Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
Vom Netzwerk:
also half ich Ihnen. Wenn Sie nicht aus der Kutsche gesprungen wären, hätte ich nicht die Gelegenheit gehabt, Bolton zu überwältigen.“ „Was sonst hätte ich tun sollen?“, erkundigte sie sich überrascht. „Lord Bolton war im Begriff, Sie anzugreifen, und es war meine Schuld. Ich konnte kaum feige in der Chaise sitzen bleiben, während er auf Sie losgeht.“
    Sein Lächeln mutete sie steif, fast gezwungen an. „Die meisten Damen hätten genau dies getan.“
    „Ich bin nicht wie die meisten Damen“, verkündete sie nicht ohne Stolz. „Mein Vater hat uns drei Mädchen beigebracht zu denken, unserem inneren Gefühl zu trauen und nach unserem Gewissen zu handeln. Er wollte nicht, dass aus uns dreien Hohlköpfe werden, deren einziges Interesse darin besteht, die richtige Schute für einen Spaziergang auszuwählen.“
    „In der Tat“, sagte er gedehnt. „Sie sind nicht wie andere Frauen, nicht im Geringsten.“
    „Nein“, bestätigte sie sanft, während ihre Gedanken wieder zu dem Vorfall beim „Clarendon“ schweiften. „Vater hätte es gefallen, wie Sie sich heute verhalten haben. Sie haben Ihr Bestes gegeben, um vernünftig mit Lord Bolton umzugehen. Sie haben Ihr Temperament gezügelt und sich
    nicht dazu hinreißen lassen, ihn anzugreifen.“
    „Ihr Vater muss ja ein weiser Gentleman gewesen sein.“ Richard hob die Hand und legte sie an ihre Wange. Seine Finger fühlten sich so warm und sanft an, wie sie es sich vorgestellt hatte. „Sie müssen wissen, Sie sind die erste Person, die mir zu Hilfe geeilt kam.“
    „Und Sie haben mich nun bereits das zweite Mal gerettet. Das hätte Papa ganz bestimmt gutgeheißen.“ Der Vater war ihr strahlender Held gewesen, der stets zur Stelle gewesen war, um sie vor Unheil zu bewahren - wie Richard. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie nahm sein Antlitz nur noch verschwommen wahr und wandte sich von ihm ab, um aus dem Fenster zu sehen.
    „Bitte, ich bitte Sie, nicht weinen“, sagte er schroff. „Oh, verdammt, hören Sie auf zu weinen.“
    „Ich kann nicht anders“, wisperte sie unglücklich. Jetzt, da sie die ersten Tränen zugelassen hatte, kam es ihr vor, als stürze ihr ein wahrer Wasserfall aus den Augen, der heiß und salzig die Wangen hinabrann, gleichgültig, wie sehr sie sich bemühte, ihre Fassung zurückzugewinnen. Sie tastete nach dem Taschentuch in ihrem Ridikül, und kaum dass sie sich die Augen betupft hatte, drückte sie das feuchte Tuch verzweifelt in ihren Händen zusammen. „Stellen Sie sich vor, Sie wären gestorben - so plötzlich wie Vater. Sie hätten getötet werden können! “
    „Aber ich bin nicht tot, nicht wahr?“ Richard stand auf und setzte sich neben sie. „Es braucht mehr als einen hochwohlgeborenen Narren wie Bolton, um mir das Lebenslicht auszupusten, Mädchen, das kann ich Ihnen versprechen.“
    Er legte den Arm um Cassias Schultern und zog sie sacht an seine Brust. Erleichtert schluchzte sie auf. Seit sie und ihre Schwestern in London weilten, hatte sie nicht mehr geweint; sie war gezwungen gewesen, stark zu sein, vor allem den Schwestern zuliebe. Doch nun, da jemand anderes ihr eine starke Schulter bot, stürzte die sorgfältig errichtete Mauer um sie einfach ein, und die Trauer um den geliebten
    Vater und die Angst, die sie um Richard ausgestanden hatte, überwältigten sie.
    „Beruhigen Sie sich, Cassia“, beschwor er sie und zog sie fester an sich. Sie spürte den leicht kratzigen Wollstoff seines Gehrocks an ihrer Wange und empfand seine Arme wie einen Schutzwall um sich. „Es ist gar nicht so schlimm, wie Sie denken. Weder Sie noch ich sind verletzt, oder? Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und - verdammt, ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich sagen soll, damit Sie aufhören zu weinen.“
    Cassia versuchte sich zu fassen und hob den Kopf. Gleich darauf brach sie indes erneut in heftiges Schluchzen aus und vermochte sich nicht zu beruhigen. Unsäglich beschämt, rieb sie sich schließlich mit einer energischen Geste die Tränen aus den Augen, während Richard sein Taschentuch hervorholte und es ihr hinhielt. Sie nahm es dankbar entgegen, doch seine aufmerksame Geste brachte sie wieder zum Weinen.
    „Oh, Richard. Es ... es tut mir so leid“, wisperte sie, als sie zu ihm aufblinzelte, und zerknüllte das feine Leinentuch zu einem feuchten, unansehnlichen Klumpen. „Es ist zu dumm ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. “
    „Dann sollten wir vielleicht aufhören, es zu versuchen“,

Weitere Kostenlose Bücher