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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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hatte zu keiner Zeit den Eindruck gehabt, er wolle sie als seine Mätresse gewinnen.
    Aus Gründen, die sie selbst nicht verstand, spürte sie, dass zwischen Richard Blackley und ihr mehr war - etwas, das sie nicht in Worte zu fassen und erst recht nicht den Schwestern zu vermitteln verstand. Und dieses Etwas hinderte sie daran, wirklich und von Herzen empört zu sein über die völlig ungebührliche Art, wie er mit ihr umgegangen war. Dabei hatte er bereits bewiesen, dass er sich rücksichtslos, vielleicht sogar gefährlich verhalten konnte, und selbst ohne Pratts Bemerkung wusste sie, dass er kein geborener Gentleman war. Und doch hatte er ihr kein unschickliches Angebot unterbreitet wie Lord Russell, den man aufgrund der Tatsache, dass er als wohlhabender Aristokrat galt, zu der Eröffnung eingeladen hatte. Blackley war nicht einmal so weit gegangen, den Arm um ihre Taille zu legen oder ihr einen Kuss zu rauben, wie so manch anderer Gast es versucht hatte.
    Wenn sie darüber nachdachte, schien es ihm lediglich darum zu gehen, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, sei es dadurch, dass er sie bei „Christie’s“ überboten hatte oder durch sein Hasardspiel, als er auf ihre Provokation eingegangen war. Er hatte sie angelächelt, sie geneckt, herausgefordert und sie in einer Weise angesehen wie kein Mann zuvor. Erregende Schauer waren ihr über den Rücken gelaufen, aber gleichzeitig hatte sich ihrer auch eine gewisse Unruhe und die Sorge bemächtigt, sie habe Fieber. Und um sicherzugehen, dass er ein willkommener Gast in „Penny House“ blieb und sie Wiedersehen durfte, hatte er seinen Gewinn ohne zu zögern der Hausbank überlassen.
    Cassia fasste in ihre Rocktasche und fand die fischförmige Spielmarke, die sie dort hineingesteckt hatte. Sie hätte sie Blackley hinterherwerfen sollen, um ihre Empörung vor aller Augen zu bekunden, doch sie war so unvernünftig gewesen, sie als ein Pfand, als eine Erinnerung an ihren Besitzer aufzuheben. Blackley hatte ein Vermögen riskiert, um sie Wiedersehen zu können, und sie würde bald von ihren Schwestern erfahren, wie hoch der Preis war, den sie zahlen
    musste, wenn sie ihn Wiedersehen wollte.
    „Mr Blackley wird jedenfalls nicht mehr willkommen sein“, bemerkte Bethany und strich etwas Butter auf ihren Toast. „Nicht nach den Unannehmlichkeiten, die er uns gestern bereitet hat.“
    „Nein, nein, Bethany“, widersprach Amariah. „Wir dürfen ihn nicht fortschicken. Wir sollten sogar seine Mitgliedschaft in Erwägung ziehen. Die Gentlemen, die gegen ihn verloren haben, werden ihn bei uns erwarten, damit sie ihn zu neuen Spielen herausfordern und ihre Verluste wieder wettmachen können. “
    Cassia hörte den Schwestern wie gebannt zu und wagte erst jetzt durchzuatmen. Er wird also wieder da sein, ging es ihr durch den Kopf, derweil sie die Spielmarke in ihrer Tasche durch ihre Finger gleiten ließ.
    „Und wie wollen wir mit seinem unmöglichen Gebaren Cassia gegenüber umgehen?“, fragte Bethany entrüstet. „Ich weiß, dass unsere Geschäftsdevise ist, so viel Geld einzunehmen wie irgend möglich, aber du wirst doch seine Avancen nicht einfach ignorieren!“
    Amariah nahm die Zeitung vom Stuhl neben sich und pochte mit dem Finger auf die Titelseite. „Ich habe bereits Briefe an die Herausgeber der Tagesblätter verschickt, in denen ich versichere, dass wir zwar Mr Blackleys Großzügigkeit sehr zu schätzen wissen, uns indes gezwungen sahen, ihm das Geld unverzüglich auszuzahlen. Ferner weise ich ihn darauf hin, dass ,Penny House“ die Regeln der Schicklichkeit gewahrt sehen will. Nach alldem, was man über uns geschrieben hat, wird man sich bestimmt nicht scheuen, meine Zeilen zu veröffentlichen.“
    Cassia wandte sich vom Fenster ab und blickte Amariah an. „Und ich?“, erkundigte sie sich entmutigt. „Werde ich jetzt in die Dachstube gesperrt, damit ich uns nicht noch einmal in Verlegenheit bringe?“
    „Unsinn, Cassia.“ Amariah wandte sich ihr zu. „Dich trifft im Grunde keine Schuld. In London herrschen nun einmal andere Gesetze als bei uns auf dem Land. Davon abgesehen ist Mr Blackley bestimmt eine Ausnahme. Einen Mann wie ihn findet man vermutlich in ganz Sussex nicht, schon gar nicht einen so auffallend attraktiven. Diesem Gentleman bist du einfach nicht gewachsen, Cassia.“
    Cassia sah wieder zum Fenster hinaus. Sie vermochte nicht zu entscheiden, ob sie brüskiert oder enttäuscht sein sollte. „Also werde ich doch in die Dachstube gesperrt,

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