem strich heiß über Beccas Nacken. Sie schreckte vor dem Geruch zurück wie vor Giftgas und spürte die abscheuliche Ausbuchtung seiner Erektion an ihrem Gesäß.
Ihr Brechreiz wurde schlimmer. Sie hatte noch nie im Leben solche
Weitere Kostenlose Bücher