Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
würde?
Unterbewusst nahm er wahr, dass das Schreiben keinen einzigen Fehler enthielt, obwohl es auf einer einfachen Schreibmaschine ohne Fehlerkorrektur geschrieben worden war. Die Grammatik war fehlerfrei, die Zeichensetzung tadellos und die Ausdrucksweise genau und knapp. Einige Ausdrücke waren allerdings etwas veraltet und wirkten sehr dramatisch. Wusste sie eigentlich, dass niemand heutzutage mehr diese Ausdrücke verwendete? Hatte sie diese Ausdrücke trotzdem benutzt? Er runzelte die Stirn.
Diese Frau machte ihm Kopfzerbrechen, und sie verwirrte ihn. Auf eine sehr ungewöhnliche Weise forderte sie ihn heraus. Jedes Mal, wenn er meinte, sie richtig einschätzen zu können, tat sie etwas, das dieses Bild wieder völlig vernichtete.
Zum Beispiel dieser lächerliche Aufzug. Sie musste einfach gewusst haben, wie wenig so ein Kostüm zu einer solchen Sitzung passte. Weshalb hatte sie es dann angezogen? War es Mut oder eine Art seltsamer Humor? Sicher nicht Gedankenlosigkeit, das bewies die Liste, die er in Händen hielt.
Sie musste einfach wissen, dass weder Sir Alex noch sonst jemand diese Bedingungen annehmen würde. Garantie der Arbeitsplätze der gesamten Belegschaft für drei Jahre, dazu einevollständige Erneuerung der Arbeitsbedingungen und Produktionsverfahren. Genau wegen dieser Verfahren hatte seine Schwester ihm gesagt, dass Carey’s die Sicherheitsbestimmungen missachte. Diese Verfahren hatte Davinas eigener Mann noch geduldet. Obendrein forderte sie einen Werkskindergarten und Teilzeitarbeitsplätze. Sir Alex hätte ihr ins Gesicht gelacht.
Es gab eines, worüber er aber nicht lachen würde, und das war die Tatsache, dass sich der Aufkauf der Firma verzögern würde.
Sir Alex war noch nie ein geduldiger Mann gewesen. Er wollte alles so schnell wie möglich bekommen und war es nicht gewohnt, es sich gefallen zu lassen, dass ihm jemand Steine in den Weg legte.
Natürlich musste sie wissen, dass wahrscheinlich keine ihrer Bedingungen angenommen würde. Sir Alex musste nichts anderes tun als warten.
Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Bank, die jetzt schon Anzeichen von Panik zeigte, auf die Schwierigkeiten der Firma reagierte, indem sie Davina James entweder in den Konkurs zwang oder zum Verkaufen brachte. Und dann würde Sir Alex die Firma für einen beliebig niedrigen Preis bekommen. Saul kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich nicht großzügig zeigen würde. Ganz im Gegenteil. Er hasste es, wenn ihm jemand einen Strich durch die Rechnung machte, ganz besonders, wenn es eine Frau war. Er würde es auskosten, Davina James zu demütigen und sie seine Überlegenheit spüren zu lassen.
Saul fragte sich, wieso ihn diese Erkenntnis so verärgerte. Es störte ihn, dass er es nicht geschafft hatte, Davina James beim ersten Mal auszutricksen. Und es machte ihn wütend, dass sie dumm genug war, um zu denken, sie könne Sir Alex dazu bringen, sich ihre unsinnigen Forderungen auch nur anzuhören.
Es war nicht seine Aufgabe, sie zur Vernunft zu bringen. Er beschloss, dass sie ruhig sehen sollte, was sie sich selbst eingebrockt hatte …
Er stutzte une erinnerte sich daran, dass er diesen Handel schnell hinter sich bringen musste. Sir Alex würde die lächerlichen Forderungen nicht annehmen, also musste er Davina James zum Einlenken bringen.
Als er bei Carey’s anrief, wurde ihm gesagt, dass Davina nicht dort sei. Er zögerte und trommelte mit den Fingern auf Christies Küchentisch herum, während er überlegte, was er tun sollte.
Ein Überraschungseffekt ist nie schlecht, beschloss er. Das hatte Davina selbst an diesem Morgen gezeigt. Wenn er sie zu Hause anrief, lehnte sie es womöglich ab, ihn zu sehen. Sie weigerte sich vielleicht sowieso, besonders, wenn ihr Liebhaber wieder bei ihr war. Allerdings hatte es heute Morgen keine Anzeichen einer Affäre in dem Verhalten der beiden gegeben.
Davina war zu weit vom Haus entfernt, um das Geräusch von Sauls Wagen zu hören.
Als er an der Vordertür klopfte und niemand kam, handelte Saul ganz unbewusst und ging um das Haus herum.
Davina kniete mit dem Rücken zu ihm am anderen Ende des Gartens. Sie sah ihn nicht und hörte ihn auch nicht näher kommen. Sein kühles „Sie haben hier noch ein paar Halme übersehen.“ ließ sie vor Schreck zusammenfahren.
Der Zorn ließ ihre Augen dunkler wirken, und auch an ihrer Haltung war ihr Ärger deutlich zu erkennen, doch sie schien nicht verlegen zu sein, dass er sie in Jeans und Sweatshirt
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