Spiel Satz Tod - Kriminalroman
Theater leite ich. Es gehört mir.« Sie schien sich an ihren eigenen Worten aufzuspulen. »Allein mir! Ich entscheide, was hier aufgeführt wird, wer spielt und wie lange geprobt wird. Ende der Durchsage! Und jetzt raus!« Die letzten Worte brüllte sie, so laut sie konnte.
»Schreien Sie nur. Sie werden den Plan entsprechend den Regeln ändern, oder ich zeige Sie an. Und wenn Larry nichts unternimmt« – was ich erwartete –, »die UIL tut es bestimmt. Dann werden Sie von den Regionalwettbewerben ausgeschlossen.«
Sie wich vor mir zurück. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Das ist mein bitterer Ernst. Sehe ich aus, als ob ich spaße?«
Jetzt versuchte sie es auf eine andere Tour. »Es ist doch nur für die nächsten Wochen. Wir müssen unbedingt bis zum 10. fertig sein«, sagte sie in fast flehendem Ton.
»Bis zum 10.? Seit wann haben Sie schon Anfang September eine Premiere?«
»Das ist ein Sonderfall, es ist …« Sie war sichtlich bemüht, eine Begründung zu finden.
»Was ist denn hier los?«, sagte hinter mir eine Männerstimme. Wir drehten uns beide um. Roland Wilding war in den Raum getreten, ohne dass wir es bemerkt hatten.
Er schaute von Nancy zu mir und wieder zu Nancy – das hübsche Gesicht ein einziges Fragezeichen, das goldene Haar glänzte in dem milden Licht. Das sah so lächerlich gut aus, dass auch dieser Auftritt falsch und gespielt wirkte. Wie er schon dastand – die Hüfte leicht angewinkelt und einen Daumen wie zufällig in eine Gürtelschlaufe gesteckt –, wie ein Model für Herrenunterwäsche.
Nancy setzte mehrmals zu einer Erklärung an, fand jedoch nicht die richtigen Worte. Ärgerlich stellte ich fest, dass ich soeben die Chance verspielt hatte, Roland wegen Trainer Fred auszufragen. Jetzt war ich hier endgültig der Feind Nummer eins.
Noch einmal wedelte ich mit dem Probenplan in der Luft herum. »Verändern Sie das, Nancy. Ich werde die Schüler danach fragen.« Damit drehte ich mich um und ging.
Mir zitterten die Hände. Ich hasste solche Auseinandersetzungen. Sie regten mich mehr auf, als ich zugeben wollte. Eigentlich war es mir zuwider, so eine harte Nummer abzuziehen, aber ich war aufs Äußerste empört, dass man Nancy und Roland erlaubte, so mit den Schülern umzuspringen. Doch warum sollte ich ein Auge auf sie haben? Was tat Larry, unser furchtloser Direktor? Das war sein Job. Ich fragte mich, ob ich ihn nicht darauf ansprechen sollte, hatte aber Zweifel, dass er etwas unternehmen würde. Nein, irgendwie war das jetzt mein Problem geworden. Ich war sicher, dass es mich ohnehin nicht mehr ruhig schlafen lassen würde.
8. KAPITEL
ÄRGER UND EINE PISTOLE
Durch das Gespräch mit Nancy kam ich später als gewöhnlich zu meinem Klassenzimmer. Vier meiner Tennisspieler warteten bereits auf dem Gang. Für jene, die morgens zeitig zur Schule kommen, gibt es nur wenige Orte, wo sie ihre Hausaufgaben beenden oder einfach auf den Beginn des Unterrichts warten können. Daher ist es üblich, das Klassenzimmer der ersten Stunde aufzusuchen, wenn der Lehrer zeitig genug zur Stelle ist. In der letzten Zeit fanden sich oft viele Spieler der Tennismannschaft, auch jene, die nicht bei mir Unterricht hatten, in meinem Raum ein. Das war eine Art Vertrauensbeweis, den ich schätzte. Inzwischen nannten sie mich Trainer J, was mir sehr schmeichelte. Binnen zehn Minuten traf der größte Teil der Mannschaft ein. Einige saßen noch über Aufgaben, die sie am Abend zuvor nicht erledigt hatten, andere hockten im hinteren Teil zusammen und redeten leise miteinander. Mittendrin entdeckte ich wie stets Dillon Andrews, der gut aussah, freundlich und sehr beliebt war. Für meine Zwecke genau der Richtige.
»Mr. Andrews«, sprach ich ihn an. »Kommen Sie bitte einen Moment mit mir?«
Erschrocken blickte er mich an. Einer der größten Vorteile des Lehrers ist es, etwas anordnen zu können, ohne es begründen zu müssen. Ich sah förmlich, wie er grübelte, was er denn angestellt haben könnte. Offenbar ließ er alle seine Streiche Revue passieren, für die ich ihn zur Verantwortung ziehen konnte, und da gab es sicher einige. Füralle Fälle setzte er eine Unschuldsmiene auf, die sofort den Argwohn in mir weckte, er hätte tatsächlich etwas ausgefressen.
Wir traten auf den Gang hinaus, und ich schloss die Tür hinter mir. Mir standen mehrere Vorgehensweisen offen, doch ich entschied mich, das Problem direkt anzusprechen. Immerhin hatten alle diese Jungen und Mädchen Trainer Fred
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