Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Baby erkundigten. Dann verkrampfte sich ihr ganzer Körper vor Ablehnung, doch sie folgte einem Instinkt, den sie gar nicht an sich kannte.
Sie spürte, dass sie ihre Ernährung unbewusst umstellte. Ihrem Körper mutete sie nicht mehr so viel Anstrengung zu, und sie schlief länger. Fast war es, als würde eine Seite von ihr, die sie nicht kontrollieren konnte, dafür sorgen, dass trotz ihrer Ablehnung und ihrem Kummer das Baby in ihr gut versorgt wurde.
Die erste Bewegung ihres Kindes spürte sie, als sie im Garten Blumen für eine Dinnerparty pflückte. Erschreckt ließ sie sie fallen und richtete sich auf. Tränen traten ihr in die Augen, doch als Giles nach Hause kam, erzählte sie ihm nichts.
Zwischen ihnen herrschte eine tiefe Kluft. Er konnte sie in dieser Zeit kaum ansehen, ohne aufzuseufzen, und wenn er sie küsste, dann war es nur ein flüchtiger trockener Wangenkuss.
Der Besuch an jenem Abend war ein Anwalt aus dem Dorf mit seiner Frau. Giles hatte sich mittlerweile gut bei Carey’s eingefunden, obwohl er Gregory James verabscheute. Er war nicht der Typ Mann, der sich rücksichtslos auf der Karriereleiter nach oben boxte, und solange er glücklich war, war Lucy es auch gewesen. Er war ein lieber Ehemann mit gutem Einkommen, und Lucy konnte über einen großzügigen Anteil seines Gehalts frei verfügen. Kurz nach der Hochzeit war seine Patentante gestorben, und das geerbte Geld hatte Giles angelegt, sodass sie ein zusätzliches Einkommen zur Verfügung hatten.
Die Frau des Anwalts war ein paar Jahre jünger als Lucy, sah aber älter aus. Sie hatte drei kleine Kinder, um die sich ihr ganzes Leben drehte.
„Hat das Baby Sie schon getreten?“, fragte sie Lucy beim Dinner. „Ich kann mich noch an Johns ersten Tritt erinnern. Da konnte ich es gar nicht abwarten, Alistair davon zu erzählen. Den ganzen Abend habe ich mit nacktem Bauch dagelegen, und Alistair hat die Hände daraufgelegt, damit er nicht verpasst, wenn das Baby sich noch mal bewegt. Und dabei war es mitten im Winter.“
Lucys Hand zitterte, als sie weiteressen wollte. Giles brachte es ja nicht einmal über sich, sie anzusehen, geschweige denn anzufassen. Jedenfalls kam ihr das so vor.
Als Lucy im sechsten Monat war, bekam sie Wehen. Giles war geschäftlich für Carey’s unterwegs, und so war sie allein zu Haus, als der Rettungswagen quietschend vor der Tür hielt, den sie telefonisch gerufen hatte.
Das Baby, ein Junge, kam zur Welt, bevor Giles bei ihr war. Lucy durfte den Säugling nicht halten. Er wurde sofort in einen Brutkasten gesteckt. Als Giles zwei Stunden später bleich und entsetzt ankam, weil seine Sekretärin die Nachricht des Krankenhauses weitergeleitet hatte, wurde Lucy und ihm gesagt, dass ihr Baby sehr schwach sei.
Lucy war viel zu schockiert und betäubt, um alles aufzunehmen. Das war alles so unerwartet gekommen. Keine Warnzeichen, sie hatte nichts gefühlt.
Das komme hin und wieder vor, beruhigten die Schwestern sie, aber Lucy ließ sich nicht besänftigen. Sie fühlte sich schlecht, weil sie meinte, schuld an der frühen Geburt zu sein. Verzweifelt sehnte sie sich danach, ihren Sohn zu sehen, aber sie hatte sehr viel Blut verloren, und die Ärzte wollten nicht, dass sie sich bewegte.
Am nächsten Morgen könne sie ihren Sohn sehen, und Giles, der über ihren kummervollen und verletzlichen Anblick entsetzt war, versuchte unbeholfen, ihr das Baby zu beschreiben.
Seine stockende, ungeschickte Beschreibung verstärkte bei Lucy nur noch das Gefühl, versagt zu haben. Sie glaubte, er sei wütend auf sie, weil er ihr die Schuld an der Frühgeburt gebe. Dabei versuchte Giles nur vergeblich, das Bild seines erschreckend winzigen Babys zu verdrängen, das er durch die Scheibe der Frühgeborenenstation gesehen hatte. All die Schläuche und Drähte, an die sein kleiner Sohn angeschlossen war.
Vorher war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr der Anblick seines Babys ihn berühren würde. Er hatte gewusst, dass Lucy keine Kinder haben wollte, und er liebte sie so sehr, dass er sich damit abgefunden hatte. Dann hatte er ihre Wut darüber erlebt, dass sie schwanger war, und er wusste, dass sie ihm die Schuld daran gab.
Sein Schuldgefühl hatte sich während ihrer Schwangerschaft immer mehr verstärkt. Er hatte gesehen, wie unwohl sie sich fühlte, und alles versucht, um es für sie nicht noch schlimmer zu machen. Aus Rücksicht hatte er sogar in einem anderen Zimmer geschlafen, damit er nicht in Gefahr geriet, von seinem
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