Spiel um Sieg und Liebe
sie nicht mehr.«
»Ich tu nur das Gleiche, was sie auch getan hat«, murmelte Jim, und seine Stimme war dabei so leise, dass Tad ihn kaum verstand.
»Was soll das heißen?«, fragte er.
»Amy hat ihr Kind nicht haben wollen, und genauso will ich sie jetzt nicht mehr.«
Tad war plötzlich wie versteinert. Seine Hand umspannte den Hörer so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Welches Kind?«
»Sie hat einfach alles vergessen, was ich ihr je beigebracht habe«, sagte Jim, als hätte er Tads Frage gar nicht gehört. »Niemals hätte ich geglaubt, dass sie mir das antun könnte.« Seine Stimme wurde jetzt lauter. All die Enttäuschung, die sich in den Jahren in ihm aufgestaut hatte, brach sich mit einem Mal Bahn. »Ich habe versucht, mich damit abzufinden, dass sie diesen Mann geheiratet hat. Ich habe sogar versucht, Verständnis dafür aufzubringen, dass sie ihre Karriere aufgeben wollte. Aber es gibt Dinge, die ich nicht einfach hinnehmen und entschuldigen kann. Wenn das Leben, das sie sich ausgesucht hatte, es wert war, dafür mein Enkelkind zu opfern, dann kann ich das nicht mehr verstehen.«
Die letzten Worte waren kaum verklungen, als Jim den Hörer auf die Gabel warf.
Tad hatte gar nicht gemerkt, dass er aufgesprungen war. Jetzt stand er mitten im Zimmer, den Hörer noch in der Hand. Langsam nahm er ihn vom Ohr und starrte darauf, ohne ihn wirklich zu sehen. Fragen wirbelten in seinem Kopf umher. Antworten drängten sich auf, wurden aber sofort wieder verworfen, als er merkte, dass er keine Beweise dafür hatte.
Zeit. Er brauchte Zeit, um über alles nachzudenken. Leise ging Tad ins Schlafzimmer und zog sich an. Am liebsten hätte er sie bei den Schultern gepackt und wachgerüttelt. Sie lag so friedlich in dem großen Bett, eine Hand unter dem Kopf, die andere noch ausgestreckt, wie sie vorhin auf seiner Brust gelegen hatte.
Ein Baby? Amys Baby? Aber aus ihrer Ehe war kein Kind hervorgegangen. Wenn Lord und Lady Wickerton ein Baby bekommen hätten, hätte das groß in den Zeitungen gestanden. Schließlich machte man aus einem Erben nie ein Geheimnis – schon gar nicht in diesen adligen Kreisen, wo einiges zu vererben war.
Und wenn Amy wirklich ein Kind hatte, wo war es dann? Aufgewühlt strich Tad mit beiden Händen durch seine Haare. Eifersucht stieg in ihm hoch, wenn er daran dachte, dass Amy das Kind eines anderen Mannes ausgetragen hatte.
Wie hatte Jim gesagt? Amy hat das Kind nicht haben wollen. Also Abtreibung? War es wirklich möglich, dass Amy so etwas tat? Er kannte sie so gut, aber niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass sie einer solchen Tat fähig wäre. Und aus welchem Grund sollte sie es getan haben?
Nein, das ergab alles keinen Sinn. Jim musste sich geirrt haben. Vielleicht hatte er in seiner Enttäuschung etwas missverstanden.
Während Tad noch dastand und auf die schlafende Amy starrte, bewegte sie sich plötzlich. Ihre Hand strich über das Bett – da, wo er vorhin noch gelegen hatte. Halb im Schlaf spürte sie, dass er nicht mehr da war. Unruhig flatterten ihre Augenlider.
»Tad?«
Er schwieg und hoffte, dass sie weiterschlafen würde. Es war jetzt wichtig, dass er zuerst einmal nachdachte, bevor er mit ihr sprach. Im Augenblick waren seine Gefühle noch so aufgewühlt, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte.
Aber Amy schlief nicht wieder ein. Es war, als spürte sie, dass etwas nicht in Ordnung war. »Tad?« Ihre Stimme klang ängstlich. Sie öffnete die Augen und kam hoch, bevor sie ihn noch gesehen hatte. »Kannst du nicht schlafen?« Instinktiv spürte sie, dass es mehr war als das, aber sie hoffte, dass sie sich irrte und Tad wirklich nur deshalb mitten im Raum stand, weil er nicht hatte schlafen können.
»Nein.«
Sie musste sich räuspern, bevor sie weitersprechen konnte. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Wieso sollte ich?«
»Wir … wir hätten miteinander reden können.«
»Wirklich?« Zorn stieg in ihm hoch. »Oh ja, wir hätten miteinander reden können. Aber nur so lange, wie ich keine Fragen stelle, nicht wahr?«
Sie hatte gewusst, dass es eines Tages dazu kommen würde, aber sie hatte nicht erwartet, dass er dabei so böse werden würde. »Tad, wenn du Antworten haben willst, dann bin ich bereit, sie dir zu geben.«
»Ach ja? Auf einmal – und einfach so?« Er schnippte mit den Fingern. »Ich brauche nur zu fragen, und du antwortest mir? Hast du nichts mehr zu verbergen, Amy?«
Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie hatte Angst, aber
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