Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Tränen glänzten. Sie durfte jetzt nicht weinen. „Du meinst, du willst es nicht zulassen, dass du deine Entscheidungen frei treffen kannst“, stellte sie richtig und öffnete die Tür.
Als sie hinausging, hielt er sie auf.
„Zwischen uns gibt es nichts mehr zu besprechen, Leo. Abgesehen davon, dass ich wünschte, du hättest mit mir in jener Nacht geschlafen. Es wäre hoffentlich der schlechteste Sex gewesen, den ich jemals gehabt habe.“ Sie sah in sein Gesicht und lächelte traurig. „Du sagst, dass du mich liebst, aber du konntest nicht einmal das für mich tun, stimmt’s?“
Das war unfair und gemein, aber der innere Schmerz war so groß, dass sie einen Weg finden musste, um ihn herauszulassen. Und auf dem Rückweg musste sie so sehr weinen, dass sie auf einem Parkstreifen anhalten musste.
Während sie dort saß, flog ein Flugzeug laut über sie hinweg. Natürlich konnte es nicht Leos Flug sein, aber trotzdem blickte sie der Maschine nach, bis sie verschwunden war.
22. KAPITEL
„Darf ich reinkommen?“
Verblüfft stellte Davina fest, wer ihre Besucherin war. Christie Jardine. Davina bemerkte, dass sie aussah, als habe sie geweint, und das konnte noch nicht lange her sein. Ihr Herz schlug sofort schneller. War Saul etwas zugestoßen? Sie erzitterte, als ihr bewusst wurde, wie verräterisch ihre Gedanken waren.
Unfähig, ein Wort herauszubekommen, nickte sie nur und öffnete die Tür ganz.
„Saul hat mich gebeten, Ihnen eine Nachricht zu überbringen“, sagte Christie ihr. „Er musste dringend weg, weil er familiäre Probleme hatte. Diese Nachricht hat er Ihnen dagelassen.“
Innerlich ärgerte sie sich über ihre Dummheit, während sie nach dem Brief griff. Aus Gewohnheit und Höflichkeit lud sie Christie auf eine Tasse Tee ein. Es überraschte sie, dass Christie das Angebot sofort annahm, und ohne groß nachzudenken, führte sie sie in das kleine Esszimmer und bot ihr einen Platz an.
In der Küche machte sie rasch den Tee fertig. Sauls Nachricht hatte sie immer noch nicht gelesen. Was mochte wohl drinstehen? Noch mehr Drohungen? Ihre Hand zitterte ein wenig. Ihre Lippen waren leicht geschwollen und wund. Wenn er sie jetzt küssen würde, wäre es, als würde sie mit ihm schlafen. Es wäre erregend bis an die Schmerzgrenze. Sie erschauerte am ganzen Körper und riss sich aus diesen Gedanken.
Christie sah, dass Davinas Gesicht leicht gerötet war, als sie den Tee brachte, doch sie erwähnte es mit keinem Wort.
„Ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist, weswegen Ihr Bruder fortmusste“, sagte Davina höflich und schenkte den Tee ein. Es war eine unverbindliche Frage, die sie mit derselben Routine stellte, mit der sie die Unterhaltungen bei den Abendgesellschaften ihres Vaters bestritten hatte. Man fragte jemanden nach seiner Gesundheit und bekam eine belanglose Antwort.
Doch Christie gab ihr keine belanglose Antwort, stattdessen sagte sie: „Leider ist es wirklich ernst. Sauls Tochter Josey ist von der Schule entlassen worden, weil ihr der Besitz von Drogen vorgeworfen wird.“
Christie schwieg und ärgerte sich über sich selbst. Was tat sie hier eigentlich? Das ging Davina James überhaupt nichts an. Auf jeden Fall hatte sie es anders geplant, als sie die von Saul hastig geschriebene Notiz gesehen hatte, in der er sie bat, seine Nachricht an Davina weiterzuleiten. Aber diese Frau wirkte so sympathisch und teilnahmsvoll, dass Christie ihre Sorge um ihren Bruder und ihre Nichte einfach aussprach.
Und entgegen ihren Erwartungen wirkte Davina nicht schockiert und zog sich weder innerlich noch nach außen hin zurück. Eine solche Reaktion hatte Christie schon oft bei Leuten erlebt, wenn ihnen etwas erzählt wurde, bei dem sie sich unwohl fühlten. Sie taten, als würden sie gefährdet, indem sie von unerfreulichen Dingen hörten.
Christie besaß genug Menschenkenntnis, um zu wissen, dass das eine reine Schutzreaktion war, die sich bald wieder legte. Dennoch überraschte es sie, dass Davina sich anders verhielt.
Und jetzt wartete Davina still, als wolle sie Christie die Entscheidung überlassen, ob sie weitersprechen wollte oder nicht. In gewisser Weise erzählte sie, obwohl sie es nicht vorgehabt hatte, gerade deshalb weiter, weil Davina sie nicht mit Fragen bedrängte. „Josey hat ihrer Mutter gesagt, dass die Drogen nicht ihr gehören würden, sondern dass sie sie für ein anderes Mädchen aufbewahrt habe, weil es Angst davor bekommen hatte, entdeckt zu werden. Natürlich weigert Josey
Weitere Kostenlose Bücher