Spiel ohne Regeln (German Edition)
einer Kehle jubelten. Irgendein bedeutendes Sportereignis – das erklärte die verwaisten Straßen. Er hatte keinen Schimmer, was für eine Sportart es sein könnte. Er war zu lange im Weltall verschollen gewesen.
Da stand sein Van, genau an der Stelle, wo er ihn vor ein paar Tagen abgestellt hatte. Er war weder gestohlen noch mutwillig beschädigt worden. Einer der Vorteile, wenn man in einer abgelegenen Kleinstadt lebte. Nur dass er in einer wie dieser aufgewachsen und die Art von Taugenichts gewesen war, der dafür gesorgt hätte, dass jeder herrenlose Van entsprechend zugerichtet wurde, bevor sein Besitzer zurückkam, um ihn zu holen. Das Mindeste wäre gewesen, dass er die Reifen aufgestochen hätte. Scheinbar wurden den Jugendlichen in dieser Stadt Beruhigungsmittel verabreicht. Aber er war dankbar für jede glückliche Fügung, so unverdient sie auch sein mochte.
Ohne weiteres Aufheben packte er Becca auf den Beifahrersitz und bretterte mit röhrendem Motor los, dass der Kies hochspritzte. Becca krallte sich am Armaturenbrett fest und sah ihn mit großen Augen an. Dann tastete sie nach dem Sicherheitsgurt.
Nick zog sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein.
Eine irritiert klingende Frauenstimme meldete sich auf Ukrainisch. »Wer ist da?«
»Milla. Hier spricht Arkady«, antwortete er hastig in derselben Sprache. »Es ist alles schiefgegangen. Meine Tarnung ist aufgeflogen. Du musst dich in Acht nehmen.«
»Was? Was? Jetzt bringt er mich um! Du Arschloch! Du Idiot! Wie kannst du mir das antun?«
»Ich dachte, ich warne dich lieber«, sagte er monoton. »Viel Glück!« Er würgte den schrillen Protest der Frau ab, indem er auflegte. Es gab nichts mehr, das er hätte sagen können.
Becca schaute ihn an. »Und die Polizei?«, fragte sie.
Er wählte seine Worte mit Bedacht, als er aufs Gas trat. »Die Sache mit der Polizei ist folgende«, begann er. »Wenn du ihnen erzählst, was du gesehen hast, sind sie verpflichtet zu ermitteln. Viele Dinge könnten passieren, und alles wäre übel. Höchstwahrscheinlich werden mehrere Einheimische ums Leben kommen, bevor sie auch nur ahnen, womit sie es zu tun haben. Ich spreche von eiskaltem Mord, wie in einem Film für Erwachsene. Und nein, ich meine das nicht sarkastisch.«
»Aber ist das nicht exakt das, was wir ihnen sagen werden?« Becca presste die Worte zwischen klappernden Zähnen hervor. »Womit sie es zu tun haben?«
»Wir können ihnen sagen, was wir wollen«, erwiderte er. »Trotzdem werden Männer und Frauen mit Familien sterben. Das ist eine statistische Gewissheit.«
»Oh!« Sie schluckte hart, legte die Hand an ihre Kehle und massierte sie.
»Und dann ist da noch eine andere Sache«, fuhr er verbissen fort. »Im Moment weiß er nichts über dich. Weder deinen Namen oder deine Adresse, noch wo du arbeitest, nichts. Du hast keine Ahnung, was für ein verfluchter Glücksfall das ist.«
»Oh, sicher, das weiß ich«, keifte sie. »Immerhin lässt du keine Gelegenheit aus, mich daran zu erinnern, wie viel Glück ich habe.«
Er war erleichtert über ihren schnippischen Ton. Eine Frau unter Schock würde ihm nicht die Hölle heißmachen. Sie war so viel zäher, als ihr sexy Aussehen vermuten ließ.
Er nahm den Faden wieder auf. »Ich will damit sagen, dass du Zhoglo einen Anhaltspunkt lieferst, wo er nach dir suchen muss, wenn du dich an die Polizei wendest. Und er wird nach dir suchen. Verlass dich drauf!«
»Ist das sein Name?«
Nick schlug mit einer Hand aufs Lenkrad. »Ja.«
»Aber die Polizei würde ihm niemals verraten, wer ich … «
»Du hast keine Ahnung, wie mächtig dieser Kerl ist«, fiel er ihr ins Wort. »Er verfügt über Einfluss, den du dir nicht vorstellen kannst. Informationen können über gemeinsame Datenbanken abgerufen werden, Becca. Sie können illegal beschafft, gestohlen, gekauft werden. Alles ist käuflich. Er hat bereits das FBI korrumpiert. Die örtliche Polizei ist für ihn ein Klacks.«
Die Verbitterung in seiner Stimme brachte sie zum Schweigen, wenn auch nur für eine Minute. »Warum sollte er sich die Mühe machen, nach mir zu suchen? Ich war nur die Köchin, richtig?«
Nick machte ein spöttisches Geräusch. »Wo soll ich anfangen? Zum einen bekam er nicht die Chance, dich zu ficken. Das allein ist Grund genug.«
»Schon gut«, wisperte sie. »Entschuldige, dass ich gefragt habe!«
»Außerdem hast du ihn gesehen«, fuhr er gnadenlos fort. »Du hast auch seinen neuen Geschäftspartner gesehen. Du
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