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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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schenkte sich nach. Dann
    lehnte er sich wieder zurück und starrte das Bild an. Von einem Gentleman wird erwartet, dass er solch unnützes Zeug kauft, dachte er. Und dass er nicht nur stolz darauf ist, es zu besitzen, sondern auch ganze Galerien mit Kunstwerken wie diesem bestückt.
    Je länger er das Gemälde studierte, desto lebhafter musste er an die Frau denken, die er überboten hatte. Verdammt, ich hätte galanter sein sollen, schalt er sich. Entweder hätte er sie als Gentleman, der er sein wollte, das Werk ersteigern lassen oder es ihr im Anschluss schenken müssen. Und wenn nicht aus Gründen der Höflichkeit, dann doch wenigstens der praktischen Erwägung halber, dass er diese halsstarrige Dame mit einem Schlag zum Schweigen gebracht und ihr mit der freigiebigen Geste den Wind aus den Segeln genommen hätte.
    Die Frau hatte ihm gefallen; ihr feuriges Temperament passte vortrefflich zu ihren rotgoldenen unzähmbaren Locken, die sich aus dem Knoten gelöst hatten und auf und ab gewippt waren, als die kleine Person vor Wut bebte. Ihre leuchtend blauen Augen hatten gefunkelt, während sie ihm ihre Meinung kundgetan hatte. Sie war so ganz anders als die von der Hitze ermatteten und gelangweilten weiblichen Geschöpfe, die er von den karibischen Inseln kannte. Vielleicht hätte er sich nicht so lächerlich gemacht, wenn sie diesen Frauen, mit deren Art er vertraut war, ähnlicher gewesen wäre.
    Richard hörte, wie sich die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer öffnete, dann das gluckernde Geräusch, als das Glas in seiner Hand nachgefüllt wurde.
    Er machte eine abwehrende Geste. „Das reicht, Neuf“, sagte er und schaute zerstreut zu seinem Kammerdiener auf. „Der Bordeaux kann meine Laune heute nicht heben.“
    „Wie Sie wünschen, Sir.“ Neuf setzte einen Schritt zurück, wobei er die Weinflasche wie ein Baby im Arm hielt. Er war sehr darauf bedacht, genau so viel Abstand zum Kamin zu wahren, dass seine Frackschößen nicht in Flammen aufgin-gen, doch seine zufriedene Miene ließ Richard keinen Augenblick daran zweifeln, dass der Mann die Wärme in seinem Rücken genoss und sich nach ihrem alten Zuhause auf Barbados sehnte. „Sind Sie fertig mit dem Essen, Sir? Soll ich es nach unten bringen?“
    „Ja.“ Richard drehte sich um und sah dem Diener zu, wie er das Geschirr, das überall herumstand, mit auf das Tablett stellte. „Sagen Sie mir, Neuf, wie könnte ich mich heute Abend amüsieren, wenn ich hier nicht allein sitzen bleiben und mich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken will?“
    „Mit einem Theaterbesuch, Sir? Vielleicht möchten Sie in die Oper gehen oder durch Vauxhall Gardens“ flanieren?“ Er zuckte verdrossen mit den Schultern, was er sich nach fast acht Jahren, die er mit seinem Herrn durch dick und dünn gegangen war, erlauben durfte. „Für einen Gentleman wie Sie dürfte London jede Zerstreuung bieten, die Sie sich nur wünschen können.“
    „Ich sagte, ich möchte unterhalten werden, Neuf, nicht in den Schlaf gesungen.“ Richard trommelte mit den Fingern auf die Stuhllehne. „Sie wissen, dass ich keine Geduld aufbringe für ein Schauspiel oder jaulende Sänger.“
    Neuf faltete die Serviette seines Herrn fein säuberlich zusammen, bevor er antwortete: „Wie wäre es dann mit einem Ball, Sir, wo Sie junge Damen treffen?“
    „Dafür ist es zu früh.“ Richard erhob sich, durchquerte den Raum und begab sich zum Fenster, um es zu schließen und auf die Straße hinabzublicken. Als Neuankömmling hatte er bislang weder Partys noch Bälle besucht. Der Gouverneur auf Barbados war so freundlich gewesen, ihm Empfehlungsschreiben mitzugeben, die ihm die Bekanntschaft mit drei in England ansässigen Adelsfamilien ermöglichen würden, indes wollte er sich ihrer erst bedienen, wenn die Zeit gekommen war. „Ich warte damit, bis Greenwood Hall vorzeigbar ist und ich über ein Heim verfüge, das ich einer Dame anbieten kann. Was nützt es mir, eine Falle aufzustellen, wenn der saftige Köder noch nicht darin liegt?“
    Er sah über seine Schulter zu dem Gemälde hinüber. Eigentlich war er auf der Suche nach imposanten Kunstwerken zu der Auktion gegangen, um mit ihnen die Respektabilität seines neuen Anwesens zu unterstreichen. Doch das Bild, welches er ersteigert hatte, konnte man kaum als ein großes Kunstwerk bezeichnen, und mit Sicherheit würde er damit bei seinem zukünftigen Schwiegervater keinen Eindruck schinden.
    Wäre dieses Mädchen auf der Auktion auch so begeistert

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