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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dem Lehrerzimmer. Er sagte, ich solle genau zusehen, was er an diesem Tag tat, besonders in der dritten Stunde, in der er seine Problemklasse hatte. Er war ein Meister, wenn es um die Disziplin im Unterricht ging. Läutete es zur Pause, dann stellte er sich an die Tür und verabschiedete seine Schüler. Meist gab er ihnen witzige Ratschläge, wie sie sich zu verhalten hatten. Kam die neue Klasse in sein Zimmer, dann sprach er jeden Schüler mit seinem Namen an, sagte dem einen, er möge seine Mütze abnehmen, weil »Gentlemen im Hause keinen Hut tragen«, oder warf einer Schülerin zu, siehabe ihn mit ihrer letzten Arbeit beeindruckt. Schwatzen im Unterricht war untersagt, rege Mitarbeit Pflicht. Seine Schüler waren entspannt und bei der Sache. Er hatte die Gabe, jeden als eigenständige Persönlichkeit zu nehmen, seinen Unterricht interessant und für die Schüler bedeutsam zu gestalten. In den wenigen Monaten, die ich ihm zuschauen durfte, habe ich mehr gelernt als während meines ganzen Studiums. Nicht nur, wie man ein guter Lehrer wird, sondern auch ein guter Mensch. Ich weiß, dass Freds Stimme bei meiner Bewerbung an der Bonham Highschool die entscheidende dafür war, dass ich aus all den anderen Bewerbern ausgewählt wurde. Ich verdanke ihm mehr, als ich sagen kann.
    Ich durfte nicht zulassen, dass sein Name und sein Ruf jetzt, da er sich nicht mehr wehren konnte, durch ein Gerücht beschädigt wurden. Nicht nach allem, was er für mich getan hatte. Ich stand auf und ging hin und her, als könnte ich meine Wut in die Dielen stampfen. Was sollte ich tun? Wie konnte ich gegen ein Gerücht ankommen, das bereits überall herumschwirrte?
    Möglicherweise hatte jemand doch etwas gesehen. Ich dachte an den Morgen zurück, da wir Fred gefunden hatten. Roland und Nancy waren am Abend zuvor noch spät auf dem Gelände gewesen. Vielleicht musste ich bei ihnen anfangen, um herauszubekommen, ob ihnen eventuell ein fremder Wagen auf dem Parkplatz aufgefallen war, zum Beispiel einer wie Mr. Richards’ schwarze Geländelimousine. Oder sie hatten Fred mit jemandem sprechen sehen, ohne sich etwas dabei zu denken. Außerdem konnte ich mit den Schülern der Tennismannschaft über ihren Raum, über Freds Zigaretten und über jemanden reden, der vielleicht Marihuana rauchte. Zu einigen von ihnen hatte ich inzwischen ein recht gutes Verhältnis. Unter Umständen konnten sie mir sagen, von wem die Joints stammten, vor allem, wenn ich sie davon zu überzeugen vermochte, dass mir das gleichgültig war, wenn nur bewiesen wurde, dass sie nicht Fred gehört hatten. Ich wollte einfach mit jedem reden, der mir einfiel. Das hätte eigentlich Detective Colin Gallagher tun müssen, dachte ich verbittert. Offenbar tat er es aber nicht, weil er zu beschäftigt damit war, unter Möchtegern-Richtern Gerüchte über Fred auszustreuen, statt seinen Job zu erledigen. Ich wünschte, ich hätte ihn vor mir und könnte ihn vors Schienbein treten.
    Ich ließ mich neben Belle auf die Couch sinken und warf einen scheelen Blick auf den Stapel noch zu korrigierender Schülerarbeiten. Es war inzwischen fast zehn Uhr, und ich war hundemüde, aber wenn ich ihn jetzt weiterhin ignorierte, würde er morgen noch höher sein. Also nahm ich das erste Blatt von oben und begann zu lesen.

7. KAPITEL
    THEATER UND VERTEIDIGUNG
    Am nächsten Morgen parkte ich meinen Wagen vorsichtshalber in sicherer Entfernung von der Filmcrew und machte mich dann auf die Suche nach dem Theaterprobenraum, der im Lehrerzimmer nur Nancys Höhle hieß. Zwar nahm ich jeden Tag die Abkürzung zu meinem Klassenzimmer durch Haus A, aber ich war nie wieder in diesem Raum gewesen, seit man mich vor Jahren gleich nach meiner Einstellung durch die Schule geführt hatte. Von damals war nur eine vage Vorstellung geblieben, wo er sich befinden könnte. Um mich herum erwachte die Schule nach und nach zu neuem Leben. In dem großen Vorraum zwischen dem Theater- und dem Orchestersaal sammelte sich das Flag Team zu seiner Übungsstunde. Zwei Jungen ahmten mit ihren Flaggenstöcken einen Schwertkampf aus Star Wars nach, und die Mädchen feuerten sie an oder verspotteten sie, je nachdem, wem ihre Sympathien galten. In einer Ecke öffneten ein paar Mütter den Tigerbau, einen winzigen Kiosk, wo Mitglieder der Eltern-Lehrer-Vereinigung Schulzubehör und Souvenirs wie Bonham-Sticker für Autos feilboten. An so einem Morgen mochten sie wohl 35 Cent Umsatz machen – ein sehr lohnenswerter

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