Spiel ums Glueck
armen Mann das Haus gestohlen! “
„Ich habe es nicht gestohlen, Miss Penny, ich habe es gewonnen. “ Da er so groß war, dass sie auf Augenhöhe standen, konnte Richards ernster Blick seine Wirkung nicht verfehlen. „Fortuna meint es eben gut mit mir, und ich verfahre mit ihr ebenso wenig leichtfertig wie mit jeder anderen Dame, die mir das Leben versüßt.“
„Dann werden Sie heute Abend erst recht zu spielen wünschen, Mr Blackley.“ Cassia versuchte zu lächeln, aber was ihr bei Lord Russell vorbildlich geglückt war, schien ihr bei ihm gründlich zu misslingen. „Zu Ehren unseres Hauses.“ „Andernfalls werde ich hier nicht mehr willkommen sein?“ Seine grauen Augen wirkten plötzlich kalt und rücksichtslos. „Wenn ich Ihnen nicht verspreche, dass ich heute Abend spiele und verliere wie all die anderen edlen Herrn, denen es an Verstand mangelt, dann werden Sie sich nie wieder für mich verwenden, habe ich recht?“
„Das habe ich nicht behauptet!“, protestierte sie, doch er wartete ihre Erklärung nicht ab, sondern hatte sie bereits auf der Treppe überholt und strebte nach oben. „Mr Blackley, bitte!“
Sie raffte die Röcke auf einer Seite und eilte ihm nach, so rasch es ihr die hinabschreitenden Gäste erlaubten. Als sie im ersten Stock anlangte, war er in den lautesten und bestbesuchten Spielsalon entschwunden, an den Hasardtisch. Obgleich die Gentlemen an der Tür zurückwichen, um sie hineinzulassen, zögerte Cassia. Pratt hatte allen drei Schwestern angeraten, diesen Raum tunlichst nicht zu betreten, zumindest nicht dann, wenn gerade ein Spiel im Gang war. Hier, wo es bei jedem Fall der Würfel um immense Summen ging, hatte der Geschäftsführer gewarnt, konnte es Vorkommen, dass die Herren die Contenance verloren und sich vergaßen - ein Anblick, dem sich eine Dame besser nicht aussetzen sollte.
Wie sich zeigte, hatte Pratt vollkommen recht. Die Gentlemen waren derart in ihr Spiel vertieft, dass sie ihr förmliches Gebaren zum größten Teil abgelegt hatten und ihren Gefühlen - ob sie gewannen oder verloren - freien Lauf ließen.
Endlich entdeckte Cassia Mr Blackley am oberen Ende des großen Tisches. Wie er es vorausgesagt hatte, schien ihm das Glück hold zu sein, denn binnen kürzester Zeit hatte er seinen Einsatz verzehnfacht.
Trotz des lauten Protests des Verlierers, der Revanche verlangte, zog er sich unbeirrt vom Tisch zurück und verbeugte sich vor Walthrip. „Wenn ich mich nicht irre, kommen die Einnahmen der Hausbank der Mildtätigkeit zugute. Als mein Geschenk zur Eröffnung der Clubs können Sie meinen Gewinn für diesen Zweck in Anspruch nehmen. Guten Abend.“
Unter wütenden Revancherufen einiger Spieler wandte Richard sich um und strebte zur Tür.
„Sie sagten doch, Sie würden heute Abend nicht spielen“, bemerkte Cassia, als er vor ihr stehen blieb, und reckte das Kinn vor. „Sie sagten ...“
„Ich habe gelogen“, versetzte er ungeniert. „Aber Sie wollten, dass ich mich an den Spieltisch begebe, oder nicht?“
Cassia umklammerte ihren zusammengeklappten Fächer. „Sie sagten, Sie würden nicht leichtfertig mit Ihrem Glück umgehen. “
„Mir gefällt die Vorstellung, jemanden zu entschädigen, den ich wütend gemacht habe, indem ich das Glück herausfordere, gewinne und mich großzügig zeige.“ Er zog eine Spielmarke aus der Fracktasche, einen aus Perlmutt geschnitzten Fisch, wie Cassia erkannte, und presste ihn gegen die Lippen. „Gute Nacht, Miss Penny, bis morgen Abend.“ Er lächelte, und bevor sie noch begriff, was er vorhatte, ließ er die fischförmige Spielmarke in ihr Dekollete fallen. Schockierend glatt und kühl glitt sie an der empfindlichen Haut ihrer Brüste hinab.
Dann wandte er sich um und ließ sie sprachlos zurück.
4. Kapitel
Bethany schenkte Cassia Tee zum Frühstück ein.
Dann warf sie über Amariahs Schulter hinweg einen Blick in die Zeitung, die vor der Schwester auf dem Tisch lag.
„Der Artikel, in dem über die Ausstattung des Clubs berichtet wird, ist wirklich lesenswert, Cassia.“ Amariah nickte anerkennend und zitierte: „,Die Innendekoration, arrangiert von Miss Cassia Penny, ist höchst originell und geschmackvoll und wird viele Häuser, die in Fragen der Mode den Ton angeben, zum Nachahmen inspirieren.“ Diese Bemerkung sollte dich mit Stolz erfüllen!“
Cassia seufzte und ließ die Schultern hängen. Lustlos gab sie zwei Teelöffel Zucker in ihre Tasse und rührte um. „Oh, ja, bitte, Amariah, finde
Weitere Kostenlose Bücher