Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
gewesen war, sich von Davina zur Arbeit in den sozialen Einrichtungen der Firma überreden zu lassen. Wahrscheinlich das beste Ereignis überhaupt, abgesehen von ihrer Ehe mit Giles und der Geburt der kleinen Jemma.
Ihre anderthalb Jahre alte Tochter saß am anderen Ende des abgetrennten Kinderbereichs und spielte mit einem anderen Kind. Körperlich hatte sie nichts mit Nicholas gemeinsam. Seit ihrer auf den Tag pünktlichen Geburt war sie ein lebhaftes, gesundes Kind. Giles vergötterte sie so sehr, dass Lucy ihn manchmal warnen musste, sie nicht zu sehr zu verwöhnen.
Als sie sich aufrichtete, legte sie unbewusst die Hand auf die kleine Wölbung ihres Bauchs.
Bei Jemma hatte sie sich ein Mädchen und nicht wieder einen Jungen gewünscht. Keinen zweiten Nicholas. Als könne es jemals einen zweiten Nicholas geben. Kein Kind war das Abbild eines anderen. Und bei diesem Baby hatte sie überhaupt keine Wünsche, was das Geschlecht anging. „Geht es dir gut?“
Sie lächelte, als Giles auf sie zukam. „Prima“, versicherte sie ihm und lehnte sich an ihn. „Es läuft alles bestens.“
„Das Interesse an der Firma und an dem, was wir hier tun, ist wirklich groß. Saul hat das alles fantastisch geregelt.“
Seine Bewunderung für Saul war ehrlich, und Lucy merkte, dass Giles in den letzten zwei Jahren reifer geworden war. Ihre Beziehung war jetzt fester und viel sicherer. Sie war weniger auf der Sexualität als auf der gemeinsamen Freude über Jemma und ihre Vorfreude auf das zweite Kind begründet.
Sie lächelte wieder. Ohne sich dessen bewusst zu werden, hatte sie sich in eine Frau verwandelt, die sie früher nie hatte werden wollen. Und doch war sie froh über diese Entwicklung.
Nach außen hin mochte ihr Leben nicht sehr aufregend wirken, aber Aufregung war etwas, worauf sie nicht mehr sonderlich erpicht war.
„Ich will nicht, dass du dich überanstrengst“, warnte Giles sie mitfühlend.
Sie lachte. „Ach, Quatsch.“ Aber in ihrem Blick erkannte er, wie sehr sie seine Fürsorge genoss.
Es kam ihr jetzt unvorstellbar vor, dass sie sich einmal Sorgen gemacht hatte, ihn an Davina zu verlieren. Davina, die so unerwartet Saul Jardine geheiratet hatte.
„Glaubst du, dass Christie und Leo jemals heiraten werden?“, fragte sie Giles neugierig und dachte an das dritte Paar, das im Vorstand von Carey’s saß.
„Vielleicht, wenn sie beschließen, Kinder zu bekommen“, antwortete Giles und war offenbar mehr an Lucy als an allem anderen interessiert.
„Ja, ja, ich weiß schon, dass du den ganzen Rummel nicht magst“, zog Leo Christie auf.
„Das habe ich nie behauptet.“
Es belustigte ihn, dass sie immer noch so schnell auf seine kleinen Sticheleien ansprang. Alles, was sie tat und sagte, geschah voller Leidenschaft und Einsatz.
Manchmal vermutete er, dass die sexuelle Seite ihrer Beziehung für sie vielleicht wichtiger als für ihn war. Denn sie zeigte ihm immer auf diese Weise, was sie für ihn empfand.
Die meisten ihrer Hemmungen hatte sie in der Zeit, die sie jetzt zusammen waren, abgelegt, aber es gab immer noch Bereiche von ihr, die er nicht betreten durfte, und das versuchte er auch nicht.
Manchmal sagte sie ihm atemlos, er sei zu gut, um wirklich zu sein, zu perfekt, und er mache sie verlegen, weil er ihre Schwächen immer so großzügig übergehen würde.
„Ich liebe dich so, wie du bist“, hatte er geantwortet. „Und ich hoffe, du liebst mich auch so, wie ich bin.“
„Das weißt du doch“, hatte sie gesagt, und er wusste, dass das stimmte. Sie liebte ihn, aber sie beharrte immer noch darauf, ihre Unabhängigkeit zu bewahren.
Leo verstand diesen Drang nach Unabhängigkeit. Einmal hatte er ihr auf die Frage, ob es ihn verletze, dass sie ihn nicht heiraten wolle, geantwortet, ein Blatt Papier könne ihm nicht ihre ewige Liebe garantieren, und genau danach sehne er sich. Er wusste bereits, dass ihr Beharren auf Unabhängigkeit nichts damit zu tun hatte, dass sie sich die Möglichkeit offenhalten wollte, sich sexuell oder gefühlsmäßig für einen anderen Mann zu interessieren.
„Weshalb heiratet ihr beiden nicht?“, hatte Cathy vor kurzer Zeit gefragt.
„Weil wir das nicht brauchen“, hatte Leo geantwortet.
„Aber wenn ihr ein Kind bekommt?“, hatte sie nachgehakt, und der Blick in Christies Augen hatte Leo klargemacht, was Christie damit gemeint hatte, als sie gesagt hatte, sie fühle sich schuldig, weil sie Cathy einen richtigen Vater verweigert habe.
Doch das war
Weitere Kostenlose Bücher