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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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außergewöhnlich einfallsreich und stilsicher an, und der Club konnte es mit den längst etablierten Häusern, die sämtlich von den besten Innenarchitekten der Stadt ausgestattet worden waren, durchaus aufnehmen. „Es wäre preiswert zu ersteigern gewesen, ja. Aber dann tauchte dieser schrecklich grobe Mann bei ,Christie’s“ auf und stahl mir das Werk wie irgendein dahergelaufener Pirat. “ Amariah hörte ihr ruhig und aufmerksam zu. „Du meinst, er war bereit, mehr zu bieten als du?“
    „Ich meine, er hat das Gebot derart in die Höhe getrie-ben, dass ich außerstande war, mit ihm mitzuhalten.“ Cassia kehrte missmutig in den Großen Salon zurück und begann unruhig vor dem Kamin, den das Gemälde hätte zieren sollen, auf und ab zu laufen. „Vor der Auktion nahm er zur Kenntnis, dass ich das Bild haben wollte, doch aus purer Boshaftigkeit ließ er mich anschließend mitbieten, obwohl er annehmen durfte, dass ich den Kürzeren ziehen würde.“ Cassia blieb stehen und wies mit einer energischen Geste auf die leere Wand über dem Kamin. „Er hat mich bieten lassen, Amariah, bieten lassen in meiner Arglosigkeit, bevor er mich am Ende wie eine Mücke zerquetschte!“
    Amariah schien ungerührt. „Wie hoch hat er das Gebot getrieben?“
    „Das Mindestgebot lag bei fünf Pfund, das war akzeptabel. Sein letztes Gebot belief sich auf einhundert Pfund, und das ist inakzeptabel.“
    „Offensichtlich war er entweder ein sehr wohlhabender Pirat oder ein nachsichtiger“, meinte Amariah. „Ich hoffe, du hast ihm eine Einladung für heute Abend überreicht?“ Cassia sog scharf die Luft ein. „Das habe ich ganz sicher nicht!“
    „Weshalb?“ Amariah zog einen Stuhl heran und nahm Platz. „Immerhin ist er ein Gentleman, der Auktionen von ,Christie’s besucht. Er ist reich und bereit, Geld auszugeben. Er scheint das ideale Mitglied für unseren Club zu sein.“ „Ich dachte, wir laden nur Herren ein, die von dem Clubkomitee ausgewählt wurden!“, protestierte Cassia. „Wahre Gentlemen aus gutem Hause und mit einwandfreien Manieren und keine ungehobelten, mürrischen ..."
    „War er attraktiv?“
    „Attraktiv?“ Cassia verstummte für einen Augenblick, überrascht, dass Amariah ihr eine solche Frage stellte. Der Mann war, wie sie zugeben musste, wirklich anziehend gewesen; sie konnte nicht leugnen, dass ihr sein angenehmes Äußeres gleich bei ihrem Zusammenstoß aufgefallen war. Seine Züge waren männlich und ebenmäßig, seine hellen
    Augen besaßen einen klugen Ausdruck, und er war so hochgewachsen, dass sie zu ihm hatte aufblicken müssen. Seine dunklen Haare schienen zu dick und schwer, um ordentlich frisiert zu bleiben, denn als sie sich unterhalten hatten, war ihm zu seinem Verdruss immer wieder eine Locke in die Stirn gefallen. Seine Haut war sonnengebräunt wie die eines Seemanns oder eines auf dem Land lebenden Grundbesitzers, aber seine Hände sowie die auffallend breiten Schultern schienen eher einem Mann zu gehören, der für seinen Lebensunterhalt arbeiten musste, keinem Gentleman. Jedenfalls hatte er sich mit seiner Erscheinung von der Masse der Auktionsbesucher abgehoben.
    Nicht dass es Cassia irgendetwas bedeutete.
    „Er war recht ansehnlich - auf seine Weise“, gab sie zu und zuckte mit den Schultern. „Auf eine recht gewöhnliche Weise.“
    „Ich verstehe“, erwiderte Amariah trocken und lehnte sich zurück, um die Schwester aufmerksam zu betrachten. „War er jung?“
    „Älter als wir“, betonte Cassia. „Vielleicht dreißig Jahre alt.“
    „Das ist jung für einen Gentleman.“ Amariah seufzte und glättete sich die Schürze. „Also war der Mann jung und gut aussehend, wohlhabend und bereit, Geld auszugeben. Demnach könnte er bereits eine Einladung von uns haben. Du bist zwar der Meinung, dass er dich wie eine Mücke zerquetscht hat, doch wie mir scheint, hast du dich ebenso ungebührlich verhalten wie er.“
    „Davon habe ich nichts gesagt! “
    „Das war auch nicht nötig, Cassia.“ Amariah legte die Hand auf die Stirn und seufzte wieder. „Deine Beschreibung der Vorgänge bei .Christie’s spricht Bände: Du hast dich ihm gegenüber gebärdet, wie du es stets in Gegenwart von Gentlemen tust.“
    „Nur, wenn sie sich mir gegenüber ungebührlich benehmen!“, rief Cassia empört aus. „Erinnerst du dich nicht, wie
    Vater uns eingeschärft hat, uns Männern gegenüber zu behaupten und es nicht zuzulassen, dass sie uns ausnutzen?“ „Es ist ein himmelweiter

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