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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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völlig anders sie und ihre Schwestern dagegen aufgewachsen waren! „Dann scheint es eine gute Sache zu sein, dass Sie kämpfen gelernt haben, denn andernfalls wären Sie sicher nicht dort, wo Sie ietzt sind.“
    „Hier, bei Ihnen, meinen Sie?“ Er sah sie aufmerksam an
    und erwartete offenbar eine Antwort auf seine Frage.
    Cassia errötete, denn ihr war selbst nicht recht klar, wie sie diese Bemerkung gemeint hatte, und daher schwieg sie und sah aus dem Fenster. Sie wusste, wie sie sich eingestehen musste, sehr wenig von ihm, und doch saß sie ihm hier in der Kutsche gegenüber und entfernte sich immer weiter von Amariah und Bethany und ihrem gemeinsamen Heim in der St. James Street.
    Sie hatten London längst verlassen und fuhren eine malerische Alleestraße entlang, die rechts und links von weiten Feldern gesäumt wurde. Immer wieder tauchten in der Ferne einzelne Gehöfte und kleine Baumgruppen auf. Die Schimmel, denen nun keine Karren, Passanten und Chaisen mehr im Weg waren, konnten endlich in rasanten Galopp übergehen. Durch die offenen Fenster drang der Duft würziger Landluft; es roch nach Gräsern, trockener Erde und saftigem Sommerklee, und die Sonne stand hoch an einem dunkelblauen Himmel, der von winzigen schneeweißen Schäfchenwolken übersät war. Hier und da passierten sie Leute, die am Straßenrand entlangwanderten und stehen blieben, wenn die vornehme dunkelblaue Kutsche vorbeifuhr, um ihr neugierig hinterherzusehen.
    „Sie sind so still“, sagte Richard schließlich mit sanfter Stimme und unterbrach sie in ihren Gedanken. „Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist mit Ihnen?“
    Nur ungern wandte sie den Blick von der reizvollen Landschaft ab. „Haben Sie deshalb davon abgesehen, mit dem Magistrat zu sprechen, weil Sie sich mit Bolton nicht duellieren wollten?“
    „Wie? Soll ich mich schämen, weil ich bei diesem idiotischen Unterfangen nicht mitmachen will?“, fragte er amüsiert zurück. „Nein, Mädchen, ich habe ein dickes Fell und lasse mich nicht so leicht zu Dummheiten hinreißen.“
    „Sie haben sich ihn zum Feind gemacht!“
    „Er ist nicht der Einzige, der mich nicht leiden kann. Einer mehr oder weniger macht da keinen Unterschied.“ Er lächelte. „Nein, Mädchen, ich habe mich Ihretwegen nicht auf das Duell eingelassen.“
    „Wegen mir, Mr Blackley?“ Sie runzelte die Stirn. „Wie können Sie so etwas sagen? Ich hatte nicht vor, fortzulaufen wie ein verängstigter Hase. Ich wäre auf direktem Weg zu den Behörden gegangen und hätte ihnen alles erzählt - alles!“
    „Oh, Cassia.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Wenn wir Zuhörer haben, können Sie mich meinetwegen Beelzebub schimpfen, aber wenn wir unter uns sind, dann bitte, bitte nennen Sie mich einfach Richard. Mein Vorname ist Ihnen bereits des Öfteren über die Lippen gekommen, und es hat Sie nicht umgebracht.“
    Cassia winkte ungeduldig ab. Sie hatte ihn, wie sie zugeben musste, tatsächlich einige Male bei seinem Vornamen genannt, allerdings nur in Ausnahmesituationen, sofern sie sich recht entsann. Ihm dieses Zugeständnis schon jetzt, so kurz nach ihrem Aufbruch nach Greenwood Hall zu machen, erschien ihr ein zu großes Risiko. Sie sollte für ihn arbeiten und würde sich sicherer fühlen, wenn eine gewisse Förmlichkeit und Distanz zwischen ihnen herrschten.
    „Versuchen Sie nicht, mich abzulenken, Mr Blackley, und beantworten Sie mir meine Frage. Weshalb wollten Sie nicht auf den Magistrat warten und sich über Bolton, der uns immerhin mit seinem Degen bedroht hat, beschweren? Womöglich hätte er uns beide getötet, wenn er nicht von Ihnen überwältigt worden wäre.“
    Er seufzte und verschränkte die Arme. „Ich sagte doch, dass ich Ihretwegen darauf verzichtet habe, Mädchen. “
    „Mr Blackley, machen Sie keine Späße! “
    „Ich meine es wirklich ernst“, beteuerte er. „Sie werden genügend Fragen beantworten und Klatsch über sich ergehen lassen müssen, weil Sie mich nach Greenwood begleiten, selbst wenn ich eine Armee angeheuert hätte, die Ihre Jungfräulichkeit beschützt.“
    „In ,Penny House“ sind wir jeden Tag Klatsch und Tratsch ausgesetzt“, erwiderte sie und bemühte sich, welterfahren zu wirken. „Das geschieht unweigerlich, wenn man, so wie meine Schwestern und ich, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht.“
    „Der Zwischenfall vor dem ,Clarendon' hätte schwerwiegendere Konsequenzen nach sich gezogen, wenn ich den Magistrat eingeschaltet hätte.“

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