Spiel um Sieg und Liebe
die Wange. »Danke, Lucy.«
»Du hast einen sehr guten Geschmack, meine Liebe. Dieser Tad Starbuck ist ein ausgesprochen gut aussehender Mann.«
Sie wollte sich schon abwenden, als Amy noch einmal nach ihrer Hand griff. »Wenn ich dir einmal schreiben würde, würdest du mir antworten?«
»Aber natürlich! Gern sogar.« Sie winkte Amy noch einmal zu und war bald in der Menge der Ballgäste verschwunden.
Amy atmete tief durch. Wieder war etwas von dem Schuldgefühl abgebröckelt, das ihre gescheiterte Ehe in ihr hinterlassen hatte.
»Wer war das?« Tad stand neben ihr und legte eine Hand auf ihren Arm.
»Eine alte Freundin.« Sie nahm seine Hand und schmiegte ihre Wange dagegen. »Willst du mit mir tanzen? Leider gibt es hier keine andere Möglichkeit, dich nah bei mir zu spüren.«
9. K APITEL
Amy hatte große Fortschritte gemacht, was ihr Verhältnis zur Presse anging. Sie hatte ihre Furcht überwunden, zu viel zu sagen oder sich private Dinge entlocken zu lassen. Die Reporter wunderten sich, wie locker Amy Wolfe plötzlich in Pressekonferenzen ging und sich befragen ließ.
Sicher hielt sie auch jetzt noch private Dinge zurück, aber das tat sie mit so viel Charme und Witz, wie ihr das früher niemals möglich gewesen wäre.
Bevor sie zum Turnier nach Australien gekommen war, hatte Amy sich dazu durchgerungen, alle Entscheidungen erst einmal zurückzustellen. Im Augenblick wollte sie ihr Glück genießen und sich nicht mit Problemen beschäftigen. Ihr Glück, das waren Tad und Tennis.
Die Atmosphäre in Australien beim Grand-Slam-Turnier war wie üblich gut. Die Tennisfans hier bereiteten der zurückgekehrten Amy einen freundlichen Empfang, der ihr nach der Anspannung von Wimbledon ganz besonders gut tat. Sie ging dieses Turnier so locker an wie noch keines zuvor. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass ihr selbst eine Niederlage hier nicht so viel ausmachen würde.
Wer sie genau beobachtete, konnte die Veränderung bei Amy während der ersten Runden des Turniers feststellen. Sie lächelte viel häufiger als früher, und obwohl sie immer noch mit vollem Einsatz spielte, hatte man doch nicht mehr das Gefühl, dass sie so verbissen kämpfte wie in Wimbledon, Paris und Rom.
Tad saß in der ersten Reihe der leeren Zuschauertribüne und sah ihr beim Training zu. Er selbst hatte bereits zwei Stunden Training hinter sich. Jetzt sah er ihr zu, die Augen hinter dunklen Gläsern verborgen.
Sie ist besser geworden, dachte er, während er ihr Spiel studierte. Athletischer und kraftvoller als früher. Tad wusste, dass sie immer darauf hingearbeitet hatte, nicht nur schön zu spielen, sondern auch kraftvoll und athletisch. Vielleicht hatte ihre dreijährige Abstinenz dazu beigetragen.
Nein, an die Zeit wollte er jetzt nicht denken – und auch nicht an die Fragen, auf die er noch keine Antworten bekommen hatte. Tad hatte sich vorgenommen, bis zum Ende der Saison zu warten. Dann allerdings würde er darauf bestehen, mehr von ihr zu erfahren.
Als er ihr Lachen hörte, schob er die Gedanken beiseite. Viel zu selten war sie so gelöst, dass sie herzlich lachen konnte. Vielleicht würde sich das auch ändern, wenn sie sich erst einmal ausgesprochen hatten. Tad lehnte sich zurück und sah sich um.
War Wimbledon das Stadion, in dem er sich am wohlsten fühlte, so war das Gras hier in Kooyong der Boden, auf dem er am liebsten spielte. Er war schneller als der Rasen in England, und das kam seinem Spiel zugute. Selbst jetzt noch, beinahe zum Ende der Saison, hatte der Boden nicht gelitten.
Als Amy ihr Training beendet hatte, sprang Tad auf und ging hinunter auf den Platz. »Wie wäre es mit einem Spielchen?«
Madge sah nur kurz auf und packte dann weiter ihre Tasche. »Das könnte dir so passen.«
Tad nahm ihr den Schläger aus der Hand. »Ich geb dir auch zwei Punkte vor.«
»Nimm ihn dir vor, Amy«, meinte sie. »Mir scheint, er braucht eine Lektion.«
Amy legte den Kopf schief und sah ihn abschätzend an. »Okay, Starbuck. Aber ohne Vorgabe.«
»Du schlägst auf.«
Amy stand an der Grundlinie und wartete, bis Tad seine Position eingenommen hatte. »Ziemlich lange her, seit wir zuletzt gegeneinander gespielt haben«, rief sie ihm zu.
»Ja, und damals hast du nicht einen Punkt gemacht. Willst du wirklich keine Vorgabe?«
Er hatte seine Frage kaum ausgesprochen, da hatte Amy ihm schon ein Ass vor die Füße gesetzt. Überrascht sah Tad dem Ball hinterher. »Nicht schlecht, Miss Wolfe.«
Bei ihrem zweiten
Weitere Kostenlose Bücher