Spiel um Sieg und Liebe
würde Amy es sich verzeihen können, dass es zu diesem Unfall gekommen war. Noch mehr als der Mangel an Liebe und Verständnis von Seiten ihres Mannes hatte der Verlust von Tads Baby ihr alle Hoffnung für eine glückliche Ehe mit Eric genommen.
Und wenn sie das Kind geboren hätte? Hätte sie es vor Tad verbergen können? Und vor allem, hätte sie mit einem anderen Mann verheiratet bleiben können, während sie ein Kind von Tad großzog? Amy schüttelte den Kopf. Zu häufig schon hatte sie über diese Fragen nachgedacht, ohne je eine Antwort darauf zu finden. Das alles war vorbei. Sie hatte Tad verloren, sein Kind und außerdem noch die Liebe und Unterstützung ihres Vaters. Mehr konnte ein Mensch wohl kaum ertragen.
Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, drehte Amy sich erschrocken um. Vor ihr stand Tad. Schweigend sahen sie sich an.
Amy war es, als summten die Bienen plötzlich lauter, als könnte sie das Rauschen der Bäume in dem sanften Wind besser hören. Er griff nach ihren Armen und ließ seine Hände daran entlanggleiten, bis sie an ihren Handgelenken angekommen waren.
»Angst vor dem nächsten Spiel?«
»Angst nicht«, antwortete Amy und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Aber die Rayski ist schon gut.«
»Du hast sie aber schon einmal geschlagen.«
»Und sie mich.« Amy kam es gar nicht in den Sinn, ihm ihre Hände zu entziehen. Sie standen voreinander, ohne dass ihre Körper sich berührten, und sie dachten beide zurück an den Tag, damals, als sie ebenfalls nach einem Spiel hierher geflohen waren, um allein zu sein.
»Du musst gegen sie so spielen wie gegen die Conway«, meinte Tad. »Die beiden haben fast den gleichen Stil.«
»Meinst du wirklich, das wäre eine Beruhigung?«, fragte Amy mit einem kurzen Auflachen.
»Du bist besser als sie«, sagte Tad ganz ruhig, woraufhin sie ihn erstaunt ansah. Lächelnd löste er eine Hand und strich mit seinen Fingerspitzen ganz sanft über ihre Wange. »Sie ist schneller, aber du spielst besser. Das gibt dir einen Vorteil, wenn du auch nicht besonders gern auf diesem Boden hier spielst.«
»Ja, das stimmt«, gab Amy zu.
»Du bist inzwischen besser geworden.« Tad hielt ihre Hand fest, und sie gingen nebeneinander über die Wiese. »Deine Rückhand ist zwar noch nicht so stark, wie sie eigentlich sein könnte, aber …«
»Bei der Conway hat es aber gelangt«, unterbrach Amy ihn.
»Hätte trotzdem besser sein können.«
»Ich habe noch nie eine so gute Rückhand gespielt«, fuhr sie ihn ärgerlich an und merkte zu spät, dass sie hereingefallen war. Er lächelte spöttisch, als sie in sein Gesicht sah. »Ich hätte es mir ja denken können«, murmelte Amy mehr zu sich selbst. »Du spielst gegen Kilroy«, fuhr sie dann schnell fort, damit er keine Gelegenheit hatte, das Gespräch auf privatere Themen zu bringen. »Nie von ihm gehört.«
»Er ist erst seit zwei Jahren Profi, und den großen Durchbruch schaffte er im vorigen Jahr in Melbourne.« Wie selbstverständlich legte Tad einen Arm um ihre Schulter. Dann blieb er plötzlich stehen und zeigte auf eine Blüte. »Was ist das denn für eine Blume?«
»Frauenschuh.«
»Komischer Name«, meinte Tad und zuckte mit den Schultern. »Rosen gefallen mir besser.«
»Aber nur deshalb, weil das die einzige Blume ist, von der du den Namen kennst«, antwortete Amy. Ohne darüber nachzudenken, lehnte sie ihren Kopf gegen seine Schulter. »Erinnerst du dich noch, als ich eines Tages ein Bad nehmen wollte und feststellte, dass du die ganze Wanne mit Rosen gefüllt hattest? Es müssen Dutzende gewesen sein.«
»Ja, wir haben fast eine Stunde gebraucht, um die Wanne zu leeren«, sagte er und lehnte seinen Kopf gegen ihren.
»Es war wundervoll«, meinte Amy verträumt. »Du hattest häufig so herrliche Einfälle, die mich immer völlig überraschten.« In Erinnerung daran lachte sie leise auf. Ihr Kopf lag immer noch an seiner Schulter. »Weißt du noch, wir haben alle Gefäße genommen, die wir finden konnten, um die Rosen unterzubringen. Manchmal, wenn ich …« Mitten im Satz verstummte Amy plötzlich. Im letzten Moment war ihr klar geworden, dass sie drauf und dran war, zu viel zu sagen.
»Wenn du was?«, drängte Tad, fasste nach ihren Schultern und drehte sie zu sich. Als Amy den Kopf schüttelte, wurde sein Griff fester. »Bist du manchmal mitten in der Nacht wach geworden, weil die Erinnerungen dich quälten? Konntest du nicht vergessen?«
Amy stemmte beide Hände gegen seine Brust. »Tad,
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