Spiel ohne Regeln (German Edition)
auch da, nachdem kaltes Müsli das dritte Überlebensessen war, das selbst er schnell zubereiten konnte. Noch ein paar Kleinigkeiten … das war’s.
Becca kommentierte das Angebot mit einem verächtlichen Schnauben, dann riss sie Küchenschränke auf, durchstöberte ihren Inhalt und nahm einzelne Dinge heraus. Es gab Mehl, aber viel mehr nicht. Mit zusammengekniffenen Augen wirbelte sie zu ihm herum. »Ist das ein schlechter Scherz? Ich kann für diesen Kerl kein Gourmetfrühstück aus altbackenen Bagelchips, Haferflocken und Chili-Käse aus der Sprühdose zaubern!«
»Spiel nicht die Diva, Baby!«, sagte er unwirsch. »Nicht ich habe mir dieses Feinschmeckermenü ausgedacht, sondern du. Sieh im anderen Kühlschrank oder im Eisfach nach!«
»Diva? Dass ich nicht lache! Ich habe drüben in Sloanes Haus ein paar anständige Zutaten. Ich werde sie holen.«
Sicher. Und mit einem Fluchtversuch würde sie mit einer geschmeidigen Bewegung ihrer beider Todesurteile unterzeichnest. »Du kannst nicht einfach hier rausmarschieren«, erklärte er. »Sie bewachen die Eingänge. Ich werde das Zeug holen. Du fängst währenddessen schon mal an.«
»Hier? Allein? Mit … denen?« Ihre Augen weiteten sich erschrocken.
»Ich beeile mich«, versprach er. »Dir wird nichts passieren.«
Sie schluckte hörbar, dann sah er, wie sie den Rücken kerzengerade durchdrückte und Haltung annahm. »In den kleinen weißen Schachteln sind Feinkostkuchen«, informierte sie ihn. »Bring so viele wie möglich mit. Die Käseplatte, der Grillschinken und die Früchte sind in den zwei großen weißen Kartons im Kühlschrank. Und vergiss den Prosecco nicht. Schnapp dir auch so viele Weinflaschen, wie du tragen kannst. Ich fürchte, wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können.«
Nick rannte die Hintertreppe hinunter und sprang von dem Holzdeck, das sich um die gewaltige Felszunge schlängelte, auf der das Haus thronte. Auf diesem Weg musste er sich nur noch eine dreißig Meter hohe Böschung bis zum Sloane-Haus hinaufkämpfen, die er in wenigen Sekunden überwand.
Sobald er drinnen war, sammelte er die Sachen zusammen, um die Becca gebeten hatte, stopfte sie wahllos in die Schachteln und packte die Weinflaschen in Plastiktüten.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er verließ die Küche und durchsuchte das Haus, bis er das Gesuchte fand. Eine kleine schwarze Handtasche. Er leerte den Inhalt aus und sah ihn durch. Hausschlüssel, ein Lippenstift, Papiertaschentücher, ein Kamm.
Ohne bestimmten Grund steckte er den Lippenstift ein.
Ihr Handy. Ihre Brieftasche. Er öffnete sie und nahm ihre Bankkarten, ihren Führerschein und alles, was ihren Namen und ihre Adresse trug, heraus. Die Brieftasche warf er in eine leere Schublade neben dem Bett. Die Kreditkarten und das Handy nahm er mit, um alles draußen unter einem Stein zu verstecken.
Beladen wie ein Maulesel machte er sich auf den Rückweg. Schlitternd und kraxelnd mühte er sich durch dichte Ranken und dorniges Gestrüpp, und das nur, damit der böseste, grausamste Wichser des Universums in den Genuss eines perfekten Drei-Käse-Soufflés kam. Das war völlig surreal.
Ein Laut entrang sich seiner Kehle, der so rostig klang, dass er ihn beinahe nicht identifizieren konnte. Es war ein Lachen.
Mr Big? Wie um alles in der Welt war sie auf den Namen verfallen?
Er wollte lieber nicht spekulieren.
7
Der Trick bestand darin, sich zu beschäftigen. Mit grimmigem Blick suchte Becca die benötigten Schüsseln, Utensilien und Gerätschaften. Knall, wums – schon stand alles ordentlich in Reih und Glied auf der Kücheninsel in der Mitte des Raumes. Gott, wie sehr sie Küchen mit großzügigen Arbeitsflächen liebte! Zu dumm, dass sie sie nur benutzte, um ihre potenziellen Mörder und/oder Vergewaltiger zu verköstigen.
Also los! Als Erstes die Béchamelsoße, dann der Crêpeteig. Zuzusehen, wie die Butter schmolz und das Mehl schwitzte, beruhigte ihre angeschlagenen Nerven. Um keinen hysterischen Schreianfall zu bekommen, zählte sie bis zehn, während sie langsam rührte, dann startete sie wieder bei null und zählte erneut, bis die Soße eindickte.
Keine Katastrophen bisher. Becca stellte die helle Soße zum Abkühlen beiseite, dann schlug sie den Teig für die Crêpes, dankbar für die hochmoderne elektrische Kochplatte, die sie in einem der unteren Regale entdeckt hatte. Auf dem Ding würde sie sechs Crêpes auf einmal zubereiten können. Eines Tages, wenn sie endlich den Mann fürs Leben
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