Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Spendenausschuss, und sie hat die Krankenhausleitung tatsächlich dazu gebracht, sich näher mit einigen Naturheilmitteln und alternativen Behandlungsmethoden zu beschäftigen. Mir ist immer noch nicht klar, wie sie das geschafft hat.
„Du meinst, sie ist vielleicht nicht so harmlos, wie sie aussieht?“
„Ich kenne diese Frau zu wenig, um mir ein Urteil zu bilden“, wiegelte Christie ab. „Aber ich weiß, dass alle im Ort überrascht sind, wie sehr sie sich seit dem Tod ihres Mannes mit der Firma beschäftigt. Komm jetzt, Cathy“, wandte sie sich an ihre Tochter. „Zeit fürs Bett. Wie geht’s Josephine und Thomas?“, fragte sie Saul über die Schulter hinweg.
„Prima“, antwortete er nur und verkrampfte sich ein wenig, als sie sich umdrehte.
„Ein heikles Thema?“, fragte sie leise nach.
Saul schüttelte den Kopf. Er wollte nicht einmal Christie gegenüber zugeben, wie sehr er sich als Vater als Versager fühlte und wie sehr es ihn verletzte, nicht an seine Kinder heranzukommen. „Sie werden erwachsen“, sagte er. „Besonders Josey. Sie führen beide ihre eigenen Leben mit eigenen Freunden.“
Christie erwiderte nichts, aber später, nachdem sie Cathy ins Bett gebracht hatte, griff sie das Thema noch einmal auf.
Sie hatte für Saul und sich einen Schlummertrunk gemixt und ihm von Cathys Schandtaten erzählt. Dann sagte sie leise: „Was empfindest du wirklich für Josey und Tom, Saul? Sie sind immerhin deine Kinder.“
Er stellte seine Tasse ab. Seine eigenen Gefühle ärgerten ihn noch mehr als Christiesbohrende Fragen. „Biologisch gesehen, ja“, stimmte er verärgert zu. „Aber wenn sie mich nicht in ihrem Leben wollen, dann kann ich sie dazu nicht zwingen, Christie.“
„Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass sie dich nur testen wollen?“, fragte sie. „Gerade Josey ist in einem Alter, in dem ihre Gefühle zwischen dem Kind und der Frau in sich hinund hergerissen sind. Du bist ihr Vater, und sicher sehnt sie sich danach …“
„Wonach? Dass ich ein Teil ihres Lebens bin?“, erwiderte Saul verbittert. Er stand auf und beugte sich über sie. „Und was ist mit Cathy, Christie? Braucht sie keinen Vater in ihrem Leben?“
Es tat ihm leid, noch bevor er es ausgesprochen hatte, und als er sah, wie seine Schwester immer blasser wurde, hasste er sich selbst.
„Oh, Christie … Es tut mir leid“, entschuldigte er sich sofort. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“
„Nein, die Frage ist durchaus berechtigt“, entgegnete Christie mit zitternder Stimme. „Und glaub mir, ich stelle sie mir selbst immer wieder.“
„Cathy ist für ihr Alter noch kindlich“, fuhr sie fort. „Ich habe immer versucht, so ehrlich wie möglich zu ihr zu sein, ohne ihr wehzutun. Sie weiß, dass ihr Vater verheiratet war, als wir uns kennenlernten, dass er eine Frau und Familie hatte. Und bislang hat sie es hingenommen, dass er keine Rolle in unserem Leben spielen kann.“
Christie atmete tief durch. „Allerdings habe ich ihr verschwiegen, dass er mich zu einer Abtreibung überreden wollte. Sie weiß auch nicht, dass er nie etwas mit ihr zu tun haben wollte. Wenn sie zu ihm ginge, würde er sie sofort wieder wegschicken. Eines Tages wird sie diesen Versuch machen, und ich weiß, dass ich ihr den Schmerz nicht ersparen kann, den sie dann empfinden wird. Mit dieser Last muss ich leben, und manchmal denke ich, ob ich sie warnen müsste. Aber würde sie mir überhaupt glauben? Wird sie nicht versuchen, die Wahrheit selbst herauszufinden? Ich an ihrer Stelle würde es wollen.“
Sie blickte zu Saul auf. „Ich kann nur dafür sorgen, dass sie stark genug ist. Sie muss von so viel Liebe umgeben sein, dass sie als Mensch selbstbewusst ist, um diesen Schmerz zu ertragen.“
Als er die Tränen in ihren Augen sah, fühlte Saul sich krank vor Scham. Er umarmte sie tröstend.
„Verzeih mir, Christie. Ich beneide dich sehr, wusstest du das?“, gestand er ihr. „Wenn ich bei dir bin, wird mir erst bewusst, wo ich zu kurz komme.“
Christie lachte an seiner Brust auf. „Du und zu kurz kommen! Gerade du!“
Saul lachte mit ihr, und sie waren sich beide bewusst, dass Saul immer die Liebe seines Vaters bekommen hatte, die Christie versagt geblieben war.
Es verwunderte Saul oft, dass Christie großmütig genug war, um ihn deswegen nicht abzulehnen. Sie war stark genug, um ihren eigenen Weg durchs Leben zu finden.
„Ich bin froh, dass Cathys Vater mich nicht wollte, weißt du?“, sagte sie zu Saul,
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