Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
überschäumender Energie in diesem Zimmer freigesetzt. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie ihn fast vor sich sehen und sprechen hören.
Schnell überflog sie die ersten Zeilen und zog sich dann nachdenklich einen Stuhl heran, um sich hinzusetzen und das Geschriebene genauer zu lesen. Die ersten beiden Absätze enthielten eine Entschuldigung, in der er sich sehr bloßstellte und sich selbst die Alleinschuld gab. Aber Davina fiel auf, dass er mit keinem Wort erwähnte, weswegen er sie so falsch eingeschätzt hatte. Wollte sie es überhaupt wissen? War das wichtig? Vielleicht nicht für sie als Frau, aber auf jeden Fall als Eigentümerin von Carey’s.
Sie wandte sich wieder dem Brief zu und wurde noch nachdenklicher. Saul bat sie nicht nur um Entschuldigung, er warnte sie förmlich vor Sir Alex’ Plänen, falls er die Firma bekommen würde. Als sie auf der zweiten Seite weiterlas, stellte sie fest, dass Saul sogar Mittel und Wege aufgelistet hatte, mit denen sie verhindern konnte, dass Sir Alex sie zu einem Verkauf zu zwingen versuchte.Danach erklärte er ihr noch die beabsichtigte Gesetzesregelung, deretwegen Sir Alex die Firma überhaupt bekommen wollte.
Davina las den ganzen Brief noch einmal durch und bemühte sich, alle Informationen zu verarbeiten, die Saul ihr mitteilte. Sie überlegte, welche Möglichkeiten sie besaß, und dann wunderte sie sich nur noch über Sauls Ratschläge, die Sir Alex’ Pläne in höchstem Maße gefährdeten.
Ganz am Schluss war ihm offenbar noch etwas eingefallen, und die Schrift war nicht so entschlossen und hart.
„Du wirst dich zweifellos fragen, ob du mir vertrauen kannst, dass ich die Wahrheit sage, und vielleicht überlegst du, ob das hier ein hinterlistiger Plan von mir ist. Bei meinem bisherigen Verhalten verstehst du vielleicht nicht, weswegen ich mich für Carey’s interessieren sollte oder nicht.
Ich kann dir hier keinen vernünftigen Grund nennen. Sieh es so, dass ich mit diesen Informationen versuche, in gewisser Weise mein unangemessenes Verhalten wiedergutzumachen.“
Mehr stand nicht darin, abgesehen von einer knappen Unterschrift.
Verunsichert legte Davina den Brief weg. Auf den ersten Blick kamen ihr die Anschuldigungen über die Absichten von Sir Alex unglaublich vor, aber eigentlich hatte sie ja auch über das Kaufangebot gestaunt. Eigentlich sprach alles dagegen, Saul Jardine zu vertrauen. Trotzdem vertraute sie ihm, so unvernünftig das auch sein mochte.
Sie runzelte die Stirn. Nach diesen Neuigkeiten von Saul musste sie als Erstes Giles anrufen.
Entschlossen verdrängte sie ihre persönlichen Gefühle und achtete nicht auf diesen brennenden, quälenden Schmerz, den sie empfand, seit Christie Jardine ihr von Sauls Liebe zu seinen Kindern erzählt hatte. Sie konnte doch nicht so dumm sein und auf so eine Liebe eifersüchtig sein, oder? Damit würde sie sich doch alles eingestehen müssen, was so eine Liebe bedeutete.
Eine Frau, noch dazu in ihrem Alter und mit ihrer Vorsicht, verliebte sich nicht in einen Mann. Vielleicht begehrte sie ihn körperlich, möglicherweise machte er sie neugierig, und vielleicht fühlte sie sich sogar ein wenig zu ihm hingezogen, aber sie verliebte sich nicht.
Giles. Ich muss Giles anrufen, erinnerte sie sich. Wenn die Informationen aus dem Brief tatsächlich stimmten, dann war es unmöglich, die Verkaufsverhandlungen mit Sauls Chef fortzusetzen.
Und was war mit den Ratschlägen, die er gemacht hatte? All diese Tipps, bei denen selbst sie, unerfahren wie sie war, erkannte, dass sie von einem Experten stammten. Er hatte geschrieben, sie solle das Angebot der Firma erweitern und einen Geldgeber finden, der ihr über diese Krise hinweghalf. Sie solle erst einmal versuchen, nur die augenblickliche Situation zu überstehen und später weiterplanen.
Davina verstand genau, was er ihr damit sagen wollte.
Hatte Leo ihm erzählt, dass er ihr Geld angeboten hatte, als er ihm auch erzählt hatte, er sei an Carey’s nicht interessiert und sie habe ihm folglich die Wahrheit gesagt?
Giles, erinnerte sie sich. Ich muss ihn anrufen. Nicht im Büro. Er hatte gesagt, er wolle sich ein paar Tage freinehmen. Es gäbe für ihn in der Firma nichts Vernünftiges zu tun, zumal die Entscheidung, Sir Alex’ Angebot anzunehmen oder nicht, ganz allein bei Davina liege.
Er hatte abweisend geklungen, als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Lag das daran, dass sie seinen Rat nicht angenommen hatte und sofort auf Saul Jardines
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