Spiel Satz Tod - Kriminalroman
gelassen? Entzückt, von dir zu hören. Wie geht es dir? Und deiner lieblichen Gattin? Wie hieß sie doch gleich?«
»Tiffany«, antwortete er kurz.
»Ach ja, Tiffany. Wie konnte ich diesen Namen nur vergessen.« Ich schleuderte die Pumps von mir und öffnete dieHintertür, um Belle hinauszulassen. Sie tapste schläfrig von dannen.
»Ich habe gehört, an Eurer Schule hat es einen Mord gegeben.«
»Oh, sind wir schon so ins Gerede gekommen? Ja, es ist ein Mord passiert.«
»Was weißt du darüber?«
»Warum fragst du?«, gab ich zurück.
»Weil es mich interessiert.«
»Das habe ich mitbekommen, aber weshalb?«
»An einer Schule in meiner Stadt geschieht ein Mord, und es soll mich nicht interessieren?«
»Das hat mit Sicherheit einen Grund.«
Er schwieg einen Moment, was mich sehr verwunderte. Normalerweise plant er seine Lügen im Voraus. »Ich arbeite jetzt im Büro des Bezirksstaatsanwalts.«
»Du bist jetzt Staatsanwalt?«, fragte ich. Eine weitere Überraschung. Das Letzte, was ich von ihm gehört hatte, war, dass er als Verteidiger inzwischen fast ein Star sei.
»So ist es.«
»Wie kommt denn das? Die zahlen doch nicht gerade üppig, Mike.«
»Ich hatte meine Privatkanzlei über. Ich möchte der Gesellschaft dienen.«
Jetzt musste ich laut lachen. »Oje, ich habe ganz vergessen, was für ein Menschenfreund du bist.«
Man konnte fast hören, wie er mit den Zähnen knirschte. »Wie dem auch sei, ich möchte etwas über diesen Mord erfahren.«
»Wozu? Außerdem gibt es da nichts zu erfahren. Sie haben noch nicht herausgefunden, wer es war. Für einen Anwalt ist da nichts zu tun.«
»Die Öffentlichkeit muss geschützt werden. Morde in unseren Schulen. Das ist unerhört. Ich muss über solche Fälle auf dem Laufenden sein.«
»Ach sooo … Jetzt begreife ich. Die Öffentlichkeit muss geschützt werden. Von dir. Willst du etwa bei den nächsten Wahlen antreten?«
»Das ist durchaus etwas, worüber ich nachdenke«, antwortete er steif. »Ich glaube, die Bürger von Travis County könnten einen Richter gebrauchen, der …«
»Einen Richter?«, unterbrach ich ihn. »Übernimmst du dich da nicht ein bisschen, Mike?«
»… einen Richter, der sich traut, hart gegen das Verbrechen vorzugehen.«
»Ich bin beeindruckt. Hast du auch einem Polizisten die Hand gedrückt, als du diesen Spruch in deinem Werbespot abgelassen hast? Und was mich schon immer brennend interessiert hat – treten bei diesem Unfug echte Polizisten auf, oder nehmt ihr dafür Schauspieler?«
»He, kannst du den Quatsch nicht wenigstens einmal lassen? Ich muss ein paar Dinge wissen, bevor ich mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit gehe. Es gibt Gerüchte, dass der Tote aus einem Geräteschrank auf dem Schulgelände mit Rauschgift gedealt hat …«
Da legte ich auf.
Das war böse. Ich lief in meinem winzigen Wohnzimmer hin und her, wobei ich den Stapel Arbeiten, die laut nach mir riefen, mit Nichtachtung strafte. Mike war ein Idiot, aber ein sehr gut vernetzter. Seine Fakten waren zwar falsch, aber nicht falsch genug. Die Polizei verfolgte offenbar weiter die Drogenspur, um zu dem Ergebnis zu gelangen, dass Fred an seinem Tod selber schuld war. Statt sich auf den Mordfall zu konzentrieren, suchte sie nach Beweisen für Freds mögliche illegale Machenschaften, was schlimm genug war. Aber wenn Mike gar eine politische Kampagne gegen Korruption in öffentlichen Institutionen, zum Beispiel in Schulen, plante, dann konnte das nur bedeuten, dass es um Freds Ruf schlecht stand. Er würde für immer als der Lehrer im Gedächtnis bleiben, der ermordet wurde, während er Drogen an Kinder verkaufte.
Das durfte ich auf keinen Fall zulassen.
Ein Kratzen an der Tür erinnerte mich daran, dass Belle immer noch draußen war. Ich öffnete und ließ sie ein. Sie tappelte zur Couch und musste mehrere Anläufe nehmen, bis sie genug Schwung hatte, um wieder auf ihr Kissenlager zu springen. Zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, blickte sie mich aus glänzenden Kulleraugen an.
Ich setzte mich neben sie und ließ meine Hand über ihr Krausköpfchen gleiten. Mein erster Unterrichtstag vor sieben Jahren fiel mir ein. Ich war damals so nervös gewesen, wollte es gut machen und fürchtete, es werde mir nicht gelingen, die Schüler zu erreichen. Schließlich war ich damals nicht sehr viel älter als sie. Ich hatte eiskalte Hände, als ich mich im Sekretariat meldete. Aber Fred Argus war schon da und bewirtete mich mit einem schrecklichen Kaffee aus
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