Spiel um Sieg und Liebe
werden?«
»Ich versuche, daran noch gar nicht zu denken.«
»Sie haben Stacie Kingston ganz klar geschlagen im Viertelfinale. Ihre Bilanz gegen diese Gegnerin ist eindeutig – fünf zu null für Sie. Stärkt das Ihr Selbstbewusstsein?«
»Stacie ist eine sehr gute Spielerin. Es kann genauso gut sein, dass sie beim nächsten Mal gewinnt.«
Amy saß ganz ruhig hinter dem großen Tisch und sprach mit beherrschter Stimme in die Mikrofone, die vor ihr aufgebaut waren. Sie trug Tenniskleidung, und ihr Haar war noch feucht. Die Reporter hatten ihr kaum Zeit für eine Dusche gelassen, so versessen waren sie darauf, sie nach ihrem Sieg in Forest Hills vor ihre Kameras und Mikrofone zu bekommen.
»Haben Sie damit gerechnet, dass Ihr Comeback derartig erfolgreich verlaufen würde?«
Amy lächelte, und die Reporter beeilten sich, diese seltene Gefühlsregung in ihren Stenoblocks zu vermerken. »Ich habe hart trainiert«, antwortete sie.
»Machen Sie immer noch Gewichtheben?«
»Ja, jeden Tag.«
»Glauben Sie, dass sich Ihr Stil gegenüber früher verändert hat?«
»Nicht direkt. Einiges hat sich allerdings geändert.« Vor allem mein Verhalten euch gegenüber, dachte Amy, hütete sich aber, ihre Gedanken laut auszusprechen. Sie spürte selbst, wie viel lockerer sie heute in derartige Pressekonferenzen ging. Der Kloß in der Kehle war verschwunden und auch die beinahe panische Angst, zu viel von sich zu verraten, wenn sie vor die Mikrofone trat. »Vor allem hat sich mein Aufschlag verbessert«, fuhr sie fort. »Ich schlage heute mehr Asse und bringe mein Aufschlagspiel wesentlich häufiger durch als früher.«
»Wie oft haben Sie Tennis gespielt in den Jahren, als Sie nicht aktiv waren?«
»Nicht sehr häufig.«
»Wird Ihr Vater Sie wieder trainieren?«
Amy zögerte nur kurz. »Nicht offiziell«, antwortete sie ausweichend.
»Haben Sie das Angebot des Modemagazins angenommen, eine Fotoserie von Ihnen zu machen?«
Wieder lächelte sie und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Oh, hat sich das schon herumgesprochen?«, fragte Amy zurück. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Im Augenblick denke ich mehr an die offenen US-Meisterschaften als an diese Fotoserie.«
»Gegen wen würden Sie am liebsten im Endspiel antreten?«
»So weit ist es noch lange nicht. Zuerst einmal muss ich die Vorrunde überstehen.«
»Dann lassen Sie mich anders fragen – wer, glauben Sie, wird Ihre stärkste Konkurrentin sein?«
»Tia Conway«, antwortete Amy spontan. Das Match gegen sie in Kooyong war noch sehr frisch in ihrer Erinnerung. Drei lange Sätze hatte sie gebraucht und davon zwei erst im Tie-Break für sich entscheiden können.
»Wieso gerade Tia Conway?«
»Tia hat sehr viel Spielverständnis, ist schnell, macht eine sehr gute Beinarbeit und hat einen enormen Aufschlag.«
»Aber Sie haben sie in dieser Saison schon mehrfach geschlagen.«
»Ja, aber die Siege gegen Tia waren die schwersten.«
»Und wie schätzen Sie den Wettbewerb bei den Männern ein? Glauben Sie, dass die Amerikaner in diesem Jahr beide Grand-Slam-Gewinner stellen werden – bei den Damen und bei den Herren?«
Amy sah lächelnd in die Runde. »Es stehen noch einige Spiele aus, bis es so weit ist. Aber wenn Starbuck weiterhin so spielt wie bisher in dieser Saison, dann wird ihn wohl kaum einer schlagen können – vor allem nicht auf Gras.«
»Spielen bei Ihrer Einschätzung auch persönliche Gefühle eine Rolle?«
»Statistiken haben keine Gefühle«, parierte Amy schlagfertig und stand auf. Es wurden noch einige Fragen von den Reportern gestellt, aber sie beugte sich zum Mikrofon und bat lächelnd um Verständnis dafür, dass sie diese Pressekonferenz jetzt abbrechen müsse.
»Gut gebrüllt, Löwe.«
Amy stieß die Luft aus und verdrehte die Augen. »Jetzt war es aber auch genug. Was tust du hier?«
»Ich wollte ein wachsames Auge auf die Herzdame meines besten Freundes haben.« Chuck lachte und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Tad meinte, es sei besser, wenn er sich bei deinem Rendezvous mit der Presse nicht sehen lasse.«
»Oh, Chuck! Meint ihr beide etwa wirklich, dass ich einen Aufpasser brauche?«
»Was weiß ich.« Chuck grinste und drückte sie leicht an sich. »Tad meinte wohl, die Presseleute würden dich auseinandernehmen.«
Amy blieb stehen und sah ihn an. »Und was hättest du getan, wenn sie das wirklich versucht hätten?«
»Hier, das hätte wohl genügt.« Stolz ließ er seine Armmuskeln spielen. »Obwohl
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