Spiel um Sieg und Liebe
sehnte, sondern vielmehr danach, dass er ihr endlich vergeben würde.
»Ich hätte es gern, wenn er hier wäre«, sagte sie leise. »Aber ich verstehe auch seine Gründe, warum er nicht kommt.« Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck. »Weißt du«, meinte sie plötzlich nachdenklich, »früher habe ich für ihn gespielt. Ich wollte ihm mit meinem Spiel für all das danken, was er mir gegeben hatte. Heute spiele ich nur noch für mich selbst.«
»Und du spielst besser als früher«, fügte Tad hinzu. »Vielleicht ist das einer der Gründe.«
»Ja, vielleicht.«
»Hier ist Ihre Pizza.« Die Serviererin stellte die dampfende Platte auf den Tisch.
Der Käse zog lange Fäden, und Tad lachte, als Amy damit zu kämpfen hatte. Sie aßen langsam, tranken dazu den Wein und unterhielten sich über alles, was ihnen in den Sinn kam. Eine Gruppe junger Leute kam lachend in das Lokal und fütterte die Musikbox mit weiteren Münzen.
Amy spürte, dass sie sich trotz der lauten Atmosphäre völlig entspannte. Selbst der Gedanke an ihr nächstes Spiel konnte ihre Stimmung nicht trüben. Die Pizza war mittlerweile abgekühlt, der Wein dafür umso wärmer geworden – und doch schmeckte es ihr nicht weniger gut als der Kaviar und Champagner vor einigen Wochen in Paris.
Es lag nicht am Essen, dass sie sich wohl fühlte, es lag an Tad. Solange sie bei ihm war, spielte die Umgebung überhaupt keine Rolle. Seine Nähe allein war das, was wirklich zählte. Ja, dachte sie, Tads Nähe und die Tatsache, dass ich nur bei ihm wirklich ich selbst sein kann. Er war der einzige Mann, der nicht mehr von ihr verlangte, als völlig sie selbst zu sein.
Für ihren Vater hatte sie immer die perfekte Prinzessin sein müssen. Perfekt auf dem Tennisplatz, kühl und reserviert im Umgang mit der Presse. Und in all den Jahren hatte sie alles getan, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden.
In ihrer Ehe mit Eric hatte er von ihr verlangt, voll und ganz dem Bild zu entsprechen, dass sich die Welt von einer englischen Adligen machte. Wohlerzogen, zurückhaltend – eben ganz und gar eine Lady.
Bei Tad war das anders. Er wollte nur, dass sie Amy Wolfe war. Bei ihm brauchte sie sich nicht zu verstellen oder Angst zu haben, dass sie nicht dem Bild entsprach, das er sich von ihr machte. Sie konnte ganz sie selbst sein – und genau das war es, was sie so glücklich machte.
Spontan nahm Amy seine Hand, zog sie an ihre Wange und küsste seine Fingerspitzen.
»Womit hab ich das verdient?«, fragte er erstaunt.
»Das ist dafür, dass du keine Puppe willst.«
Verblüfft zog er die Brauen hoch. »Muss ich das verstehen?«
»Nein.« Amy beugte sich lachend vor. »Hast du so viel Wein getrunken, dass du dich nicht wehrst, wenn ich dich verführen will?«
Er strahlte sie an. »Mehr als genug.«
»Okay, dann komm! Lass mich nicht unnötig warten!«
Es war schon spät, als Tad noch wach neben der schlafenden Amy lag. Sie hatte sich eng an ihn geschmiegt und atmete ganz gleichmäßig. Ihr Haar war zerzaust, und ihre Hand ruhte auf seiner Brust. Im Zimmer war es still, nur das leise Ticken des Weckers auf dem Nachttisch neben Tad war zu hören.
Er war müde, aber er konnte nicht einschlafen. Immer wieder gingen ihm dieselben Gedanken im Kopf herum. Die Zeit ihrer Idylle war fast vorüber. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Amy sich nicht mehr sperren konnte, ihm die Fragen zu beantworten, die ihm keine Ruhe ließen.
Tad wusste, dass auch Amy sich darüber im Klaren war. Aber im Gegensatz zu ihr freute er sich auf das Ende der Saison und darauf, endlich Klarheit zu bekommen. Er hatte versprochen, sie bis dahin nicht zu drängen, und er hatte sein Wort gehalten. Aber Tad spürte, dass seine Geduld bald erschöpft war, und dass er nicht bereit sein würde, ihr über diesen Termin hinaus eine Gnadenfrist einzuräumen.
Und dann ist da noch die Sache mit ihrem Vater, dachte Tad und stopfte sich das Kissen bequemer hinter den Kopf. Amy litt mehr unter dieser Trennung, als sie zugeben wollte, da war er sich ganz sicher. Er kannte sie gut genug, um das einschätzen zu können, und er liebte seine eigene Familie viel zu sehr, als dass er nicht gewusst hätte, wie schwer ihr diese Trennung fiel.
Seine Mutter und Jess. Es gab nichts, was er diesen beiden nicht vergeben würde. Seine Liebe zu ihnen war so groß, dass er für alles Verständnis aufbringen konnte. Um so unverständlicher war ihm die Reaktion von Amys Vater. Er kannte ihn und wusste, wie sehr er an
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