Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Wissen angeeignet hatte.
Doch später erfuhr sie von Giles, dass seine sexuelle Erfahrung bei Weitem nicht so groß war wie ihre. Er hatte sich lediglich von dem Verlangen leiten lassen, ihr Freude zu bereiten und sie zu lieben.
Der Höhepunkt, der ihren Körper durchzuckte, lange bevor Giles in sie eindrang, überraschte sie beide. Lucy um so mehr, weil sie noch nie erlebt hatte, dass sie ihren Körper überhaupt nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Giles war ein selbstloser Liebhaber, der keine Forderungen stellte. Lucy war erstaunt, dass er nicht einmal zulassen wollte, dass sie den Druck seines Verlangens mit der Hand zur Erlösung brachte.
Sie zog sich zurück, als er ihre Hand sanft, aber entschieden von seinem Körper schob, und Giles sagte leise: „Ich möchte, dass es erst geschieht, wenn ich in dir bin.“
Einladend wollte Lucy ihn auf sich ziehen, doch er schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er heiser. „Ich will, dass du dich genauso danach sehnst.“
Das tat sie später, und sie lachte ein bisschen über ihn, weil es so schnell vorüber war. Sie gewann die Kontrolle über sich wieder, die sie verloren hatte, als ihr Körper so willenlos auf Giles’ Zärtlichkeiten reagierte.
In seinen Armen schlief sie ein. Das war für sie etwas völlig Ungewohntes, und als sie später aufwachte und bemerkte, dass sie mit ihm im Bett lag, überkam sie ein beklemmendes Gefühl. Er musste sie hinaufgetragen haben, ohne dass sie davon aufgewacht war.
Um dieses Gefühl zu verdrängen, weckte sie ihn auf und liebte ihn voller Leidenschaft, fast zornig. Dieser Zorn löste sich in Tränen der Erleichterung, als ihr Körper sich auf dem Gipfel der Lust bebend verkrampfte.
Als sie am Morgen aufwachte, war sie allein. Sie drehte den Kopf und blickte auf die Stelle, wo Giles geschlafen hatte. Das Kissen duftete noch nach ihm, und Lucy drückte das Gesicht in diesen Duft. Einerseits erkannte sie hilflos, dass er ganz anders war als alle anderen Männer zuvor, und auf der anderen Seite machte ihr diese Erkenntnis Angst, weil sie nicht wusste, was mit ihr geschah.
Er kam zurück, während sie noch dalag. In den Händen hielt er ein Tablett, und Lucy erkannte, dass er ihr das Frühstück brachte.
Es war nur eine Portion: Orangensaft, der frisch gepresst aussah, warme Croissants, Honig und Tee. Der Tee war nicht, wie sonst in Lucys Wohnung, mit einem billigen Teebeutel gemacht, sondern sorgsam aufgebrüht. Das alles war auf dem Tablett liebevoll mit einem Deckchen und Porzellan angerichtet. Anstelle der meist lächerlich wirkenden Rosenknospe, die in den Hotels immer das Frühstück schmückte, hatte Giles aus dem Garten zarte, voll erblühte Rosen gepflückt.
Sie steckte das Gesicht tief in den Strauß und sog den Duft tief ein, weil sie nicht wollte, dass Giles die Tränen in ihren Augen sah.
„Wo ist denn dein Frühstück?“, fragte sie ihn, als sie glaubte, dass ihre Stimme nicht mehr zittern würde.
Sein Lächeln war verlegen, fast jungenhaft. „Ich habe Eier mit Speck gegessen“, sagte er. „Ich dachte, du magst den Geruch vielleicht nicht. Jetzt gehe ich lieber ins Dorf und hole ein paar Zeitungen, damit du in Ruhe essen kannst.“
Es erschreckte sie, dass er sie anscheinend schon so gut kannte, um zu wissen, dass sie nach einer solchen intimen Liebesnacht etwas Zeit für sich brauchte, um ein bisschen Abstand zu diesen tief greifenden Empfindungen zu erlangen. Sie musste erst das Gleichgewicht ihrer Gefühle wiederfinden.
Sie war eine sinnliche Frau, doch sie war sexuell auch verunsichert. Das hatte sie von ihrer Mutter übernommen, deren Selbstbewusstsein stark darunter gelitten hatte, als Lucys Vater sie verlassen hatte.
Obwohl Lucy beim Sex völlig ungehemmt war, was ihren Körper betraf, zog sie es vor, sich morgens unbeobachtet zu waschen und für die Außenwelt zurechtzumachen.
Auch wenn sie es genoss, Sex unter der Dusche zu haben, so wollte sie doch beim Waschen und Schminken allein gelassen werden, weil das für sie etwas viel Persönlicheres und Intimeres war. Das hatte vor Giles noch kein Mann so schnell und unbewusst gespürt.
Nachdem er gegangen war, stellte Lucy sich vor, wie er das Frühstück für sie zubereitet hatte, wie er die Orangen gepresst und die Rosen gepflückt hatte. So viel Mühe. Wie genau er jede Einzelheit dieses Wochenendes im Voraus geplant haben musste! Das gefiel ihr. Ihr gefiel, dass er sich so viele Umstände machte. Anderen Frauen hätte es vielleicht nicht
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