Spiel um Sieg und Liebe
reagierte Tad. Seine enorme Schnelligkeit kam ihm dabei zugute, als er losspurtete und den Ball retournierte.
Beide Männer schenkten sich nichts in diesem Spiel. Ihre Laufarbeit war ausgezeichnet, die Gesichter glänzten vom Schweiß, und die Haare klebten ihnen auf der Stirn. Das Publikum ging begeistert mit, und seine Aufschreie vermischten sich mit dem fernen Donnergrollen.
Der lange Ballwechsel endete damit, dass Tad diesen Ball diagonal schlug, sodass er genau vor der Grundlinie aufschlug. Unerreichbar für Michael. Null : fünfzehn.
Tad strich sich mit seinem Schweißband am Handgelenk übers Gesicht und ging zurück zur Grundlinie. Michael schlug auf, Tad brachte den Ball zurück und spurtete dann sofort in die Mitte des Feldes. Jeder versuchte den anderen auszutricksen. Ohne Erfolg! Bis Michael den Fehler beging, einen »Lob« über Tad hinwegheben zu wollen. Tads Körper schnellte empor, er traf den Ball voll und schmetterte ihn so zurück, dass er kurz hinter dem Netz aufkam. Null : dreißig.
Für seinen nächsten Aufschlag nahm sich Michael viel Zeit. Immer wieder blickte er hinüber zu seinem Gegner, tippte den Ball noch einmal auf und wartete offenbar darauf, dass Tad nervös wurde. Der aber hatte sich in der Gewalt und stand scheinbar ganz ruhig. Als der Aufschlag dann endlich bei ihm ankam, entwickelte sich wieder ein langer Ballwechsel mit Grundlinienschlägen. Beide lauerten darauf, den anderen überlisten zu können.
Mit der Rückhand schlug Tad den Ball zurück. Michael hatte keine Mühe, ihn zu erlaufen, aber dann setzte er ihn ins Netz.
Null : vierzig.
Es war Michael anzusehen, wie sehr er sich über diesen Fehler ärgerte. Wütend drosch er auch seinen ersten Aufschlag ins Netz. Beim zweiten hatte er sich dann wieder gefangen und platzierte ihn genau. Tad erreichte den Ball – und schlug ihn dann seinerseits ins Netz.
Die Spannung auf dem Platz war beinahe körperlich zu spüren. Das Publikum ging mit, unterstützte lautstark seinen jeweiligen Favoriten und wurde immer unruhiger, als keiner der beiden Spieler einen wirklichen Vorteil für sich herausarbeiten konnte.
Beiden klebten mittlerweile die Tennishemden am Körper. Jeder scheuchte den anderen über den Platz, um dann seinerseits wieder nach einem Ball hechten zu müssen. Für einen Laien unverständlich, wie perfekt Geist und Körper bei beiden zusammenarbeiteten. In Sekundenbruchteilen mussten sie entscheiden, wie sie den Ball zurückschlagen wollten, und durften dabei auch den Gegner nicht aus den Augen lassen, um ihn womöglich auf dem falschen Fuß zu erwischen und so das Spiel zu gewinnen.
Beide suchten die Entscheidung, aber es war Tad, der schließlich das Risiko einging und einen Ball so kurz spielte, dass er gerade noch über die Netzkante ging – unerreichbar für Michael. Spiel und Satzgewinn für Tad!
»Oh, Mac!« Jess lehnte sich in ihren Sitz zurück und schloss für einen Moment die Augen. »Ich hatte fast vergessen, wie aufregend es ist, Tad zuzuschauen.«
»So lange ist das noch gar nicht her. Du hast ihn vor einigen Wochen noch gesehen.« Mac zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit über das Gesicht.
»Aber nur im Fernsehen«, widersprach Jess. »Das ist etwas ganz anderes. Da hat man nicht die Atmosphäre, diese Spannung. Das musst du doch auch spüren, oder?«
»Eigentlich spüre ich im Moment nur die drückende Schwüle.«
Jess schüttelte lachend den Kopf. »Du stehst eben immer mit beiden Füßen auf der Erde, Mac.« Sie lehnte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss. »Aber das ist es ja gerade, was ich so an dir liebe.«
Mac zog die Hände seiner Frau an die Lippen und küsste sie. Plötzlich spürte er, wie sie erstarrte. Er folgte ihrem Blick und sah, dass er auf Amy Wolfe gerichtet war.
»Ist das nicht die frühere Lady Wickerton?«, fragte er. »Sie sieht sehr gut aus.«
»Ja.« Ihre Stimme klang ruhig, aber ihre Hände waren immer noch um die ihres Mannes gekrampft. »Ja, sie sieht wirklich sehr gut aus.«
»Sie hat das Spiel heute Morgen gewonnen. Damit haben wir eine Amerikanerin im Endspiel.« Es war so, als hätte Jess gar nicht gehört, was ihr Mann gesagt hatte. »Sie hat eine Zeit lang nicht gespielt, nicht wahr?«, versuchte Mac noch einmal, die Aufmerksamkeit seiner Frau wieder auf sich zu lenken.
»Ja.«
Mit hochgezogenen Brauen sah Mac sie an. Irgendetwas stimmte nicht mit Jess. »Hatte Tad nicht eine Affäre mit ihr?«
»Nicht direkt.« Jess musste sich räuspern,
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