Spiel ums Glueck
irgendetwas, das die arme Cassia aufmuntert“, sagte Bethany mitfühlend. „Lenk sie endlich von der Diskussion über die Possen dieses schrecklichen Piraten ab.“
„Insgesamt haben wir, denke ich, die Eröffnung gestern trotz gewisser unerfreulicher Vorkommnisse gut gemeistert.“ Amariah blätterte die Zeitungsseiten auf der Suche nach weiteren Artikeln über ihren Club um. „Es gab weder Berichte über haarsträubende Skandale noch sonstige peinliche Zwischenfälle, die in aller Munde wären, und doch spricht heute jeder von uns.“
„Und hör nur, was hier steht“, sagte Bethany eilfertig. „,All den Gentlemen Londons, die der alten Refugien kulturellen Lebens überdrüssig geworden sind, wird ,Penny House eine neue, elegante Adresse sein. Bei ihrem ersten Besuch zur Eröffnung gestern Abend konnten sich bereits viele Mitglieder des ton von der Kultiviertheit und der Raffinesse des Clubs überzeugen.“ Ich wünschte, wir könnten diese Zeilen abschreiben und draußen an unsere Tür heften, wie sie es in den Theaterhäusern zu tun pflegen! “
Amariah runzelte die Stirn, während sie einen Schluck Tee zu sich nahm. „An ,White’s“, ,Brook’s“ und vielleicht auch Almack’s“ sollten wir uns ein Beispiel nehmen, aber mit Schauspielhäusern möchten wir auf gar keinen Fall in Verbindung gebracht werden, Bethany. “
„Mit den anderen Clubs müssen wir uns nicht messen, Amariah, denn wir sind ihnen bereits jetzt überlegen.“ Bethany nahm auf ihrem Stuhl Platz, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hm“, machte Amariah lediglich und widmete sich wieder der Zeitung.
Cassia, noch immer müde von der langen Nacht, hatte den Schwestern nur halbherzig gelauscht. Sie beschloss, nicht zu warten, bis Amariah und Bethany das schmachvolle Ereignis von gestern Nacht endlich zur Sprache brachten. Sie legte die Hände auf die Tischplatte vor sich und betrachtete versonnen ihre Fingernägel. „Ich habe den Artikel bereits gelesen, Amariah. Den über mich und Mr Blackley und den Vorfall im Hasardzimmer, über, nun ja ... seine Aufmerksamkeit mir gegenüber. Ich weiß, dass ich uns beinahe ruiniert habe. Ihr braucht nicht so tun, als müsstet ihr mich schonen.“
Amariah faltete langsam die Zeitung zusammen und legte sie auf den leeren Stuhl neben sich. „Ich wünschte, ich könnte leugnen, dass es mir etwas ausgemacht hätte, Cassia. Es war mein Wunsch, dass ,Penny House“ zum Tagesgespräch wird, indes nicht auf diese unangenehme Weise.“ Bethany schob sich die Ärmel hoch, ehe sie ihre Ellbogen auf den Tisch stützte und das Gesicht in die Hände legte.
„Einen schlecht erzogenen Plantagenbesitzer aus der Karibik so zu provozieren, dass er sich am Spieltisch unmöglich gebärdet, ist die eine Sache, Cassia. Sich vor den Augen unserer Gäste eine Spielmarke ins Dekollete stopfen zu lassen, eine andere.“
„Er hat mich völlig überrumpelt! “, wehrte sich Cassia. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er zu so etwas fähig ist.“ „Wir sollten bei unseren Gästen auf alles vorbereitet sein“, erklärte Amariah ruhig und fuhr mit dem Zeigefinger das Muster der Tischdecke nach. „So hat es uns Pratt ausdrücklich geraten, und jetzt haben wir den Beweis, dass er recht hatte. Allerdings vermute ich, dass es mein Fehler war, Cassia. Ich habe Blackley gestattet zu bleiben.“
Cassia griff nach ihrem Messer und bohrte ein Loch in die Toastscheibe auf ihrem Teller. „Wenigstens hat er seinen Gewinn der Bank vermacht.“
„Den wir natürlich nicht annehmen werden“, fügte Amariah rasch hinzu. „Ich habe Pratt gleich heute früh mit dem Geld zum ,Clarendon geschickt. “
„Das hast du getan?“ Cassia erhob sich brüsk und knüllte die Serviette in ihrer Hand zusammen. „Du hast ihm die gesamte Summe zurückgegeben? Es muss ein Vermögen gewesen sein!“
„Er hatte eben großes Glück.“ Amariah hob ihre Tasse an die Lippen und nahm einen Schluck Tee. „Natürlich mussten wir es ihm auszahlen, Cassia. Hätten wir es nicht getan, wäre der Mann womöglich noch auf den Gedanken gekommen, er habe ein Recht auf dich. Als könne er dich und deine Dienste kaufen wie eine gemeine Dirne.“
Cassia wandte sich ab und trat ans Fenster, damit die Schwestern nicht bemerkten, dass ihr die Schamesröte ins Gesicht gestiegen war. Wie unverschämt Mr Blackley sich ihr gegenüber auch gebärdet hatte und wie unziemlich die Konversation mit ihm auch gewesen sein mochte - sie
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