Spiel um Sieg und Liebe
seiner Tochter gehangen hatte.
Wie oft hatte Tad neben Jim Wolfe gesessen und mit ihm zusammen Amys Spiel zugesehen. Hatte er jemals einen Vater gesehen, der stolzer auf seine Tochter gewesen wäre? Nein. Tad schüttelte unwillkürlich den Kopf. Selbst im privaten Bereich, außerhalb des Tennisplatzes, hatte er oft genug miterlebt, mit welchem Stolz, welcher Liebe Jim seine Tochter behandelt hatte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das alles nur der Sportlerin und nicht genauso der Tochter gegolten hatte.
Erstaunlicherweise hatte Jim Wolfe nie etwas an der Beziehung seiner Tochter zu Tad auszusetzen gehabt. Im Gegenteil – er hatte sie sogar unterstützt. Tad konnte sich noch gut erinnern, dass Jim sogar eines Tages mit ihm darüber gesprochen hatte, wie seine und Amys gemeinsame Zukunft aussehen könnte.
Damals hatte ihn diese väterliche Fürsorge amüsiert und auch etwas überrascht, da er selbst und Amy bis dahin noch nicht darüber gesprochen hatten, für immer zusammenzubleiben. Ja, und dann, als er es wollte, war es bereits zu spät. In Erinnerung daran zog Tad unwillig die Brauen zusammen und blickte hinunter auf die schlafende Amy.
In dem fahlen Mondlicht wirkte ihr Gesicht noch zarter als in Wirklichkeit. Völlig entspannt und seltsam verletzlich erschien sie ihm, wie sie da so an ihn geschmiegt schlief. Verlangen stieg in ihm auf, und er musste mit aller Kraft dagegen ankämpfen, sie aufzuwecken und sich selbst zu bestätigen, dass sie zu ihm gehörte – zu ihm und niemandem sonst.
Noch niemals in seinem Leben hatte es eine Frau gegeben, die ähnliche Gefühle in ihm geweckt hatte. Wenn er sie liebte, war sie ihm ein gleichwertiger Partner. Aber jetzt, wenn sie so hilflos neben ihm lag, hatte er das Bedürfnis, sie zu beschützen und vor jedem Kummer zu bewahren.
Wie viele Hindernisse würden sie wohl noch überwinden müssen, bevor sie endgültig zusammenbleiben konnten, fragte Tad sich. Und plötzlich fiel ihm ein, dass es ein Problem gab, das er vielleicht für sie aus der Welt schaffen könnte. Kaum war ihm der Gedanke gekommen, als er vorsichtig aufstand und hinüber in das angrenzende Wohnzimmer ging.
Er wählte die Nummer, hörte das Rauschen in der Leitung, als die Verbindung von einer Küste des riesigen Kontinents zur anderen hergestellt wurde, und dann ging der Ruf durch.
»Hier bei Wolfe.«
»Ich möchte mit Jim Wolfe sprechen. Hier ist Tad Starbuck.«
»Einen Moment bitte.«
»Danke, ich warte.«
Tad lehnte sich zurück und wartete. Er hörte das Klicken in der Leitung, als an einem anderen Apparat der Hörer aufgenommen wurde.
»Starbuck?« Die ruhige, beinahe leise Stimme von Amys Vater kannte er noch zu gut. »Jim, wie geht es dir?«
»Gut.« Etwas überrascht von dem Anruf so spät in der Nacht, setzte Jim sich hinter seinen Schreibtisch. »Ich habe in letzter Zeit viel über dich gelesen.«
»Ja, ich hatte eine ganz gute Saison. Wir haben dich in Wimbledon vermisst.«
»Du warst gut im Endspiel«, antwortete Jim, ohne darauf einzugehen.
»Und Amy ebenfalls. Fandest du nicht?«
Für einige Sekunden herrschte Schweigen. »Deine Rückhand ist besser geworden, Tad.«
»Jim, ich habe dich angerufen, um über Amy mit dir zu sprechen.«
»Dazu habe ich nichts zu sagen«, antwortete Jim kalt.
Für einen Augenblick war Tad sprachlos, aber dann spürte er, wie Zorn in ihm hochstieg. »Jim, so viel Zeit wirst du ja noch haben, um dir wenigstens einige Sätze über deine Tochter anzuhören. Sie hat sich den Weg zurück an die Spitze im Profitennis erkämpft, und zwar diesmal ohne deine Hilfe.«
»Ich weiß. Sonst noch was?«
»Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so hart daran gearbeitet hat wie deine Tochter in den letzten Monaten«, sagte Tad. »Und glaub mir, sie hat es nicht leicht gehabt, der Presse und allen Bekannten immer wieder auszuweichen, wenn sie danach gefragt wurde, warum ihr Vater nicht da sei.«
»Amy weiß, warum«, antwortete Jim ganz ruhig. »Und wenn sie es dir nicht erzählt, dann geht es dich auch nichts an.«
»Was Amy angeht, geht auch mich etwas an.«
»So?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. »Dann ist also wieder alles beim Alten?«
»Ja, ist es.«
»Wenn du dich entschieden hast, wieder mit Amy zusammen zu sein, Tad, dann ist das deine Entscheidung. Und es ist meine, wenn ich das nicht will.«
»Zum Teufel, Jim«, fuhr Tad ihn wütend an. »Sie ist deine Tochter. Du kannst doch nicht einfach so tun, als gäbe es
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