Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

unmöglich, erfolgreich zu sein, wenn es dieselben ethischen Grundsätze vertrete wie die neuen Besitzer und Leiter von Carey’s.
    Saul war ganz offen von den Konkurrenten verachtet und verspottet worden. Und niemand wusste besser als Davina, wie schwer es ihm gefallen war, der Firma einen guten Ruf aufzubauen und die Leute dazu zu bringen, ihren Plänen zuzuhören und ihre Produkte auszuprobieren. Aber nach und nach hatten sie ihren Ruf gefestigt, und die Monate, die Leo in Südamerika mit dem Erkunden der dortigen Heilmittel verbracht hatte, hatten sich positiv auf das Unternehmen ausgewirkt. Viele der Medikamente der Firma basierten auf den Proben, die Leo von dort mitgebracht hatte.
    Es schien, als habe die Öffentlichkeit ein kurzes Gedächtnis. Wo die Presse sie noch vor kurzer Zeit verhöhnt hatte, wurden jetzt die neuen Mittel gepriesen. Carey’s wurden als Vorreiter einer neuen Art von Unternehmen gesehen, die neue Arbeitsweisen durchführten und eine neue Firmenmoral hatten, die den Gewinn nicht über die Menschen stellte.
    Gewinn und Macht waren nicht das, was sie mit der Firma erreichen wollten. Darin waren sie sich alle einig gewesen.
    Sie hatten Glück gehabt, dass sie unabsichtlich genau den Punkt für den Neuanfang gewählt hatten, an dem sich die öffentliche Meinung änderte. Darauf hatten sowohl Saul als auch Leo hingewiesen. Aber Glück war nur eine Seite. Es musste auch unterstützt werden, und das war nur mit harter Arbeit und tief gehender Forschung zu erreichen. Sie konnten zuversichtlich und aufrichtig sagen, dass die Medikamente, die sie herstellten, genau das waren, was sie beabsichtigt hatten.
    Carey’s tat nicht so, als könnten sie Wundermittel herstellen. Jedes neue Produkt wurde endlos getestet und untersucht.
    Es war Lucy gewesen, die vorgeschlagen hatte, dass man, während die Medikamente getestet und geprüft werden mussten, bevor sie für den breiten Markt hergestellt werden konnten, in der Zwischenzeit in der Firma einen anderen Zweig ausbauen könnte, in dem kosmetische Produkte auf natürlicher Basis hergestellt wurden.
    Leo als Chemiker und auch Saul waren zunächst unsicher gewesen, aber Davina hatte sich überzeugen lassen, dass Lucys eher beiläufige Bemerkung ein guter Vorschlag war, und sie hatte sich nicht geirrt.
    Lucy und Giles gehörten auch mit zum Vorstand. Davina lächelte und lehnte sich an Saul an. Vor über einem Jahr hatten sie geheiratet, und während der gemeinsamen Zeit war ihre Beziehung immer fester und stärker geworden, sodass es jetzt nichts gab, was sie nicht miteinander teilen konnten, keine dunklen, geheimen Seiten ihres Lebens.
    „Josey sieht aus, als würde sie sich gut amüsieren“, stellte sie fest.
    Saul hatte zunächst gezögert, als Josey ihn gebeten hatte, bei ihm leben zu können. Es war ihr letztes Schuljahr, und sie hatte vor, danach zur Universität zu gehen, wusste aber noch nichtgenau, was sie später werden wollte.
    Kein Grund zur Eile, hatte Davina ihr geraten und vorgeschlagen, dass sie, wenn sie Lust habe, doch ein Jahr lang gar nichts tun und nur umherreisen solle. Dadurch würde sie das Leben kennenlernen und genießen können, bevor sie eine endgültige Entscheidung über ihre Zukunft traf.
    „Ich kann nicht voraussetzen, dass du damit einverstanden bist, sie hier bei uns zu haben“, hatte Saul vor einem halben Jahr eingewandt, als Josey zum ersten Mal davon gesprochen hatte, bei ihnen zu leben. „Ich weiß, dass ihr beide euch gut versteht, aber …“
    Er hatte nicht weitersprechen müssen. Davina hatte die Finger sanft auf seine Lippen gelegt und ihn zum Schweigen gebracht.
    „Sie liebt dich, Saul, und hin und wieder ist sie wirklich ein bisschen besitzergreifend, was dich betrifft, aber das ist doch nur natürlich. Ich verspreche dir, verständnisvoll zu sein. Sicher wird es auch Zeiten geben, in denen ich verärgert und vielleicht sogar eifersüchtig bin, aber sie ist fast erwachsen und trotzdem noch so sehr Kind. Sie braucht diese Zeit mit dir. Persönlich glaube ich sowieso nicht, dass sie lange bleibt. Ich vermute, dass es ihr schon reicht zu wissen, dass du sie wirklich liebst.“
    Davina hatte ihn angelächelt. „Sie wird einziehen, ein paar Monate bleiben, bis sie genug Selbstbewusstsein gesammelt hat, und dann wird sie uns eines Morgens erzählen, dass sie wieder ausziehen will, weil sie ihr eigenes Leben führen müsse. Sie wird sich nach all den Dingen sehnen, die für Jugendliche wichtig sind, bis sie