Spiel Satz Tod - Kriminalroman
herum.
»Oh.« Als ich die neue Tasche sah, dämmerte mir, was sie meinte.
»Oh ist genau das richtige Wort. Wenn sie mich nun durchsuchen oder in meine Tasche schauen und die Pistole finden?«
»Das machen die nicht. Das redest du dir nur ein, weil du ein schlechtes Gewissen hast.«
Sie starrte mich wütend an. »Ich habe nichts verbrochen,und ich leiste auch keine weitere gemeinnützige Arbeit mehr. Das können die nicht mit mir machen!«
Nun musste ich grinsen. »Warum legst du das Ding nicht einfach in dein Auto?«
»Weil es hier von Polizisten wimmelt, wie du so treffend bemerkt hast. Damit würde ich mich doch nur verdächtig machen.«
Ich seufzte. »Also gut. Nimm deine Brieftasche und dein Schlüsselbund heraus. Die Tasche schließe ich in meinem Schreibtisch ein. Wenn ich heute Abend nach dem Tennismatch zurückkomme, nehme ich sie mit nach Hause. Und lass dir das eine Lehre sein.«
19. KAPITEL
EIN MATCH UND DAS CHAOS
Meine Tennismannschaft spielte besser als erwartet. Eric gewann das erste seiner zwei Einzel. Dann tauchte sein Vater auf, dessen massige Gestalt einen dunklen Schatten auf den Sohn warf, und nicht nur auf ihn. Ich konnte förmlich sehen, wie sich Erics Schultern verkrampften, als er den Ball zum ersten Mal parierte. Da wusste ich, dass er verlieren würde. Als er bereits das zweite Spiel mit null Punkten abgeben musste, begann sein Vater herumzubrüllen und den Gegenspielern Betrug und Schlimmeres vorzuwerfen. Bei Schulturnieren gibt es keine Schiedsrichter, die Spieler zählen selber mit. Schließlich verlangten der Trainer der gegnerischen Mannschaft und ich gemeinsam, er möge Ruhe geben oder den Platz verlassen. Ich fürchtete, der Mann werde jeden Augenblick explodieren. Um ein Haar hätte ich die Polizei gerufen, aber da verlor Eric auch das dritte Spiel, und der Vater stürzte angewidert davon, ohne den Sohn eines Wortes zu würdigen. Mit diesem Mann musste etwas geschehen. Danach lief das Match recht gut, zumindest nach meinen – zugegeben – niedrigen Erwartungen. Den Gesamtsieg holten wir nicht, aber Dillon gewann sein Einzel und mehrere andere auch. Viel wichtiger war für mich, dass sich die Mannschaft schützend vor Eric stellte und ihn daran hinderte, wie ein begossener Pudel davonzulaufen. Mit Witzeleien und Neckereien brachten sie ihn schließlich so weit, dass sie alle zusammen ihre Mannschaftskameraden bei den letzten Spielen anfeuerten.
Als wir auf das Schulgelände kamen, war der Parkplatzfast leer. Ich fuhr den Bus vor den Tennisraum, um die Sachen auszuladen. Der Abend senkte sich herab, der Himmel färbte sich bereits perlgrau, und nur noch im Westen glühte ein Streifen in feurigem Orange. Nach der Glut des Nachmittags war die Luft beinahe kühl, und braune Blätter tanzten, von einer leichten Brise getrieben, über die Gehwege. Wenn die Hitze des Tages vorüber war, kündigte sich schon der Herbst an. Die Tage wurden kürzer. Mir lief ein melancholischer Schauer über den Rücken.
»Ich wünschte, wir hätten McKenzie bei uns gehabt«, sagte Dillon, als er Travis einen der neuen orangefarbenen Wasserspender abnahm, den der aus der Bustür reichte.
»Ja, im zweiten Match hätten wir sie gut gebrauchen können. Zwei hintereinander zu spielen ist einfach zu viel, Trainer J.«, sagte Brittany.
»Aber ihr wart doch alle sehr gut. Und mit dem Musical ist diese Woche ohnehin Schluss, dann haben wir sie wieder«, fügte ich hinzu.
Die Mannschaft stand noch eine Weile beisammen und ging das letzte Doppel der Jungen durch. Dillon schwor, Westlake beim nächsten Match in Grund und Boden zu spielen. Da klingelte mein Telefon.
Colin sagte leise, aber aufgeregt: »Wir haben jemanden verhaftet.«
Mir gab es einen Stich ins Herz. »Was? Wen?«
»Pat Carver. Wir haben es mit dem Verdacht auf Unterschlagung begründet, verhören sie jetzt aber auch wegen der Morde.«
Ich entfernte mich ein paar Schritte von den Spielern. Die waren aufmerksam geworden und ließen kein Auge von mir.
»Und was sagt sie?«
»Nichts. Sie hat sich blitzschnell einen Anwalt besorgt«, fügte er entrüstet hinzu. »Natürlich weist sie jeden Verdacht von sich. Als wir von den Toten anfingen, hat sie kein Wort mehr gesagt. Aber sie ist sehr erschrocken.«
Mein Gespräch mit Kyla, unsere Schlussfolgerungen und Fragen fielen mir ein. »Bist du sicher, dass sie es war?«, fragte ich zweifelnd.
»Was die Unterschlagung betrifft, ja. Damit hat sie aber auch ein Motiv gegen Trainer
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