Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Verhalten hervorgerufen hatte. Aber danach war eine lähmende Erschöpfung über sie gekommen.
Während sie sich Jeans und ein Sweatshirt anzog, fragte sie sich, wie lange Giles brauchen würde, um seinen Schreck und seinen Verdruss zu überwinden. Nach dem Treffen war er ihr bis zu ihrem Wagen gefolgt und hatte sich kaum beherrschen können.
„Davina, was, um alles in der Welt, hast du dir dabei gedacht?“, hatte er wütend wissen wollen. Und sie hatte ihn ruhig angelächelt und gesehen, wie er vor fassungsloser Wut rot anlief. Er hatte eher wie ein zorniger kleiner Junge ausgesehen als wie ein erwachsener Mann, und unwillkürlich hatte sie sein Verhalten mit dem von Saul Jardine verglichen.
Davina zweifelte nicht daran, dass Saul mindestens genauso aufgebracht und verärgert auf ihre Forderungsliste reagiert hatte, aber er hatte es nicht gezeigt und sich beherrscht. Und jetzt benutzte er sicher seine ganze Gerissenheit und Erfahrung, um einen Weg zu finden, wie er sie austricksen konnte. Wenn er es versuchte, würde sie dann stark genug sein, um etwas dagegenzuhalten?
Giles hatte immer noch vor ihr gestanden und auf eine Antwort von ihr gewartet.
„Ich wollte jetzt eigentlich nach Hause fahren, Giles“, hatte sie ihm ruhig gesagt.
Daraufhin hatte er nur verächtlich die Luft ausgestoßen und ungeduldig gesagt: „Ich will wissen, was das gerade in der Bank sollte. Diese Liste mit Bedingungen.“ Er suchte nach Worten. „So etwas tut man einfach nicht. Wir sind nicht in der Position, um solche Forderungen zu stellen.Meine Güte, Davina, du solltest auf Knien danken, dass jemand bereit ist, die Firma zu kaufen.“
„Wer sagt das? Saul Jardine?“, hätte sie ihn gefragt. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war Giles überzeugt davon, dass sie den Verstand verloren hatte. „Was hältst du von Jardine, Giles?“, hatte sie gefragt und ihre Taktik geändert. Sie wollte ihre Gefühle nicht an dem armen Giles auslassen.
„Offensichtlich ist er ein gerissener Verhandlungspartner“, hatte Giles knapp gesagt. „Und er ist gekommen, um Carey’s so unauffällig und billig wie möglich zu erwerben. Es hat keinen Sinn, dich ihm zu widersetzen, Davina. Solche Typen machen bei diesen Spielchen nicht mit.“
„So so. Würdest du sagen, dass er eine hohe Position in seiner Firma hat?“ Davina wusste, dass Giles ihr noch mehr sagen wollte und sie ihn unterbrochen hatte, aber sie hatte im Moment nicht die Geduld, ihn in aller Ruhe einen Vortrag halten zu lassen.
„Laut Philip ist er der zweite Mann hinter Sir Alex“, teilte Giles ihr förmlich mit.
„Eine recht bedeutende Stellung?“, hatte sie nachgefragt.
„Eine sehr bedeutende“, hatte Giles richtiggestellt.
„Dann ist es doch sehr seltsam, dass er hierherkommt, um die Verhandlungen für so eine eher unbedeutende Firmenübernahme zu leiten, oder?“
„Seltsam? Was meinst du damit?“
Davina hatte versucht, es ihm zu erklären. „Giles, ich meine, dass ich gern genau wüsste, wieso dieser Sir Alex Carey’s aufkaufen will. Und wenn dieser Kauf für ihn nicht so wichtig ist, wieso schickt er dann jemanden wie Saul Jardine, um die Verhandlungen für ihn zu fuhren?“
„Weil das seine Aufgabe ist“, hatte Giles eingeschnappt erwidert.
Davina hatte nur gelacht. „Wirklich?“
Aber jetzt lachte sie nicht und blickte vollkommen ernst in den Garten.
Schon vor sehr langer Zeit hatte sie festgestellt, dass Unkrautjäten eine sehr entspannende Tätigkeit sein konnte, wenn man unliebsame Spannungen loswerden wollte.
Der Himmel war bedeckt, und vielleicht fing es bald zu regnen an, aber dadurch ließ sie sich nicht abschrecken. Entschlossen kniete sie sich an das Ende eines Beets und fing mit der Arbeit an.
Sie konnte nichts für Carey’s tun, außer abwarten und hoffen, dass, aus welchem Grund Sir Alex die Firma auch haben wollte, es ihm wichtig genug war, um auf ihre Bedingungen einzugehen.
Und wenn er es nicht tat?
Stirnrunzelnd suchte sie unter der Erdoberfläche nach den Wurzeln eines Kriechkrauts.
Dann würden Giles und Philip Taylor ihr liebend gern erklären, wie dumm und ungeschickt sie sich benommen hatte.
Saul sah rasch auf die Liste, die Davina ihm während des Treffens gegeben hatte, aber jetzt, wo er die Zeit hatte, die Punkte in aller Ruhe durchzugehen, schwankte er innerlich zwischen Verwunderung und Unglauben. Dachte sie wirklich, dass bei dem Zustand der Firma auch nur ein Käufer diese Bedingungen annehmen
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