Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
während sie sich aus der Umarmung löste. „Es hätte zwischen uns nie geklappt. Erst später habe ich erkannt, dass ich mir von ihm Anerkennung und Zustimmung erhofft habe. Eigentlich wollte ich von ihm haben, was ich von Dad nie bekommen habe. Ich habe ihn auf ein Podest gestellt und verehrt. Und als er Cathy und mich verstoßen hat und ich die Wahrheit erkannte … Na ja, jedenfalls war ich froh, dass er auf der anderen Seite des Atlantiks war, als Cathy geboren wurde.“
„Ist er immer noch dort?“, fragte Saul nach.
Sie hob die Schultern. „Wer weiß? Ich könnte es wahrscheinlich leicht herausfinden, aber was würde das nützen?“ Sie berührte flüchtig seinen Arm. „Gib Josey nicht auf, Saul. Sie braucht dich. Das tun sie beide.“
„Laut Karen nicht“, erwiderte er spöttisch.
Christie blickte ihn rasch von der Seite an. „Ich gehe jetzt ins Bett“, sagte sie. „Ich muss noch meine Unterlagen für die Konferenz durchsehen.“
„Ein bisschen werde ich noch aufbleiben, wenn es dir nichts ausmacht“, antwortete Saul.
Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihm zu, als sie hinausging.
Sobald er allein war, setzte er sich wieder hin.
Hatte Christie recht? Brauchten seine Kinder ihn? Karen behauptete immer das Gegenteil.
Karen … Er konnte es jetzt kaum glauben, dass sie einmal verheiratet gewesen waren. Hatte sie ihn je geliebt? Und er sie?
Saul schloss die Augen und lehnte sich zurück. Er erinnerte sich an das Jahr, als er von Oxford abgegangen war, um seine Studien in Harvard fortzusetzen. Zwei gleich wichtige Dinge hattensich daraus ergeben. Erstens hatte er Karen Manners getroffen, und zweitens hatte er ein Angebot von einer der bekanntesten Finanzberatungsfirmen New Yorks bekommen.
Er traf Karen kurz nach seiner Ankunft in Harvard. Genau wie er war sie Britin und absolvierte einen Kurs in Vassar. Sie war groß und rothaarig. Mit ihrer Eleganz, dem messerscharfen Verstand und ihrer fast männlichen Einstellung zu Sex wirkte sie wie ein Magnet auf Saul.
Sie trafen sich auf einer Party eines gemeinsamen Bekannten, und aus der Gruppe von amerikanischen Frauen ragte Karen sofort heraus. Saul erkannte auf Anhieb, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, aber erst viel später stellte er fest, dass er an ihr denselben Ehrgeiz und dieselbe Zielstrebigkeit entdeckt hatte, die auch ihn antrieben.
Nach außen hin wirkte sie kühl und elegant, doch Saul stellte schon beim ersten Treffen fest, dass sie im Bett sehr vielseitig war. Dabei verlor sie nie die Kontrolle über sich. Das mochte Saul an ihr, weil er sich dadurch sicher fühlte. Es kam ihm vor, als erkenne sie damit seine Art von Leben an. Sie war nicht wie andere Frauen, die er kannte, die erwarteten, dass er ihre Gefühle und Sehnsüchte erfüllte. Karen stellte keinerlei Erwartungen an ihn und verlangte nichts von ihm außer Sex.
Sie war es, die vorschlug, zusammenzuziehen, doch Saul hatte keinerlei Bedenken. Er kannte sie bereits gut genug, um zu wissen, dass sie nicht versuchen würde, ihn von seinen Zielen abzubringen. Schließlich war sie genauso ehrgeizig wie er.
Sie mieteten sich ein winziges Apartment in einem Wohnblock, in dem ein älteres Ehepaar sich um die häuslichen Pflichten kümmerte. Das sei kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, hatte Karen gesagt, als Saul vorschlug, sie sollten sich etwas Billigeres suchen. Immer dachte Saul ans Geld. Er war sich immer bewusst, wie sehr der Mangel an Geld und der Zwang zum Sparen seinen Vater bedrückt hatten.
„Letztendlich“, hatte sie ihm ruhig gesagt, „wird keiner von uns beiden die Zeit haben, sich um den Haushalt zu kümmern.“
Das stimmte, und schon bald stimmte Saul Karen zu, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten. Es wäre für sie beide nicht gut gewesen, wenn sie nach Hause gekommen wären und so banale Dinge wie den Abwasch und den Hausputz zu erledigen gehabt hätten. Sie mussten lernen, und sie verkehrten beide in Gruppen, in denen sie sich sehr einsetzten. Das war ein wichtiger Teil des Studentenlebens. Man musste nicht nur gute Noten bekommen, man musste auch zeigen, dass man sich in Gruppen eingliedern konnte. Die Amerikaner legten großen Wert darauf, und Saul hatte bereits entschieden, dass er in Amerika die besten Karrieremöglichkeiten hatte. Nicht nur, dass er hier mehr verdienen konnte, auch die Zukunftsaussichten waren besser. Er hatte das bereits mit Karen besprochen, und sie stimmte ihm voll und ganz zu. Sie wollte in die Werbung
Weitere Kostenlose Bücher