Spiel ums Glueck
haben.
„Wer ist Satter?“, wollte sie wissen, als sie das Gebäude betraten. „Ist das Ihr Partner?“
„Das war er einmal. Vor langer Zeit in Bridgetown“, antwortete Richard und hielt ihr den Arm hin. „John Satter war ein alter Gauner aus Barbados. Er brachte mir alles bei, was ich über den Handel mit Zucker und Melasse wissen musste, und bot mir schließlich die Partnerschaft an. Als er starb, habe ich aus Respekt seinen Namen beibehalten.“
„Dann gab es wenigstens eine Person, die sich um Sie gekümmert hat.“ Cassia beschloss, sich nicht bei ihm einzuhaken, und betrat mit gebührlichem Abstand zu ihm das geräumige Arbeitszimmer. Vielleicht war sie zu vorsichtig, doch sie wollte nicht gleich zu Beginn ihrer Zusammenarbeit einen Fehler begehen. „Wie es scheint, war er nicht nur Ihr Partner, sondern auch Ihr Mentor und Freund.“ „Satter?“ Richard lachte. „Er hat mich einzig und allein aus einem Grund zu seinem Partner gemacht - dass ich seine Geschäftsgeheimnisse nicht an seine Konkurrenten weitergebe. Er war ein gewiefter Bursche. Sie können hier bei der Tür Platz nehmen. Ich werde Ihnen einen Tee kommen lassen.“
Cassia blinzelte, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Der Raum war schlicht möbliert und bot dem verwöhnten Auge keinerlei Schönheit. Karten mit Schifffahrtslinien und fremden Häfen hingen an den weiß gestrichenen Wänden, und in den Regalen waren Wirtschaftsbücher und Kisten abgestellt. Vier Buchhalter saßen an ihren Schreibtischen neben dem Fenster und taten, kaum dass Richard das Kontor betreten hatte, besonders arbeitseifrig.
„Ich denke, ich komme lieber mit Ihnen, Mr Blackley“, flüsterte sie ihm zu, als er ihr unter neugierigen Blicken seiner Angestellten einen unbequem aussehenden Stuhl anwies. „Bitte.“
„Aber gern.“ Er sie an und lächelte verschmitzt. „Ich habe nichts dagegen.“
„Guten Tag, Mr Blackley, guten Tag!“, begrüßte ihn der dunkelblonde Vorsteher, der aus seinem nebenan gelegenen Büro getreten war. „Es ist alles vorbereitet, Sir, Sie müssen nur noch unterschreiben und ... äh, guten Tage, Miss.“
„Miss Penny, Mr Barker.“ Ohne darauf zu warten, dass die beiden höflichkeitshalber ein paar Nettigkeiten austauschten, kam Richard sogleich auf Geschäftsbelange zu sprechen. Eine Lieferung Mahagoni war eingetroffen, wie Cassia zu ihrer größten Begeisterung erfuhr. Sie konnte sich nichts Schöneres denken, als dieses edle Material in Greenwood Hall zu verwenden. Richard willigte, nachdem Cassia ihn aufgeregt darum gebeten hatte, schließlich ein, ihr einen Teil des Holzes zur Verfügung zu stellen.
Er lächelte. „Wie könnte ich Ihnen diesen Wunsch verwehren? Sie wissen genau, was Sie tun und was Sie für Ihre Arbeit brauchen, deswegen habe ich Sie schließlich auserwählt, mir mein zukünftiges Heim zu gestalten. Ich hätte keinen besseren Mann für Greenwood Hall anheuern können.“
Cassia vermochte sich über das Kompliment nicht recht zu freuen. Sie legte die Stirn in Falten und antwortete: „Sie vergessen, dass ich kein Mann bin, und Sie haben mich auch nicht angeheuert. Sie haben mich gewonnen oder vielmehr meine Dienste.“
„Oh, das habe ich nicht vergessen“, sagte er. „Ich kann mir jedes einzelne Detail, das Sie betrifft, ins Gedächtnis rufen.“
Er sah ihr tief in die Augen und lächelte sie in einer Weise an, dass ihr kleine wohlige Schauer über den Rücken liefen. Er spielte auf ihren Kuss an, der ihr mit einem Mal wieder vor Augen stand, als wäre es erst gestern gewesen. Ich wünschte, er hätte mich nicht daran erinnert, dachte sie und konnte nicht verhindern, dass sie errötete.
Richard nahm gleich zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe zum Hotel hinaufeilte. Das Gepäck war auf den Vierspänner umgeladen worden, die Pferde standen bereit, und sie würden endlich, Stunden später als geplant, die Stadt verlassen. Doch wo war Cassia? Sie weilte nicht in der Halle, nicht im Damenzimmer, wie er sich - Kopf und Kragen riskierend - vergewissert hatte, indem er so frei gewesen war, durch den Türspalt in den besagten Raum zu spähen, und sie hielt sich nicht im Speisesalon auf. Unruhig schritt er auf den Portier zu, um ihn um Unterstützung bei seiner Suche zu bitten. Zum Glück erübrigte es sich, den Mann einzuweihen, denn als Richard am Herrensalon vorüberging, entdeckte er sie.
„Oh, Mr Blackley, ich bin ja so froh, dass Sie hier sind!“, rief sie ihm begeistert zu, als sei es
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