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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ebenfalls aus und lief über den Parkplatz, ohne sich noch einmal umzuschauen. Offenbar wollte er mit dem Arzt sprechen. Ich nahm die Abkürzung durch Haus A.
    Als ich den Hof überquerte, sprang Larry Gonzales aus dem Verwaltungstrakt wie der Teufel aus der Kiste. Er trug jetzt seine Anzugjacke, die normalerweise in seinem Büro an einem Haken hing. Wahrscheinlich hatte er sich schon für die Medien feingemacht, die er jede Minute erwartete. Ich tat so, als bemerke ich ihn nicht, und ging ruhig weiter.
    »Jocelyn!«, rief er. Mir blieb nichts übrig, als stehen zu bleiben und zu warten, bis er mich erreicht hatte.
    Um uns herum standen Dutzende Schüler, die von dem Tod in ihrer Mitte keine Ahnung hatten, in Gruppen herum, schwatzten und lachten, riefen Freunden, die sie wochenlang nicht gesehen hatten, Grußworte zu, verglichen Stundenpläne und Pausen. Es war die übliche Aufregung des ersten Tages mit neuer Kleidung, neuer Technik und neuen Rucksäcken. Ein frischer Start zu den grenzenlosen Möglichkeiteneines ganzen Jahres. Eigentlich hätte das ein schöner Tag sein können, dachte ich traurig.
    Jetzt war Larry da, den Kopf voller Probleme und unbeantworteter Fragen. Er trat ganz dicht an mich heran, damit keiner mithören konnte. Mir fiel auf, dass er das Haar noch tiefer über den kahlen Schädel gekämmt und mit viel Gel befestigt hatte.
    »Jocelyn, ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich gesagt habe, Sie hätten mich früher anrufen sollen. Die Kinder von der Tennismannschaft haben mir berichtet, wie umsichtig Sie vorgegangen sind. Das schätzen wir alle sehr.«
    »Danke«, sagte ich und blickte ihn argwöhnisch an. Was wollte er von mir? Larry verteilte höchst selten Komplimente, und nie ohne Hintergedanken.
    »Der tragische Tod von Trainer Fred hat uns alle sehr erschüttert«, fuhr er fort. »Er war ein guter Mann, und wir werden ihn sehr vermissen. Aber deswegen können wir kaum Unterricht ausfallen lassen.«
    Da konnte ich ihm nur zustimmen. Abgesehen davon, dass 2200 Schüler bereits auf das Gelände strömten, hing die Finanzierung unserer Einrichtung von den Anwesenheitszahlen ab. Bis Larry die Schule schloss, mussten mindestens zwei oder mehr Gebäude in Flammen aufgehen. Und selbst dann hätte er zuerst noch die Anwesenheit feststellen lassen.
    »Für Mr. Argus’ Geschichtsunterricht werden wir einen Ersatzlehrer einstellen.« Er machte eine Pause, als erwartete er, dass ich diese Nachricht kommentierte.
    »Ich gehe gern den Lehrplan mit jedem durch, den Sie dafür bestimmen«, bot ich an.
    »Das ist gut. Danke.« Wieder verstummte er, um mich weitersprechen zu lassen. Aber ich hatte keine Ahnung, waser noch von mir wollte. Eine Weile schauten wir uns an, bis das Schweigen peinlich wurde.
    Er räusperte sich. »Die Tennismannschaft scheint viel von Ihnen zu halten.«
    »Das freut mich.« Ich fragte mich, wer das gesagt haben sollte.
    »Ja, also …« Er wusste nicht recht weiter, dann aber spuckte er es endlich aus. »Ich hätte Sie gern als unsere neue Tennistrainerin.«
    Als Tennistrainerin? Beinahe hätte ich laut gelacht, aber mir wurde plötzlich klar, dass er es ernst meinte. Hatte er den Verstand verloren? Ich war doch keine Trainerin.
    Er musste mir den Gedanken vom Gesicht abgelesen haben, denn er fuhr rasch fort: »Sie kennen sich mit dem Spiel aus. Bei unserem Schulturnier vergangenes Jahr waren Sie hervorragend. Sie haben schon auf dem College Tennis gespielt, nicht wahr? Es wäre natürlich auch nur für eine gewisse Zeit. Bis wir einen geeigneten Ersatz gefunden haben.«
    »Warum lassen Sie das Training nicht einfach ein paar Tage ausfallen?«, fragte ich.
    »Tennis ist bei uns sowohl ein Unterrichtsfach in der achten Stunde als auch eine außerschulische Betätigung. Fast die halbe Mannschaft nimmt am Unterricht teil, und der Rest kommt nachmittags hinzu. Ich habe mir Ihren Stundenplan angesehen. In der achten Stunde haben Sie Unterrichtsvorbereitung.«
    Das traf zu. Das zu erreichen hatte mich viel Mühe gekostet. Wie bei den meisten Lehrern umfasste meine Arbeitswoche weit mehr als vierzig Stunden. Ich kam morgens früher und blieb nachmittags länger. Bis in die Nachtstunden saß ich häufig über der Korrektur von Schülerarbeiten. Aber es gab nichts Schöneres, als am Freitagnachmittag um15.30 Uhr nach Hause gehen zu können. Mein ganzer Wochenplan war auf dieses Ziel ausgerichtet. Das wollte ich natürlich nicht aufgeben, um eine Tennismannschaft zu trainieren.

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