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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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erwischt. Und ich
dachte gerade darüber nach, wieso das wohl so ist. Darf ich
Sie fragen, warum Sie heute mit jemandem bei Saint Peter's
gesprochen haben?» Halloran atmete tief ein und ganz langsam
wieder aus, so wie auf dem Schießstand kurz vorm
Abdrücken. «Wir hatten an dem Tag, als Deputy Peltier
ums Leben kam, hier auch einen Doppelmord.»
    «Ja, das alte
Ehepaar in der Kirche. Davon hab ich gelesen.
    Einen Augenblick,
bitte.» Er deckte das Mikrofon im Hörer mit der Hand ab
und hob die Stimme: «Leute, könnt ihr bitte etwas leiser
sein?» Soweit Halloran es mitbekam, sank der
Lautstärkepegel kaum. «Entschuldigung, Sheriff. Wie
sagten Sie noch gleich?»
    «Ich mach es
ganz kurz, Detective. Die einzige Spur, die wir in dem Doppelmord
aufnehmen konnten, führte uns direkt zu jener Schule. Als wir
heute Morgen dort anriefen und erfuhren, dass Sie ebenfalls dort
angerufen hatten …» Jemand auf der Minneapolis-Seite
äußerte sich lauthals zu einer Pizzabestellung, und
diesmal machte sich Magozzi nicht die Mühe, den Hörer
abzudecken, sondern polterte los: «VERDAMMT, HALTET ENDLICH
DIE SCHEISSKLAPPE!» Urplötzlich herrschte totale Stille
auf beiden Seiten der Verbindung. «Entschuldigen Sie bitte
meine Ausdrucksweise, Sheriff.» Halloran grinste. «Kein
Problem. Hört sich so an wie in jedem Film über
Großstadtcops, den ich je gesehen
habe.»      
    «Na ja, dann
sind die aber ganz bestimmt nicht hier bei uns gedreht worden. Ich
habe nämlich einen Chief, der mit Vorliebe darüber
doziert, dass die Verarmung der englischen Sprache ein Indikator
für den moralischen Niedergang unserer Zivilisation ist. Sie
sind also der Meinung, dass der Mörder Verbindungen zu jener
Schule hat?»
    «Vielleicht. Es
ist eine lange Geschichte.»
    «Hören Sie,
ich befinde mich in unserem Großraumbüro, und hier
geht's heute Abend zu wie im Zoo. Ich suche mir einen ruhigeren Ort
und rufe Sie dann zurück.»
    «Es handelt sich
eigentlich eher um einen Schuss ins Blaue, Detective. Uns liegt
nichts Handfestes vor, das uns vermuten ließe, wir seien da
auf etwas gestoßen, was auf irgendeine Weise mit den Morden
zu tun haben muss. Das zufällige zeitliche Zusammentreffen der
Anrufe gab uns jedoch zu denken.»
    «Ich würde
gern hören, was Sie vorliegen haben.»
    «Ich erwarte
dann Ihren Anruf.»
    «Und, was war
das jetzt?», fragte Gino, biss kräftig von einem
Riesenstück Pepperonipizza ab und angelte einen
herunterhängenden Faden Mozzarella mit der Zunge.
    «Ich weiß
auch nicht. Könnte auch nur ein komischer Zufall sein. Komm
mit.» Magozzi stemmte sich von seinem Stuhl hoch und machte
sich auf den Weg zwischen den vielen Schreibtischen hindurch in
einen Verhörraum.
    Gino blieb ihm auf den
Fersen und hinterließ eine blutige Spur aus
Tomatensoße. «Cops glauben nicht an Zufälle. Das
weiß ich aus ‹Law & Order› im
Fernsehen.»
    «Dann muss es ja
stimmen. Erinnerst du dich, dass ein altes Ehepaar Anfang der Woche
in einer Kirche in Wisconsin ermordet wurde?»
    «Aber klar. Ein
Deputy wollte später ihr Haus betreten und ist in eine
Selbstschussfalle gelaufen. Eine präparierte Schrotflinte hat
ihn durchlöchert. Vielleicht irgendwelche Endzeitfanatiker
oder so. Möchtest du kein Stück abhaben? Ist zwar nicht
von Angela, aber auch nicht schlecht.»
    «Nein danke. Das
war der Sheriff von da drüben. Sagte, sie haben einen
Verdächtigen bis zur Saint Peter's School
zurückverfolgt.» Gino blieb wie angewurzelt
stehen. «Unser Saint
Peter's?»
    Gino schaute immer
wieder in den kleinen Verhörraum, wo Magozzi mit Halloran
sprach, und als der endlich aufgelegt hatte, machte Gino langsam
den Eindruck, gleich die Wände hochgehen zu wollen.
    Magozzi legte die
Füße auf einen Stuhl und betrachtete selbstvergessen die
malträtierten Wildlederkappen seiner schwarzen Hush Puppies.
«Irre Geschichte, Gino.»
    «Wie
irre?»
    «So irre, dass
Sheriff Halloran noch heute Abend herfährt.»
    «Und wer ist
also der Verdächtige, den er zur Saint Peter's School
zurückverfolgt hat?»
    «Das Kind von
dem alten Ehepaar. Anscheinend haben sie den Jungen einfach in der
Schule in New York abgegeben, als er fünf war, und sind nie
wiedergekommen. Das war vor sechsundzwanzig Jahren.» Gino
schloss die Tür zum Hauptraum des Morddezernats und stand eine
Zeit lang einfach da. Er versuchte sich vorzustellen, was es
für Eltern sein mussten, die ihr Kind einfach irgendwo
zurückließen. Er hatte schon hundertmal mit dergleichen
zu tun

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