Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
sich jetzt zu sagen, wer es ist. Sauls Exfrau legt großen Wert auf die Meinung anderer, und ich fürchte, Josey kann bei ihr nicht mit viel Verständnis oder Anteilnahme rechnen.“
Etwas in Christies Tonfall und ein flüchtiges Stirnrunzeln ließ Davina vorsichtig fragen: „Aber sie hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater?“
Christie zögerte. „Eigentlich nicht“, gab sie zögernd zu. „Josey und Saul. Saul liebt seine Kinder sehr, aber er steht ihnen nicht besonders nahe, und besonders Josey …“ Sie verstummte und schüttelte bekümmert den Kopf. „Ich sollte Sie mit alldem nicht langweilen.“
„Sie langweilen mich nicht“, versicherte Davina ihr aufrichtig und fügte dann mitleidig hinzu: „Arme Josey.“
Überrascht hob Christie die Augenbrauen.
„Meine Beziehung zu meinem Vater war auch nicht sehr gut“, erzählte Davina ihr ehrlich, als sieden fragenden Blick bemerkte.
„Meine auch nicht“, gab Christie offen zu. „Meistens habe ich Saul beneidet, weil er immer Vaters Liebling war, aber als ich erst erkannt hatte, welchen Preis er dafür zu zahlen hatte, verschwand mein Neid. Ich weiß, dass Saul sich verzweifelt bemüht, einen Kontakt zu seinen Kindern aufzubauen. Es schmerzt ihn mehr, als er jemals zugeben würde, dass er keinen größeren Anteil an ihrem Leben nehmen darf. Und die Ablehnung, mit der Josey ihm begegnet, verletzt ihn sehr, obwohl er sie natürlich verteidigt und darauf hinweist, dass er kaum der ideale Vater sei. Noch dazu ist Josey gerade in diesem schwierigen Alter zwischen Kind und erwachsener Frau.“
Christie seufzte. „Ich habe Saul gesagt, dass die beiden ihn brauchen, egal, wie sehr sie ihn auch ablehnen mögen. Vielleicht zeigt diese Krise ihm einen Weg, um eine Verbindung zu ihr aufzubauen, obwohl ich sagen muss, dass ich überrascht war, nach Hause zu kommen und festzustellen, dass er gegangen ist. Vor fünf Jahren, ach, noch vor einem Jahr hätte er das niemals getan. Nie wäre es ihm wichtiger gewesen, seinen Kindern nahe zu sein, als den ehrgeizigen Zielen unseres Vaters zu folgen.“ Sie sah, dass Davina die Stirn runzelte und wieder den Kopf schüttelte. „Ich sollte Sie mit all dem nicht belasten. Saul hat mich lediglich gebeten, Ihnen diese Nachricht zu übermitteln. Ich sollte nicht …“
Sie verstummte, und Davina war empfindsam genug, um sich denken zu können, was in ihr vorging. Ruhig sagte sie: „Sie machen sich Sorgen, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn sie sein Privatleben mir gegenüber erwähnen, weil ich das beim Verhandeln um Carey’s gegen ihn einsetzen könnte, oder? Das dürfen Sie nicht denken.“
„Werden Sie denn an Sir Alex verkaufen?“, fragte Christie sie.
Davina sah sie rasch prüfend an. „Ich möchte es nicht.“
„Gibt es denn jemanden … jemand anderen, der Ihnen helfen könnte?“, fragte Christie weiter.
Erneut blickte Davina sie an und bemerkte die leichte Röte auf Christies Wangen. Es war sehr unwahrscheinlich und praktisch unmöglich, dass Christie Jardine wusste, dass Leo ihr ein sehr großes persönliches Darlehen angeboten hatte, um Carey’s am Leben zu erhalten. Deshalb konnte sie nur annehmen, dass Christie sie irgendwie ausfragen wollte, was das angebliche Kaufangebot von Hessler-Chemie betraf, um ihrem Bruder damit zu helfen.
„Wie lange wird Sa… wird Ihr Bruder voraussichtlich wegbleiben?“, fragte Davina, anstatt die Frage zu beantworten.
Unsicher hob Christie die Schultern. „Ich weiß es wirklich nicht.“ Sie stand auf. „Ich habe Sie lange genug aufgehalten. Ich muss gehen.“
Davina begleitete sie zur Tür und sah ihr nach, bis sie weggefahren war, bevor sie die Tür schloss und das Teegeschirr aus dem Esszimmer abräumte.
Sie trug es in die Küche, wusch es ab, trocknete es gründlich, aber während der ganzen Zeit war sie in Gedanken bei der Nachricht, die mitten auf dem Küchentisch lag.
Langsam trocknete sie sich die Hände ab und cremte sie ein. Dann schließlich nahm sie, weil sie es nicht länger aufschieben konnte, den versiegelten Umschlag in die Hand. Was mochte darin stehen? Drohungen? Verachtende Kränkungen?
Sie riss den Umschlag sehr langsam und sorgfältig auf und zog die Blätter daraus hervor. Sofort fiel ihr auf, dass die Nachricht in großer Eile geschrieben worden war. Der Anblick der festen, sehr männlichen Handschrift ließ sie unerwartet erschauern. Es war ihr, als hätte sie durch das Entfalten der Blätter etwas von Saul Jardines
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